Die vergangene Woche haben wir auf Menorca, Mallorcas kleiner Schwesterinsel, verbracht. Und es war wirklich herrlich. Genau der richtige Ort für die dringend notwendige Entschleunigung. Nach ein paar freitäglichen Überstunden – muss ja alles erledigt sein, damit einen das schlechte Gewissen nicht in den Urlaub verfolgt… – starteten wir letzten Samstag durch.
Die Anreise zum Flughafen per Auto, U-Bahn und S-Bahn verlief störungsfrei. Am Fraport verpasste mir der Gatte erstmal einen Gin Tonic, um mich in die richtige Stimmung für den Flug zu versetzen. Immerhin hatte uns die Lufthansa ja bereits vorab informiert, dass wir außer einem Fläschchen Wasser im Flieger nichts zu erwarten hätten.
Meine Hände waren trotzdem beim Start wieder schwitzig. Ich werde wohl nie wirklich entspannt fliegen können. Aber egal. Beim Landeanflug sahen wir das erste Fitzelchen Menorca durch das verschmierte Bullauge. Die Sonne schien noch. Es kam etwas Urlaubsstimmung auf, obwohl im Sitz neben uns ein Kind völlig hysterisch wurde. Gottlob ein Douglas Adams’sches PAL (Problem anderer Leute).
Bis wir erst unsere Koffer und dann unseren Leihwagen entgegengenommen hatten, dämmerte es. Fornells – und damit unsere Unterkunft – erreichten wir dann im Dunkeln. Da zum Hotel – Hostal La Palma – ein Restaurant gehörte, war das kein größeres Problem. Wir schleppten unsere sieben Sachen aufs Zimmer, richteten uns menschenwürdig her und begaben uns an einen Tisch mit Hafenblick.
Es gab allerlei Tapas Tapes, Bier, Wein – herrlich! Der Stress der vergangenen Wochen bröckelte bereits merklich. Will jemand wissen, was wir gegessen haben? Okeeehhh… Patates braves (Bratkartoffeln – mit… dazu kommen wir später noch…), Raviolis de sobrasada amb mel (frittierte Ravioli mit Sobrasadafüllung und Honig), Croquetes menorquines amb sobrasada i amb cuixot (Kroketten mit Suchtfaktor) und Pilotes de carn amb salsa de tomàtic (Fleischbällchen in Tomatensauce).
Nach dem Essen drehten wir noch eine Runde durch Fornells. Netter Ort. Wirklich.
Das echte Urlaubsprogramm (O-Ton: „Das ist kein Urlaub. Das ist ein Boot Camp!“) begann dann am Ostersonntag. Der unbarmherzige Gatte ließ es allerdings ruhig angehen. Vermutlich war das aber nur eine Art Konditionstest, der über mein Schicksal in den kommenden Tagen entscheiden würde. Wir starteten in Fornells und gingen an der Küste entlang, nachdem wir uns in Es Mercadal mit Wasser eingedeckt hatten.
Ich trug meine neuen Wanderschuhe, die ich nur zweimal – und das nicht sehr ausgiebig – vorab getestet hatte. Ich war der Meinung, das müsse genügen. Klar. Bis zur ersten Druckstelle war das auch so. Die ließ allerdings nicht lange auf sich warten.
Ich erspare dem potentiellen Leser jetzt mal eine ausführliche Schilderung meines selbstverschuldeten Fuß-Desasters. Ich hatte immerhin Pflaster dabei. Leider halfen die nicht gegen die Krämpfe im nicht bepflasterten Fuß. Konzentrieren wir uns aber mal auf den Weg.
Vom Hafen in Fornells aus liefen wir bis zum kleinen Leuchtturm am Cap de Fornells immer an der Bucht entlang. Ich weiß nicht, wie es zu anderen Jahreszeiten dort aussieht, aber im Frühling ist es wahrhaft bezaubernd. Alles blüht und sprießt. Ein Traum in bunt.
Vom Meer aus geht es etwas nach oben zum Torre de Fornells und anschließend weiter an der Küste entlang. Die bietet in diesem Abschnitt sensationelle Fotomotive aus unterschiedlichen, teils sehr bizarr wirkenden Gesteinsformationen. Man läuft und staunt bei jedem Schritt. Gut… Und zwischendurch wechselt man das Pflaster.
Weiter geht’s nach Platges des Fornells – und von dort über die Cala Tirant zurück nach Fornells. So die Theorie. Am Ortsausgang von Platges des Fornells gab ich auf, setzte mich auf einen Stein unter einer Palme und verweigerte. Der Gatte lief das Stück nach Fornells allein weiter und rettete mich mit dem Auto. Rucke die Guh, Blut ist im Schuh! Er sammelte mich – inzwischen barfuß – am Straßenrand wieder ein.
Ab diesem Moment verbrachte ich den Urlaub in Birkenstocks oder Chucks. Das funktionierte in Verbindung mit der großen Menge an Pflastern, die ich dabei hatte, überraschend gut. Einzig ein Weg am letzten Tag war damit nicht machbar. Aber das war dann auch nicht mehr wirklich schlimm.
Abends liefen wir ins Can Tanu, das nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt war. Das Essen war ausgezeichnet. Wir futterten uns wieder durch das Tapas-Angebot. Von den Croquetas – diesmal Pescado und Sobrasada – gibt es leider kein Foto. Was soll’s! Croquetas – kennste eine, kennste alle. Also rein optisch.
Dazu gab es Boquerones, Escalibada und die unvermeidlichen Patatas bravas. Und der Gatte schaffte sogar noch einen Flan café zum Abschluss, der ebenfalls wirklich ausgezeichnet war. Mir genügte ein Espresso.
Kommen wir aber nun zum Serviceteil dieses Blogposts. Nachdem ich gestern Mittag am Eierautomaten beim Bornhof war, kann ich ein Rezept für die auf Menorca allgegenwärtige Salsa Mahonesa bieten. Mahonesa klingt nicht zufällig wie Mayonnaise. Dazu kurz ein Ausflug in die Geschichte Menorcas. Der Hafen von Mahón (zu dem wir später noch kommen werden) erfreute sich ehemals großer Beliebtheit unter den seefahrenden Nationen. Andrea Doria, seines Zeichens Großadmiral von Genua, wird in diesem Zusammenhang mit folgenden Worten zitiert: „Ich kenne nur vier sichere Häfen im Mittelmeer: Juni, Juli, August und Mahón.“ Nachdem die Insel von 1713 bis 1756 von den Briten beherrscht wurde (damit kam der Gin nach Menorca), rissen sie sich anschließend die Franzosen in Gestalt des Duc de Richelieu flott mal unter den Nagel.
Dem Neffen des gleichnamigen Kardinals soll nämlich die Salsa mahonesa, die ihm dort aufgetischt wurde, so ausgezeichnet geschmeckt haben, dass er das Rezept mit nach Frankreich nahm. Der Dame aus Mahón, die ihm die Sauce serviert hatte, schrieb er: „Sollte ich euch jemals vergessen, Madame, so wird diese zarte Sauce, mit welcher ihr meinen Gaumen so viele Male glücklich machtet, mich stets an euch erinnern. Von jetzt an will ich sie , da ich ihr nicht Euren Namen geben kann, nur noch Mayonnaise nennen.“
Zutaten
- 2 Eigelbe
- 1 Prise Salz
- 100 ml Olivenöl möglichst mild
- 150 ml neutrales Pflanzenöl
- etwas Zitronensaft
- eventuell Gewürze nach Wunsch hier mit einer Prise scharfes Paprikapulver
Anleitung
Mit dem Stabmixer:
- Eigelbe mit dem Salz aufmixen. Öl in sehr feinem Strahl nach und nach untermixen. Zuletzt Zitronensaft (und – falls gewünscht – Paprikapulver) unterrühren.
Mit dem Thermomix:
- Eigelbe mit dem Salz in den Thermomix geben und kurz bei Stufe 5 aufmixen. Anschließend Öl in sehr feinem Strahl einlaufen und weiter mixen lassen. Zuletzt Zitronensaft (und – falls gewünscht – Paprikapulver) zugeben.
Ich berichte das jetzt mal total subjektiv aus menorquinischer Sicht. Es gibt selbstverständlich Franzosen, die dazu eine völlig andere Meinung haben. Und: Der Menorquiner benutzt natürlich weder einen Stabmixer noch einen Thermomix, sondern bereitet die Sauce von Hand in einem sogenannten Mortero zu, einem Steingut-Mörser mit vier Ausbuchtungen, über die man das Olivenöl hineinträufelt. Olivenöl wohlgemerkt. Ich hatte hier leider nur sehr kräftiges, gozitanisches im Vorrat und habe es mit Rapsöl „verdünnt“.
Und damit die „Mahonnaise“ nicht so einsam ist, gab es dazu Patatas bravas. Wir sind gerade so dran gewöhnt. Dazu ebenfalls eine kurze Anleitung:
Zutaten
- 500 g Kartoffeln festkochend oder vorwiegend festkochend
- Salz fürs Kochwasser
- 0,5 TL Backpulver fürs Kochwasser
- 1 EL Olivenöl
- Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Anleitung
- Ofen mit einem mit Backpapier ausgelegten Blech auf 220°C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Kartoffeln gründlich waschen und mit Schale (bei neuen Kartoffeln – ansonsten vorher schälen) in mundgerechte Würfel schneiden.
- Kartoffelstücke in einen Topf geben und diesen mit kaltem Wasser bis Oberkante Kartoffelwürfel auffüllen. Kurz aufkochen lassen, Salz und Backpulver zugeben, Deckel auf den Topf geben und je nach Kartoffelsorte und Würfelgröße etwa fünf bis zehn Minuten vorkochen.
- Wasser abgießen und Kartoffeln im Topf abdampfen lassen. Restliche Zutaten zugeben und gründlich vermischen.
- Kartoffelwürfel auf dem Blech verteilen und – zwischendurch wenden! – etwa eine halbe Stunde abbacken, bis sie außen richtig kross sind.
Man reiche mir… und ich muss immer nachgucken, wie viele „N“ in Mayonnaise kommen.