Am Tag nach dem Unwetter war alles wieder wie gewohnt. Der Gatte tauchte ab, ich arbeitete am letzten Ħobż tal-Malti-Versuch für den World Bread Day. Es gelang. Der Tag lief gut. Mittags fuhren wir an die Xwejni Saltpans, um die heimischen Salzvorräte aufzustocken. Ohne das geht’s mittlerweile nicht mehr.
Anschließend drehten wir eine Runde an der Küste entlang bis zum Għasri Point und ich dokumentierte jede einzelne Salzpfanne bis dahin. Also gefühlt. Das Meer war immer noch recht aufgewühlt, aber die Sonne schien und es war wirklich herrlich. Achtung! Extreme Salt Pan Spam!
Von den Salzpfannen ging’s nach Victoria / Ir-Rabat. Die Cittadella wartete. Und sie enttäuschte wieder einmal nicht. Wir liefen eine Weile herum, bevor wir noch zum St. George’s Place für Besorgungen aufbrachen.
Wegen der getrockneten, gozitanischen Wildkräuter zog es mich alljährlich zur Bottega del Sole e della Luna. Meistens durfte noch das ein oder andere Küchenhandtuch o.ä. mit. Diesmal standen wir fassungslos vor der Fassade. Der Laden war weg. Einfach weg! Wie schrecklich!
Das kleine vollgestopfte Geschäft war alljährlich eine feste Anlaufstelle gewesen. Ich hatte es geliebt. Verdammt! In meiner Verzweiflung kaufte ich in einem nahegelegenen Laden zwei Stephanie-Borg-Teatowels. Ganz über den Verlust hinwegtrösten konnte es mich allerdings nicht. So ein Mist! Ich werde mir einen neuen Kräuterladen suchen müssen. Aber der alte wird mir trotzdem unglaublich fehlen.
Wieso machen immer die schönen Läden zu? Die Souvenirshops braucht z.B. doch wirklich kein Mensch!
Für abends hatten wir einen Tisch im Brookies reserviert. Einmal musste das mindestens sein während unseres Aufenthalts. Die Bestätigung für den Tisch erreichte uns sechs Minuten vor unser geplanten Ankunftszeit. Jetzt aber flott!
Vorab gab es einen köstlichen Avocado-Dip, der mit roten Pfefferbeeren gewürzt war. Sehr lecker – trotz meiner Avocado-Abneigung! Dann gebackenen Brie und Salmon Fishcakes mit hausgemachter Aïoli gefolgt von einem Kaninchen – sous-vide mit Knoblauch, Kräutern und Weißwein – und einem Calamaretti-Pastagang. Es war wieder zum Reinlegen. Das Kaninchen war göttlich. Durchs Vakuumieren war der Geschmack außerordentlich intensiv ins Fleisch eingezogen. Das teste ich auf alle Fälle auch mal!
Nach dem obligatorischen Limoncello und einem Espresso traten wir satt und glücklich den Heimweg an.
Am nächsten Tag war World Bread Day. Ich konnte also fürs Erste das Brotbacken einstellen. Mit dem Ergebnis war ich beim letzten Versuch ohnehin glücklich gewesen. Mission accomplished!
Nach längeren Überlegungen entschieden wir, zum Tal-Mixta Cave aufzubrechen und von dort aus zur San Blas Bay abzusteigen – ein völlig anderer Weg, den wir noch nie ausprobiert hatten. Am Tal-Mixta war wieder mal ziemlich viel los. Die zahllosen Hinweisschilder, was alles nicht erlaubt sei, wurden größtenteils ignoriert. Fünf Meter hinter dem „No drones“-Schild stieg unbeirrt eine Drohne auf.
Der Blick von oben auf die Ramla Bay ist immer wieder herrlich. Das fand augenscheinlich selbst die Katze, die direkt am Höhlenrand auf einem Stein saß. Auch ein Lebensziel.
Wir marschierten los – erst eine Weile an der Straße entlang und dann abwärts durch die Obst- und Gemüsegärten über San Blas. Der Weg ist gesäumt von Orangen- und Zitronenbäumen, Prickly Pears und Granatäpfeln. Und er ist nicht ganz so steil wie unser üblicher Abstieg, dafür aber etwas länger.
Wir kamen unten an – bereits den fest eingeplanten kühlen Wein und das Cisk vor Augen – und mussten feststellen, dass Steve, der Kiosk-Mann, seine Saison bereits beendet hatte. Guuut… So spät waren wir noch nie hier gewesen, aber das war doch wohl eine Unverschämtheit! Es war alles weg bis auf ein paar Steine und den umgedrehten Grill. Verdammt!
Bei Wasser aus dem Rucksack saßen wir eine ganze Weile auf den Steinen und schauten aufs Meer. Vor ein paar Tagen standen da noch Tische und Stühle. Und wir hatten es ja auch noch nie anders erlebt. Wie überraschend gemein…
Nichtsdestotrotz ist das halt ein wunderbarer Ort – auch ohne Steve. Pah! Und das Wetter war noch deutlich besser als beim Antrittsbesuch. Wir nahmen den gleichen Weg zurück. Die meiste Zeit über begleitete uns eine kleine, verhungerte Katze, die über und über mit Zecken bedeckt und offensichtlich sehr hungrig war. Wir hätten ihr am Kiosk etwas besorgt, aber der war ja weg. Böser Steve!
Für den letzten Tag hatten wir uns die alljährliche „Nahtodeswanderung“ von Daħlet Qorrot zum Ħondoq ir-Rummien aufgehoben. bei grandiosem Wetter starteten wir – und durften vorher feststellen, dass die dringend nötigen Arbeiten an der Straße nach Daħlet Qorrot inzwischen weit forgeschritten sind. Das wird eine Autobahn! Also, eine gozitanische Autobahn, was meinen will, dass man an allen Stellen den entgegenkommenden Verkehr problemlos passieren kann und nicht in Gefahr läuft, auf Nimmerwiedersehen in Schläglöchern von der Größe eines Tiny Houses zu verschwinden.
Nach einem kurzen Plausch mit einem französischen Hobbyfotografen, der sich nach meinen Erfahrungen mit der R6 erkundigte, da er selbst über einen Wechsel nachdachte, ging es los. Die „schöne Stelle“ wartete schließlich auf uns.
Die Wanderung nochmals zu beschreiben, ist vermutlich nicht nötig. Das habe ich bereits mehrfach getan – zum Beispiel hier, hier und hier. Diesmal hatten wir absolut perfektes Wetter. Die Sicht in alle Richtungen war unglaublich. Wir stellten fest, dass im Steinbruch auch sonntags gearbeitet wurde, dass die St. Anthony’s Battery einer Generalüberholung unterzogen worden war und dass ich den Weg nach Qala hoch am Ende auch mit relativ wenig Gejammer absolvieren kann. Und jetzt: Lasst Bilder sprechen!
Und mit 18.500 Schritten hatte ich auch noch den bisherigen Rekord dieses Urlaub pulverisiert. Ein wahrhaft triumphaler Tag! Für diesen letzten Abend hatten wir einen Tisch in Xlendi in der Il-Kċina Għawdxija reserviert. In Xlendi war es doch deutlich frischer als in Marsalforn. Wir fröstelten ein wenig. Vermutlich waren wir inzwischen aber auch nur verwöhnt. Das Essen war toll. Das Restaurant serviert ausschließlich traditionelle gozitanische Gerichte. Wir werden mit Sicherheit bei Gelegenheit nochmals einkehren.
Wir teilten uns als Starters die Varjetà Tipika Għawdxija (eine kalte Vorspeisenplatte) und die Pulpetta tal-Ħut Frisk (mir fällt gerade auf, dass das ein sehr fish-cake-lastiger Urlaub war…). Anschließend nahmen wir beide je einen Pastagang – der Gatte die Mqarrun biz-Zalzett Għawdxi und ich die Ghagin Mgholli biz-Zalza tal-Fenek. Klingt auf Malti echt spannend. Ich übersetze mal kurz: Maccheroni mit gozitanischer Zalzett (vergleichbar mit der italienischen Salsiccia) und Spaghetti mit Kaninchensauce. Die Portionen waren fast so tödlich wie die vorhergegangene Nahtodeswanderung. Ich musste kapitulieren – allerdings nicht ohne vorher jedes noch so winzige Kaninchenstück herausgefisselt und vernascht zu haben.
Die total unterbelichteten Fotos waren kaum zu retten und werden der Köstlichkeit des Essens bei weitem nicht gerecht. Im Brotkörbchen lag das beste Ħobż des Urlaubs, die Fish Cakes waren ein Traum – und die Saucen jeweils perfekt mit einem dezenten Wildfenchelaroma. Köstlich. Wirklich. Das muss man mir jetzt mal einfach so glauben.
Am nächsten Morgen war sie dann vorbei, die herrliche Gozo-Zeit. Wir packten alles ein, hofften, dass mein Koffer die Obergrenze von 32 Kilogramm nicht überschreiten würde (er wog am Ende 32,7 Kilogramm, wurde aber durchgewunken). In ihm befanden sich sämtliche Einkäufe inklusive Wein und Olivenöl. Ich schwitzte leicht – und das nicht nur nur beim Schleppen. Wobei der Gatte ihn die meiste Zeit schleppte – vor allem im späten Verlauf der Heimreise auf Treppen in Frankfurter U-Bahn-Stationen.
Ein letzter Blick zurück von der Fähre aus auf Gozo unter sehr dramatischem Abschiedshimmel – und wir waren wieder auf Malta.
Wir hatten noch reichlich Zeit. So schauten wir zuerst spontan beim frisch restaurierten St Agatha’s Tower (oder auch Red Tower – der Grund ist offensichtlich) vorbei. Sehr lohnend! Die nette Historikerin berichtete sehr leidenschaftlich und begeisternd von den Restaurierungsarbeiten und der geschichtlichen Bedeutung des Turms. Wir stiegen über eine Wendeltreppe hinauf und hatten einen tollen Panoramablick über Comino nach Gozo und weit über Malta.
Anschließend kam, was kommen musste: die Singita Miracle Beach Bar. Im letzten Jahr war sie der perfekte Abschluss des Urlaubs gewesen. Und das sollte sie auch in diesem Jahr sein. Während wir wehmütig bei strahlendem Sonnenschein auf Għajn Tuffieħa schauten, entluden sich die dunklen Regenwolken, die auf einigen Fotos zu sehen sind, über der Gegend des Flughafens. Wir verpassten sie knapp, die Sitzkissen in der Lounge waren allerdings komplett aufgeweicht.
Dort gab es dann noch ein paar Abschieds-Pastizzi – und dann ging es in den Flieger. Und – oh Wunder! – auch diesmal war das gereichte Essen nicht nur absolut in Ordnung, sondern wirklich gut. Nachdem der Gatte mir endlich glaubte, dass es sich bei der Mousse oben links NICHT um ein Ei handelte und probierte, war er der gleichen Meinung. Wir gratulieren hiermit der Lufthansa zur Wahl des neuen Caterers „Tasting HEIMAT“!
So. Und anschließend landeten wir und fuhren mit S-Bahn, U-Bahn und Auto nach Hause. Und hier sind wir wieder. Nach dem freien Tag heute geht’s morgen auch gleich wieder los mit dem Alltag. Aber jetzt sind ja die Akkus erstmal wieder aufgeladen.