Nach einem Jahr unfreiwilliger Pause – die Flugpreise waren in 2023 so unverschämt gewesen, dass wir uns nicht hatten durchringen können – gönnten wir uns in diesem Jahr wieder unsere Oktober-Auszeit auf Gozo. Leider war damit unsere Serie gerissen, die selbst das Virus, dessen Namen wir nicht nennen wollen, nicht hatte unterbrechen können. Egal! Diesmal waren wir wieder unterwegs, wenn auch mit Zwischenlandung in München und Umstieg von Lufthansa auf Malta Airlines.
Die Zwischenlandung hätten wir jetzt nicht unbedingt gebraucht, aber sie senkte den Preis enorm. Und sie sorgte dafür, dass wir zumindest nicht völlig verhungert mitten in der Nacht in Luqa stranden würden. Wir wurden nämlich auf beiden Flügen jeweils einmal verköstigt. Und das bei einer Gesamtflugdauer von unter drei Stunden. Das war in der Tat sportlich!
Kurz vor dem Start sahen wir uns einmal kurz ungläubig an. „Hat er das jetzt echt gesagt?!“ Ja, wir hatten es beide gehört. Der Pilot hatte eindeutig gesagt: „Kevin Crew, ready for Take Off.“ Die beiden Herren der Kevin Crew, die für uns zuständig waren, schien das nicht weiter zu stören. Wir hingegen kicherten albern. Aber da brachte die Kevin Crew auch bereits das Essen.
Im Prinzip verlief ansonsten alles reibungslos und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Bei Lufthansa war wieder unser Lieblingscaterer Tasting Heimat am Start und es gab eine sehr köstliche Kleinigkeit.
Malta Airlines – ein spannender Flug
Für den zweiten Flug mit Malta Airlines konnten wir im Vorfeld seltsamerweise keine Sitzplätze reservieren, was zu einem absurden Reisegefährten-Tetris führte. Der Gatte und ich saßen beide auf Fensterplätzen hintereinander. Auf der anderen Seite des Ganges wurde auf die gleiche Art und Weise ebenfalls ein Ehepaar platziert. Mein Sitznachbar hatte seine Begleitung neben sich – allerdings mit dem Gang dazwischen. Das war offensichtlich das Schema, nach dem im gesamten Flieger die Sitzplätze verteilt worden waren. Sehr seltsam.
Da mein Sitznachbar und ich aber bereits zwei Minuten nach dem Einsteigen praktisch Freunde fürs Leben waren, traf es mich nicht wirklich hart. Wir überlegten uns, ob es sich bei der Sitzverteilung um ein Sozialexperiment handele und beschlossen beim gemeinsamen Gin Tonic kurz vor der Landung, dass wir vermutlich gewonnen hätten. Wobei auch immer.
Der Gatte stellte derweil fest, dass sich CISK ein neues Outfit verpasst hatte. Zum Essen bei Malta Airlines: Nettes Geschirr, das an Maltese Tiles erinnerte. Zum niedlichen Brot-Dreierlei gab es ein ebenso niedliches Ġbejnet-Dreierlei. Insgesamt sehr maltesisch und außerordentlich essbar. Leider gab es auf unserem Flug kein Imqaret als Dessert. Auf dem frühen Flug stand es auf der Karte, die wir in einer unserer Sitztaschen fanden.
Der Flug verging jedenfalls sehr kurzweilig und mit viel Gelächter. Und mein Sitznachbar und ich weinten leise, aber hemmungslos, als wir sahen, dass die Stewardess kurz vor der Landung die Champagner- und Proseccoreste ins Klo kippte. Sie hätte doch nur was sagen müssen! Wir hätten doch gern geholfen!
Fähre & Fahrt durchs nächtliche Gozo
Während der Gatte unser Auto abholte – es gab aus nicht bekannten Gründen ein Peugeot-Upgrade, in dessen Kofferraum beide Koffer passten -, wartete ich mit dem Gepäck vor dem Flughafen und atmete Lokalkolorit. Anschließend staunten wir über den Fortschritt der Straßenbauarbeiten rund um Luqa, die bisher selbst Google Maps verborgen geblieben waren, erreichten die am Fähranleger in Ċirkewwa bereits auf uns wartende Ta’Pinu und fuhren schließlich kurz vor Mitternacht durchs – vermutlich wegen der Opernsaison – festlich beleuchtete Victoria Richtung Għasri, wo wir nur noch erschöpft in die Betten fielen. Der Gatte musste schließlich auch früh raus wegen seines ersten Tauchgangs.
First Things First!
Als er mittags zurückkehrte, war natürlich klar, was auf dem Plan stand: Vorratsbeschaffung bei Grech’s Bakery und ein Antrittsbesuch in der San Blas Bay. Die Bäckerei war während unserer Abwesenheit in einen neuen Shop umgezogen. Das wussten wir bereits aus dem Netz. Aber unsere Befürchtungen, dass man sich von nun an nur noch aufs Dekorieren von Donuts konzentrieren würde, erwiesen sich als unbegründet. Das Brot war genauso gut wie in den Jahren zuvor. Und der Gatte legte sich wie immer größere Vorräte an Biskuttini und Qassatelli tal-Lewż zu.
Von Nadur aus ging’s Richtung Küste. Wir parkten das Auto wieder an der „Schützenhalle“, in der wie gewohnt lustig herumgeballert wurde, und marschierten los. Wieder einmal über den Weg durch die Gärten statt über die steile Abfahrt.
Der Himmel war blauer als blau, die Kaktusfeigen hingen voller Früchte und es war einfach herrlich, endlich die Bucht wiederzusehen. Und Steve, der uns mit Getränken versorgte. Wie immer fing der Urlaub hier so richtig an. Auch wenn wir das letzte Stück des Wegs auf dem Hosenboden zurücklegen mussten. Und auch wenn wir den ganzen Weg anschließend wieder hoch mussten.
Für den Abend hatten wir einen Besuch im Brookies geplant. Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Hinweg immer Richtung beleuchtete Ċittadella, ein hervorragendes Essen mit einem Lampuki für mich und dann der Weg zurück ins verschlafene Għasri: Besser kann ein erster Urlaubstag nicht enden.
Luxusprobleme mit Einhorn
Während der Gatte am nächsten Morgen abgetaucht war, lautete meine Aufgabe, das Einhorn poolfähig zu machen. Die mitgebrachte Pumpe passte leiderleiderleider nicht auf die Lufteinfüllöffnungen. Es war also erneut HandMundarbeit gefragt. Mit kurzen Pausen zum Durchatmen war ich nach exakt 58 Minuten fertig. Ein neuer Rekord!
Nach ein paar Fotobeweisen schaukelte ich entspannt im Becken und stellte wieder einmal fest, dass es wirklich Sinn machte, den halben Koffer dem Einhorn zu opfern. Zumal man es auf dem Rückflug ausgezeichnet zum sicheren Verstauen von Wein- und Olivenölflaschen nutzen kann.
Als der Gatte voller Tatendrang von seinem Tauchgang mit seinem alten Freund Geoffrey zurückkehrte, war klar, was anstand: eine Küstenwanderung!
Stone Mushrooms & unwirklich schöne Sandsteinformationen
Es ging also zu Fuß von Għasri aus Richtung Küste – immer den Ta‘ Ġurdan Lighthouse im Blick – bis zu diesem Plateau mit den „Steinpilzen“ und den wunderschön ausgewaschenen Sandsteinwänden oberhalb des Meeres, das an diesem Tag nicht blauer hätte sein können.
Der Weg war wie immer das Ziel beziehungsweise das Fotomotiv. Und diesmal waren sogar sämtliche Akkus aufgeladen. Nicht wie bei diesem Ausflug zu den Pilzen. Besonders fotogen war ein Ackergaul, der speziell für mich minutenlang poste. Er wusste genau, wie er da oben auf seiner Mauer ausschaute!
Und wir liefen an einer Feuerwerksfabrik vorbei, in deren Hallen offensichtlich einige Mitarbeiter bei Arbeitsunfällen ihr junges Leben gelassen hatten. Man hatte Gedenksteine für sie angebracht. Sehr gefährliche Sache, dieses Feuerwerk. Aber halt auf den Inseln ähnlich beliebt wie das Schießen. Und vermutlich ebenso eine reine Männerdomäne. Da es ja stets bei religiösen Festen zum Einsatz kommt, ist es außerdem praktisch eher eine Art Gottesdienst als eine Spielerei oder sinnloses Geballer. Deshalb auch der Name der Fabrik: Qalb ta‚ Ġesù (Herz Christi).
Und wir hatten die Drohne dabei! Und: Ich habe das Video auf YouTube hochgeladen, damit ich es hier verlinken kann. Faszination Technik!
(Zum Aktivieren der Videos musst du den „Play“-Button klicken. Ich weise dich hiermit darauf hin, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter übermittelt werden.)
Soviel Schönheit kann man dann auch einfach mal so stehen lassen. Unkommentiert. Zumal ich von der Rückreise noch geschwächt bin. Und morgen früh gleich wieder arbeiten muss. Das erklärt auch, weshalb es zu diesem Blogpost nichts zu essen gibt. Ich gelobe Besserung.