Echte, tiefempfundene Wiedersehensfreude empfand ich heute morgen, als ich zwischen allerlei Unkraut den frisch ausgetriebenen Bärlauch wiederfand. Den hatte ich nämlich im vergangenen Jahr ausgegraben, als wir die Hochbeete gebaut haben. Und dann wusste ich nicht mehr, was ich damit gemacht hatte. Und vor allem wo ich etwas damit gemacht hatte, falls ich etwas damit gemacht hatte. Nach intensiven Überlegungen und diversen Testgrabungen hatte ich im Herbst dann irgendwann aufgegeben und gehofft, dass ich ihn im Frühling wiederfinden würde. Hat geklappt!
Falls ich es wieder vergessen sollte: Er sitzt jetzt zwischen den Johannisbeeren und den Heidelbeeren! In meinem Alter weiß man ja nicht, ob das mit dem Gedächtnis am Ende noch schlimmer wird. Jetzt hab‘ ich’s schriftlich.
In die Überschrift hat es der Skrei diesmal nicht geschafft. Aber in den Einkaufswagen. Ein dickes, fettes Filet habe ich gestern noch zum Spottpreis an Land gezogen. Und da wir zu den Menschen gehören, die leckere Sachen wieder und wieder hintereinander essen können, gibt es ihn heute nochmals. Auf Wirsing. Und mit den ebenfalls gestern angeschleppten Limonenseitlingen. Und Kastanienseitlinge habe ich auch geschnappt. Wer auch immer die Gemüsetheke unseres tegut-Markts bestückt, ist mein Freund. Für immer!
Zum Wirsing: Ich kannte den in den ersten Jahren meines Lebens nur unter dem Begriff „Springgemüse“. Aus heutiger Sicht ein sehr durchsichtiger Versuch, passionierte Gummitwisthüpferinnen zum Essen von Gemüse zu überreden. Hat aber funktioniert. Trotz Mehlschwitze. Ob ich davon allerdings besser hüpfen konnte, kann ich jetzt nicht mehr sagen. Es gibt ja keinen Gegenbeweis.
Ich wollte ihn heute so wie letztes Mal. Mit Senf. Aber ich habe das leider nicht verbloggt. Und so galt es also zu experimentieren. Damit ich nicht wieder ratlos schauen muss, wenn der Gatte sagt „Mach den doch so wie letztes Mal. Das war genial.“, habe ich diesmal mitgeschrieben. Fuchs, der ich bin.
Zutaten
- 0,5 kleiner Kopf Wirsing
- 2 kleine Zwiebeln
- Ghee zum Anbraten
- 200 ml Rinderfond
- 200 ml Sahne
- 100 ml trockener Weißwein
- 3 EL Senf Menge nach Geschmack
- Salz, Pfeffer
Anleitung
- Wirsing vom Strunk befreien und in feine Streifen schneiden, blanchieren und kalt abbrausen.
- Zwiebeln fein würfeln und in Ghee glasig anschwitzen. Mit dem Weißwein, dem Fond und der Sahne ablöschen und einkochen lassen. Senf zugeben und weiter einköcheln.
- Zuletzt Wirsing zugeben, abschmecken und kurz mitgaren.
Die Limonenseitlinge habe ich geputzt, in Olivenoel – mit einem Schuss Zitronensaft – angebraten, gesalzen und gepfeffert. Mjam!
Der Skrei durfte sich im Sous-vide-Bad räkeln. Mit Rosmarin, Zitrone und Lorbeer. Zwanzig Minuten bei 54 Grad. Und am Ende wurde er kurz und knackig auf der Hautseite angebraten, gesalzen und gepfeffert.
Vier schöne Stücke habe ich jetzt noch übrig. Die habe ich vakuumiert und eingefroren. Einmal wie die von heute, einmal mit Zitrone und Basilikum. Mal gespannt.
Zum Wirsing gesellten sich dann noch ein paar Tomaten, die weg mussten. Sieht fürs Auge – und das isst ja mit! – auch netter aus mit Rot.