… fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
Das ist für Joaquin, der heute Geburtstag hätte. Und für Piti, der mich nach meinem Lieblingsgedicht gefragt hat. Wobei das aber nur ein Rilke-Beispiel ist. Eins, das ich auswendig kann. Ich hätte auch spontan zehn andere nennen können. „Ich lebe mein Leben“ gibt es – rezitiert von Ben Becker – auf YouTube. Das ist auch ganz wundervoll.
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Ich habe beschlossen, diese Gedichte-Sache in mehrere Abschnitte aufzuteilen. Heute ist Rilke dran. Er passt so gut – und ich liebe ihn. Für mehr gibt es das Rilke Projekt von Angelica Schönherz und Richard Fleer, aus dem auch die Ben-Becker-Rezitation stammt. Wirklich großartig und sehr empfehlenswert!
Wie immer hat am Tag nach Achim Max Geburtstag. Und er wird morgen – unter anderem – eine Portion Linseneintopf bekommen. Wir sind heute damit offiziell in die Linseneintopfsaison gestartet. Auf eindringlichen Wunsch eines einzelnen Gatten.
Und dann wurde gestern alles im Garten geerntet, das reif war. „… Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, …“
Ich habe eine Kapunata angesetzt. Und Möhren eingelegt. Und noch nicht alle Tomatenpflanzen getötet. Ein paar sehen noch gut aus – auch wenn ihre Blüten vermutlich in die Kategorie „vergebliche Liebesmüh'“ fallen werden.
Ich hoffe noch auf die Reifung der letzten Tomaten an der Pflanze. Heute war das Wetter so großartig wie selten Ende Oktober. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich glaube nicht, dass wir einen einzigen Kindergeburtstag „draußen“ feiern konnten. Wir saßen mit wachsender Gästezahl stets in der kleinen Neustadt-Wohnung fest. Und ich erinnere mich an einen Max-Geburtstag, der etwa 25 Jahre zurück liegt, und an dem wir Gesichter in Honigmelonen geschnitzt haben, weil es keine Kürbisse in den Geschäften gab. Unvorstellbar heute. Der Halloween-Wahn hat innerhalb kürzester Zeit unsere gesamte Wahrnehmung verändert.
Ich muss nicht erwähnen, dass ich drei Tage brauchte, bis es in der Küche nicht mehr klebte, oder?
Kurz vor Schluss noch flott zum Thema „Essen“: Ich habe genudelt. Nach den ersten drei Bürotagen war das bitter nötig. Viel Arbeit macht mir ja prinzipiell nichts aus, aber wenn Zwischenmenschliches jedes Fortkommen unmöglich macht, fehlt mir da ein wenig das Verständnis. Und die Geduld. Hat was von „Fegefeuer der Eitelkeiten“. Puh!
Ich nudelte jedenfalls. Und es entspannte mich. Es gab Ravioli mit Lachsfüllung. Es gab sie zweimal hintereinander – einmal eher elegant mit Beurre blanc, einmal etwas rustikaler mit Tomatensauce. Beides gut.
Ich gehe dann mal den Linseneintopf umrühren. An diesem „Herbsttag“…
„Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.„