
Etwas frei bediene ich mich für den Titel mal bei Gabriel García Márquez. Der stimmt so nicht ganz, passt aber so besser. Und Wahrheit, Korrektheit und Klarheit sind ohnehin keine Werte mehr, die noch irgendwie von Belang wären. Mein letztes Blogpost stammt von Anfang Februar. Dass ich so lange nichts geschrieben habe, lag an einer Mischung aus Krankheit – Nein! Keine Pest. Und auch keine Cholera! -, Überdruss, Wut und Verwirrung.
Seit dem letzten Post ging es Schlag auf Schlag. Ich fasse kurz zusammen – und damit sind wir dann auch durch den „Was bisher geschah“-Teil schon durch: Die Schokoladenosterhasen tauchten kurz vor dem ersten Skrei wieder auf. Morgenübelkeit ohne Schwangerschaft? Kein Problem, wenn man um sieben Uhr am riesigen Fritze-Merz-Plakat vorbeifahren muss. Der Falsche zur falschen Zeit. Der Untergang des Chrissi Lindner fiel exakt auf den Zeitpunkt des Untergangs unserer Kaffeeinfrastruktur. Erst verabschiedete sich die Kaffeemühle. Wir sorgten über Kleinanzeigen und einen Wahnsinnszufall innerhalb von einem Tag für edlen Ersatz. Ein paar Tage später sorgte unser alter Siebträger für drei Blackouts innerhalb einer Stunde. Wir entschieden, ihm endgültig den Stecker zu ziehen und die passende Maschine zur Kaffeemühle zu kaufen. Ohne Lindner kann man gut leben, ohne Kaffee nicht. Der Golf von Mexiko heißt nicht mehr Golf von Mexiko. Die Fassenacht bildet lustige Paare. Und Trump tut, was zu befürchten war: Er marschiert Richtung Weltuntergang. Und vermutlich wird er uns alle mitnehmen.
Da sich in diesem Haushalt der Lebenswille aufgrund nicht endenwollender Atemwegsbeschwerden ohnehin abwärts bewegt, wir aber immerhin guten Kaffee beim Weltuntergang trinken können, üben wir uns in Zweckstoizismus. Wenigstens das Wetter bietet Anlass zu Hoffnung.
Skrei habe ich tatsächlich erst einmal bekommen. Einmal wich ich enttäuscht auf Kabeljauloins aus, die zu zweierlei Fischstäbchen wurden. Und Rote Bete ist hier gerade sehr beliebt. Einmal als Risotto, mehrfach als Salat.



An vielen Abenden wurde hustend irgendwas zusammengefriemelt, damit niemand verhungern muss. Bisher haben wir überlebt. Und an Fassenacht gab’s sogar selbstgemachte Kreppel. Bei Standards greife ich gern auf mein altes Schulkochbuch „Bayerisches Kochbuch“ zurück. Und es lässt mich nie im Stich. Die Kreppel waren super fluffig und köstlich.
Und dann habe ich noch ein Rezept aus Zu Tisch in Palästina von Reem Kassis ausprobiert. Mir war so danach, nachdem ich das ekelhafte Trump Gaza-Video gesehen hatte, das nicht mal als Persiflage witzig war. Mittlerweile kann man nicht mal mehr Ironie erkennen, weil sie täglich mehrfach von der Realität überholt wird.
Aber mal zurück zum Essen. Ich hatte noch zwei Hähnchenschenkel. Und ich hatte wenig Zeit. Das Rezept war für diese Vorgaben optimal. Kurze Vorbereitung, ab in den Ofen – der Rest macht sich fast von allein.
Zutaten
- 2 Hähnchenschenkel
- 3 Zwiebeln gewürfelt
- 3 EL Olivenöl
- 1 EL Paprika edelsüß
- 1 EL Sumach
- 1 TL Kreuzkümmel gemahlen
- 0,5 TL Neun-Gewürze-Pulver Piment, Zimt, Koriander, schwarzer Pfeffer, Kardamom, Kreuzkümmel, Macis, Muskat
- 1 TL Salz
- 100 ml Wasser
- 1 EL Pinienkerne geröstet
Anleitung
- Den Ofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Hähnchenschenkel mit den Zwiebeln in eine Auflaufform geben.
- Olivenöl und Gewürze verrühren. Über die Hähnchenteile geben und einmassieren. Zutaten wieder gleichmäßig in der Form verteilen. Bei den Hähnchenschenkeln die "schönere" Seite nach oben legen.
- Wasser zugießen. Form mit Deckel oder Alufolie abdecken und im vorgeheizten Ofen 60 bis 75 MInuten braten, bis das Fleisch durchgegart ist. Zwischendurch ein- bis zweimal den Flüssigkeitsstand prüfen und eventuell noch etwas Wasser zugeben. Das Fleisch sollte nicht vollständig trocken sein, aber auch nicht in Sauce "ertrinken".
- Anschließend den Deckel oder die Folie entfernen, die Ofentemperatur erhöhen oder den Grill zuschalten. Die Hähnchenschenkel weitere fünf bis zehn Minuten braten, bis sie gebräunt sind. Aus dem Ofen nehmen und vor dem Servieren fünf Minuten ruhen lassen.
- Zum Servieren Pinienkerne darüber streuen.

An die Pinienkerne habe ich leider erst nach dem Foto gedacht. Wir hatten sie auf den Tellern, aber ich war hungrig und wollte nicht nochmal die Treppe hoch. Dazu gab es aus den Resten des Rote-Bete-Risottos Arancini und Fenchelsalat. Zack. Fertig. Geografisch eine etwas wilde Kombi, aber es schmeckte ausgezeichnet zusammen.
Da der Gatte heute zum erstenmal fieberfrei ist und es auch mir wieder etwas besser geht, konzentriere ich mich jetzt mal aufs Abendessen und verspreche, dass es bis zum nächsten Blogpost nicht so lange dauern wird. Es darf nämlich nicht so lange dauern, weil ich spätestens in fünfzehn Tagen meinen nächsten Beitrag für Koch‘ mein Rezept abliefern muss. Ich habe mir da auch schon was ausgeguckt.