Nachdem der Gatte letzte Woche das Virus, dessen Namen wir nicht nennen wollen – Suprise! Es gibt es noch! – angeschleppt hatte, verbrachte er drei Tage delirierend und röchelnd im Fieberwahn, bis er langsam wieder ins Leben zurückkehrte. Als sich bei ihm gerade die Besserung einstellte, erwischte es mich. War ja klar. So verbrachte dann ich das vergangene Wochenende erstmal ziemlich ausgeschaltet in der Horizontalen.
Da sowas ja immer im exakt unpassendsten Moment passiert, war ich gezwungen, ab Montag trotz allerlei täglich variierender Symptome wieder ins Arbeitsleben einzusteigen. Aus dem Homeoffice natürlich. Mein Verlauf war nicht ganz so brutal wie bei der ersten Infektion, aber obwohl ich jetzt wieder negativ bin, merke ich doch, dass ich nicht ganz so kann, wie ich gerne würde. Immerhin: Ich schmecke und rieche noch etwas. Das bleibt hoffentlich auch so.
Und so bewegte ich mich an den infektiösen Tagen ausschließlich zwischen Schreibtisch, Sofa, Küche und Hofgang Terrassengang hin und her. Bevor wir aber nun endgültig zur Küche kommen, noch eins, das ich jetzt mal loswerden muss: Dieser YouTube-Werbespot mit der merkwürdigen Frau, die sich eine „Challenge“ (!) vornimmt („Eine Woche lang regelmäßig Wasser trinken!“), hat mich nahezu an die Grenze getrieben. Was bitte ist das für eine „Challenge“?! Wasser trinken?! Weil man es ‚im Alltag einfach vergisst‘?! Wtfh?!
Ich sach‘ ma‘: Ich finde das jetzt nicht wahnsinnig fordernd. Ich bekomme Durst. Ich trinke Wasser. Dann bekomme ich irgendwann wieder Durst. Ich trinke wieder Wasser. Täglich. Seit 56 Jahren. „Manchmal stehe ich sogar nachts auf und hole mir noch welches“ – um mal eine Yogurette-Werbung aus den 90igern zu zitieren.
Wo in drei Teufels Namen ist da die „Challenge“?! Und wieviel müsste man mir zahlen, damit ich einen derartig verblödeten Text vor laufenden Kameras von mir geben würde?! Und wieso brauche ich für diese völlig selbstverständliche Sache irgendwelche Tabletten, die aus dem Wasser dann doch etwas anderes als Wasser machen?! Ach, ich rege mich schon wieder auf… Das tut mir gar nicht gut. Themenwechsel.
Ich hatte trotz allem eine recht erfolgreiche Küchenwoche. Irgendwie erst aus der Not heraus, weil Einkaufen war ja nicht. Dann kamen aber drei wirklich tolle Sachen dabei heraus, die auf keinen Fall in Vergessenheit geraten dürfen. Zwei davon begegneten mir beim Scrollen durch Instagram. Ich Opfer!
„Salato Tonnato“
Als ich auf folgendes stieß und feststellte, dass ich dafür noch alles im Haus hatte, legte ich abends gleich los:
Anna hat ja praktisch schon alles dazu gesagt. Ich habe minimal variiert und schreibe trotzdem mal noch kurz das lächerlich einfache Rezept auf. Es war so verlockend, simpel und köstlich, und ist dabei so anpassungsfähig, dass es in den letzten Tagen mehrfach auch als Beilage auf den Tellern landete.
Zutaten
- 2 Stück Salatherzen geputzt und halbiert
- Butter und Olivenöl zum Anbraten
für das Tonnato
- 1 Dose Thunfisch
- 2 Stück Eigelb
- 3 Stück Sardellen
- 1 Zehe Knoblauch frisch gerieben oder confiert
- 1 TL Senf
- Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- bestes Olivenöl davon reichlich!
für das Topping
- 50 g Pinienkerne
- 5 EL Panko
- 0,5 Stück Zitrone abgeriebene Schale davon
- frische Blattpetersilie gehackt
- Kapern kurz in heißem Öl aufknuspern
Anleitung
- Alle Saucenzutaten entweder im Mixer oder mit dem Pürierstab ordentlich aufmixen. Konsistenz mit Olivenöl justieren.
- Da wir abends jeweils ein halbes Salatherz hatten, wurden die Saucenreste für den Folgetag im Kühlschrank geparkt. Am zweiten Tag geht's dann noch flotter.
- Für das Topping Pinienkerne und Panko vorsichtig zusammen anbraten. Bei Erreichen leichter Knusprigkeit vom Herd ziehen. Das bräunt gerne noch etwas nach.
- Zitronenschale darüber reiben. Gehackte Petersilie untermischen.
- Auch hier: Reste halten sich hervorragend in einem luftdichten Behälter.
- Zuletzt die halbierten Salatherzen in reichlich Butter und etwas Olivenöl in der heißen Pfanne anbraten. Sofort auf Tellern anrichten, Sauce darüber geben und mit dem Topping bestreuen. Bei mir gab's noch kurz und heftig frittierte Kapern dazu.
Besonders toll fand ich, dass der Gatte gleichermaßen begeistert war wie ich, sodass das immer eine schnelle Vorspeise oder Beilage sein kann, wenn nicht viel Zeit zum Kochen ist.
Asiatisch marinierter Backofenlachs – kocht sich praktisch von selbst
Auf dem dunklen Teller rechts oben sieht man ein hübsch glänzendes Stück Lachs. Ich hatte vom letzten virenfreien Einkauf ein größeres Stück mitgebracht. So gab es den Lachs an insgesamt zwei Abenden. Ich testete eine alternative Zubereitungsart, bei der er vorab mariniert und dann langsam im Ofen gegart wird. Anstrengungsfreies Kochen praktisch.
Zutaten
für den Lachs
- 2 Portionen Lachsfilet auf der Haut
für die Marinade
- 80 g Honig
- 50 ml Sojasauce
- 100 ml Kalamansisaft ersatzweise: Orange, Ananas oder eine andere säurehaltige Frucht
- 0,5 EL Knoblauch gerieben
- 1 TL Ingwer gerieben
für die Sauce
- 0,5 TL Speisestärke
Anleitung
- Marinadezutaten kräftig miteinander verrühren. Anschließend über den Lachs geben und abdecken oder in einem Beutel mit dem Lachs marinieren und für etwa eine Stunde im Kühlschrank parken. Anschließend vor dem Ofengang eine Weile außerhalb des Kühlschranks akklimatisieren lassen.
- Ofen auf 175°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Lachsstücke aus der Marinade nehmen und in einer Auflaufform oder auf Backpapier etwa 15 Minuten im Ofen garen. Zwischendurch kontrollieren. Die Dicke der Lachstranche entscheidet über die definitive Gardauer.
- Während der Lachs im Ofen ist, in einem kleinen Topf die Marinade erhitzen. Stärke mit etwas Wasser aufrühren und die Sauce damit binden. Zähflüssig einköcheln lassen.
- Lachs vor dem Servieren rundum mit der Sauce bestreichen, bis er hübsch glänzt.
Corn Fritters & Halloumi – da hätte man auch selbst drauf kommen können!
Einen Abend später wurde ich erneut ein Instagramopfer. Meine müden Augen erblickten das hier:
Und mir wurde schlagartig klar, dass ich auch dafür alles im Haus hatte. Ich ersetzte allerdings beim zweiten Versuch das „plain flour“ durch Reismehl, was die Fritters noch ein wenig knuspriger machte. Den „honey drizzle“ ignorierte ich in beiden Fällen. Der schien mit zum Salato tonnato nicht passend. Aber die Fritters selbst waren super. Auch kalt am nächsten Tag. Mit frischem Mais und mit Dosenzuckermais. Beides perfekt gelungen. Kurze Anleitung:
Zutaten
- 250 g Zuckermais frisch vom Kolben geschnitten oder gut abgetropft aus dem Glas
- 4 Frühlingszwiebeln in feine Ringe geschnitten
- 110 g Halloumi gerieben
- 1 Stück rote Chili fein gehackt
- 1 EL Knoblauch gerieben
- 1 TL schwarzer Pfeffer
- 2 TL Salz
- 3 EL Reismehl
- 3 EL Speisestärke
- 2 Stück Eier
- neutrales Pflanzenöl zum Ausbacken
Anleitung
- In einer Schüssel Mais, Frühlingszwiebeln, Halloumi, Salz, Pfeffer, Knoblauch und die beiden Mehlsorten mit den Eiern mischen und gründlich verrühren.
- Teigkonsistenz eventuell mit etwas Wasser – falls es zu trocken ist – oder etwas Reismehl – falls es zu feucht ist – justieren.
- Bei mittlerer Hitze esslöffelweise von beiden Seiten in heißem Öl schwimmend ausbacken.
Man bekommt übrigens in allen Fällen auch etwas Durst hinterher. Das nur, falls jemand sie für eine Wassertrink-Challenge nutzen will.
Wenn’s läuft, dann läuft’s…
Und noch eins: Als in den ersten Tagen meiner Erkrankung eine besessene Stechmücke in zwei aufeinanderfolgenden Nächsten über meinen geschwächten und wehrlosen Körper herfiel, als ob es kein Morgen gäbe, musste ich unweigerlich an eine Stelle aus John Irvings „Water-Method Man“ denken:
„…, die mit einem Pfeil in der Brust zu Boden sank. Wer immer es war, sie rollte aus dem Waggon, eine Böschung hinunter, in einen kleinen Bach, wo sie von Wildpferden – die zufällig gerade vorbeikamen – halbtot getrampelt und schließlich noch von einem lüsternen Indianer, der zu feige war, den Zug anzugreifen, entehrt wurde.“
Die Zeit der Schwäche neigt sich nun aber gottlob dem Ende zu. Und den lüsternen, feigen Indianer die Stechmücke habe ich in der dritten Nacht auch erledigt. Ich war heute einkaufen. Ich kann also kochtechnisch auch wieder etwas abwechslungsreicher durchstarten. Aber diese drei Rezepte waren die Erschöpfung der letzten Tage wert. Die sind alle für den restlichen Sommer gesetzt.
Da sieht doch ein Rezept wieder besser aus als das andere! Danke für die Inspirationen.
Corona grassiert gerade wieder (in der Rhein-Main-Ecke): Die Hälfte meines Freundeskreises ist krank und die Krankheitszahlen in der Arbeit explodieren. Zum Glück hast du es überstanden. Vermutlich, weil du ausreichend Wasser trinkst, ohne dass du eine Challenge daraus machst.
Danke dir. Was mich etwas beruhigt hat, war die Tatsache, dass ich jetzt immerhin VOR dem Urlaub statt IM Urlaub krank war. Gefällt mir besser 😀
Lecker UND lustig. Das sind mir die liebsten 🙂
Herrlich, ich mag deinen Schreibstil! Klasse Rezepte!