Ein echtes Seuchenjahr irgendwie

Und ich hoffe inständig, dass Bärlauch und Spargel schaffen, was in diesem Jahr der Skrei nicht geschafft hat: nämlich dass es endlich aufwärts mit uns geht. Als wir gerade beide wieder einigermaßen in Form waren – niemand Husten, kein Fieber, keine laufenden Nasen oder Kopfschmerzen -, schlug etwas zu, das ich so bisher nicht kannte. Und das ich auch nicht unbedingt nochmal brauche.

Anfang April – um genau zu sein am neu eingeführten amerikanischen „Liberation Day“ – wachte ich recht gutgelaunt auf, nichtsahnend, dass er sich im weiteren Verlauf zu einer Katastrophe entwickeln sollte. Der Tag begann auch gleich mit einem Tiefpunkt: Die neue Kaffeemaschine versagte. Einfach so. Ich verschob den Kaffee aufs Büro und machte mich auf den Weg nach Mainz. Ohne Kaffee war das „zu Hause“ kein Ort, an dem ich sein wollte.

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo…

Der Bürotag verlief wie ein Bürotag. Ausnahme: Wir bekamen eine neue Kaffeemaschine. Was für ein Zufall! Ich versöhnte mich wieder ein wenig mit diesem Tag. Kurz vor Feierabend rannte ich zum Bahnhof, um einen Zug nach Frankfurt zu nehmen, wo ich abends verabredet war. Ich war knapp dran. Ich sprintete zuletzt die Treppen runter – nur um dann schweißgebadet auf den Zug warten zu müssen, dessen Verspätung erst zum Zeitpunkt der geplanten Abfahrt gemeldet wurde (Screenshot links). Zwischendurch – der Zug stand etwa zwanzig Minuten im Bahnhof Gustavsburg – überlegte ich schon, nach Mainz zurückzukehren, entschied mich dann aber doch dagegen. Mit 50 Minuten Verspätung traf ich an der Konstablerwache ein.

Ich traf mich mit einer Freundin, um etwas essen zu gehen. Der Abend war sehr schön, das Essen lecker. Der Tag schien eine unerwartete Wendung zu nehmen. Auf dem Weg zum Treffpunkt mit dem Gatten, der zufällig an diesem Tag recht lange in Frankfurt zu tun hatte und mich so mit nach Hause nehmen konnte, war ich bester Dinge. Zumal dieser beste Gatte aller Zeiten auch noch Ersatz für unsere Kaffeemaschine besorgt hatte. Da war mir noch nicht klar, dass ich erstmal ein paar Tage lang keinen Kaffee trinken würde.

Liberation Day mal anders

Auf der Autobahn verfiel ich dann innerhalb kürzester Zeit. Als ich zum zweiten Mal erwähnte, dass mir irgendwie schlecht sei, wurde mein Seitenfenster heruntergelassen. Was sich außerordentlich gut traf, denn ein paar Minuten später entledigte ich mich des ersten Teils meines Mageninhalts bereits während der Fahrt auf der Autobahn. Es ging so schnell, dass ich nicht mal mehr sagen konnte, dass es mir jetzt noch schlechter ging.

Hinzu kam ein unglaublicher Durst. Wir schafften es nach Hause, wo ich gleich links in die Keramikabteilung abbog, um mir weitere im Körper verbliebene Reste des Abendessens nochmals durch den Kopf gehen zu lassen. Fröhliches Freikotzen am Liberation Day. So geht’s auch! Passte ja auch irgendwie. Jedesmal wenn ich anschließend einen Schluck Wasser trank, ohne den ich glaubte, nicht mehr leben zu können, ging es wieder los.

Die ganze Nacht lang. Irgendwann beruhigte es sich halbwegs – aber nur, um ansatzlos in Ganzkörperschmerzen und Fieber überzugehen. Ich! Fieber! Das kommt praktisch nie vor. Mit einem Eimer auf dem Beifahrersitz fuhr ich nach Mainz, um mir mein im Büro zurückgelassenes Laptop am Auto überreichen zu lassen. Ich wollte es am Vorabend nicht im Zug mitnehmen. Ein Fehler! Zurück zu Hause sagte ich Termine ab, erledigte ein paar wichtige Kleinigkeiten und fiel in einen siebzehn(!)stündigen Schlaf.

Etwa eine Woche lang konnte ich anschließend nichts Essbares ohne Panik anschauen. Danach versuchte ich es mit einem Apfel. Er blieb drin. Hallelujah! Weiter ging es mit Salzbrezeln und Kartoffel-Karotten-Stampf. Und schließlich Halloumi. Herrlich! Langsam begann ich wieder ins Leben zurückzufinden. Ich habe keine Ahnung was genau das war, aber es war etwas sehr, sehr Böses. Und ich möchte ihm definitiv nicht nochmal begegnen.

Bärlauch: zurück in der Küche

Seit ein paar Tagen bin ich nun in die Küche zurückgekehrt und bastele wieder lustig vor mich hin. Und seit Montag habe ich Urlaub – und damit auch reichlich Zeit dafür. Kommt hinzu, dass es Spargel gibt. Und Bärlauch.

Der erste Bärlauch wurde dabei in etwas investiert, das ich bereits seit zwei Jahren auf DER Liste habe. Da habe ich es auf evchenkocht gesehen und mich verliebt: Bärlauchgnocchi aus Brandteig. Sie wurden absolut traumhaft. Und das übliche Risiko fehlerhafter Teigkonsistenz, das man bei Kartoffelgnocchi hat, existiert praktisch nicht. Ein Volltreffer!

Bärlauch-Gnocchi à la Parisienne

Gericht: Beilagenteller, Grundrezepte
Küche: Französisch, Italienisch
Keyword: bärlauch, gnocchi
Servings: 6 Portionen
Calories:
Author: MrsFlax

Zutaten

  • 250 g Wasser
  • 125 g Butter
  • 12 g Salz
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 180 g Weizenmehl Type 550
  • 30 g Bärlauch
  • 75 g Parmesan gerieben
  • 2 Eigelbe ich hatte die übrig – ersatzweise ein weiteres ganzes Ei
  • 3 Eier
  • etwas Butter zum Schwenken in der Pfanne

Anleitung

  • Wasser, Butter und Salz zusammen aufkochen. Sobald es kocht, komplette Mehlmenge auf einmal in den Topf kippen. Mit einem Holzlöffel den Teig abbrennen, bis sich eine helle Schicht am Topfboden gebildet hat. Hier sind wir praktisch beim Brandteig.
  • Heißen Teigkloß in eine Rührschüssel geben und kurz abkühlen lassen Währenddessen den Bärlauch mit den Eiern pürieren. Eiermasse nach und nach unter den abgekühlten Teig rühren. Pfeffer und Parmesan zugeben und ebenfalls einkneten. Alles in einen Spritzbeutel aka Gefrierbeutel abfüllen.
  • Salzwasser aufkochen und Gnocchiteig langsam aus dem Beutel ins heiße Wasser drücken. Dabei mit einem Messer auf der gewünschten Länge abschneiden. Der Durchmesser wird durch die Öffnung im Beutel bestimmt. Wasser dabei nicht sprudelnd kochen, sondern eher sieden lassen.
  • Wenn die Gnocchi an die Wasseroberfläche kommen, noch eine halbe bis eine Minute weitergaren lassen. Mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser nehmen und auf einem Blech abkühlen lassen. Vor dem Servieren in einer Pfanne mit Butter schwenken.
  • Tipp: Nach dem Kochen können die Gnocchi auch für bis zu zwei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Sie müssen dann vor dem Servieren nur kurz mit Butter in einer Pfanne geschwenkt werden.

Das wird ganz sicher ein Standard, den man auch den ganzen Sommer über mit allen verfügbaren Gartenkräutern herstellen kann, wenn sie einem irgendwann über den Kopf wachsen. Und apropos „Standard“ und DIE Liste: Da war ja noch das Marry Me Chicken, das mir – ebenfalls schon vor geraumer Zeit – bei Astrid über den Weg gegackert war: Arthurs Tochter kocht. Ich hatte es bereits vor my private Liberation Day getestet – nach einem langen Arbeitstag mit gefüllter Pasta (gruseliges Handyfoto weiter unten links), und wir waren begeistert. Zu den Bärlauchgnocchi bekam es dann einen zweiten, glanzvolleren Auftritt.

Marry Me Chicken

Gericht: Fleischteller
Küche: Italienisch
Keyword: hähnchen
Servings: 2 Portionen
Calories:
Author: MrsFlax

Zutaten

  • etwas Olivenöl zum Anbraten des Fleischs
  • 2 Hähnchenbrüste
  • Salz & schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • etwas Olivenöl zum Abschwitzen des Knoblauchs und des Thymians
  • 2 Zehen Knoblauch gerieben
  • 1 EL Thymianblättchen frisch oder getrocknet
  • fresh thyme leaves
  • 1 TL Chiliflöcken
  • 180 ml Hühnerbrühe
  • 2 EL getrocknete Tomaten fein gehackt
  • 100 g Sahne
  • 25 g Pardemsancup fein gerieben
  • frische Basilikumblätter zum Servieren

Anleitung

  • Ofen auf 190°C vorheizen. In einer ofenfesten Pfanne etwas Olivenöl erhitzen. Die Hähnchenbrüste mit Salz und Pfeffer würzen und in der Pfanne von beiden Seiten anbraten bis sie goldbraun sind. Auf einem Teller beiseite stellen.
  • Nochmal etwas Öl in die gleiche Pfanne geben und Knoblauch, Thymian und Chiliflocken darin anschwitzen. Hühnerbrühe, Tomatenstücke, Sahne und Partmesan einrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kurz aufköcheln lassen und das Hähnchen und den aufgefangenen Fleischsaft wieder in die Pfanne geben.
  • Pfanne in den vorgeheizten Ofen stellen. Für etwa 15 Minuten durchgaren.
  • Hähnchenbrust auf den Teller geben, Sauce dazu geben. Mit Basilikum garnieren.

Dazu schmeckt auch der erste Spargel ganz hervorragend! Und dann habe ich mir noch die ersten Tulpen des Jahres gegönnt, weil ich glaube, es könnte jetzt wirklich mal wieder bergauf gehen mit mir. Auch – oder vor allem?! – wo das Böse sich ja offensichtlich in Markus Söder ein neues Opfer gesucht hat.

3 Kommentare

    1. Das hoffe ich auch, denke aber, dass es ja irgendwann mal wieder gut sein muss. Und die filmreife Szene auf der Autobahn ist ja auch so eine Art Feuerwerk. Denke, der Zenit ist überschritten

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