Die erste Überraschung fand gestern bereits spät statt. Der Nach-Feierabend-Plan war, aus Auberginenresten Ottolenghis Auberginenkroketten herzustellen. Im Prinzip ein guter Plan, aber ich stellte bereits gleich zu Beginn fest, dass ich nicht – wie angenommen – eine dicke und zwei dünne Auberginen übrig hatte, sondern nur die dünnen.
Das Rezept geht von 600 Gramm Auberginenmasse aus vorab gegrillten Auberginen aus. Ich gebe zu: Es war etwas naiv zu glauben, dass ich an diese Menge auch nur annähernd mit meinen zwei verhungerten Exemplaren herankommen könnte. Ich grillte sie trotzdem. Kurz vor 20 Uhr wog ich sie. Deprimierendes Ergebnis: 60 Gramm. Schenkelklopf!
Also ab ins Auto und hurtig noch zwei dicke Auberginen besorgt. Klappte auch kurz vor Toresschluss. Die Putzfrau war bereits mit dem Besen bewaffnet und lauerte direkt neben dem Eingang.
Es war dann etwa 21 Uhr bis ich die neuen Auberginen auch gegrillt hatte. Aber immerhin hatte ich jetzt gut 400 Gramm Fruchtfleisch! Das Rezept sollte also in einer Zweidrittelmenge funktionieren. Und: Ich musste mir keine weiteren Gedanken darüber machen, wie ich das Ei zehnteln könnte.
Erstmal das Rezept:
Zutaten
- 4 mittelgroße Auberginen
- 280 g gegarte, mehlig kochende Karzoffeln, geschält und mit einer Gabel grob zerteilt
- 1 großes Ei, verquirlt
- 140 g Feta, zerkrümelt
- 20 g Parmesan, gerieben
- TL Salz
- schwarzer Pfeffer
- 200 g Semmelbrösel (hier: Paniermehl und Panko halb und halb)
- Sonnenblumenöl zum Frittieren (hier: Rapsöl)
Anleitung
- Zuerst die Auberginen rundum einstechen und rösten (Klappte hervorragend auf der Pizzastufe des Ofens = 200°C). Abkühlen lassen. Sobals die Auberginen abgekühlt sind, der Länge nach aufschlitzen, mit einem Löffel das Fruchtfleisch herausschaben und in ein Sieb geben; den Rest wegwerfen. Dreißig Minuten abtropfen lassen, damit das Fruchtfleisch etwas abtrocknet. Danach sollte noch etwa 600 Gramm Fruchtfleisch übrig sein.
- Das Fruchtfleisch in eine große Schüssel füllen. Die Kartoffeln, das Ei, den Feta, den Parmesan, das Salz und etwas Pfeffer hinzufügen. Mit einer Gabel behutsam vermischen; die Masse sollte eine relativ grobe Konsistenz besitzen. Die Hälfte der Semmelbröselmenge zugeben; gerade so viel, dass die Masse formbar wird, aber noch leicht klebrig bleibt.
- Die Masse aus der Schüssel nehmen und in vier Portionen teilen. Aus jeder Portion eine etwa 2,5 Zentimeter dicke Teigrolle formen. Die restlichen Semmelbrösel auf der Arbeitsfläche verteilen, dann die Teigrollen darin wenden, bis si rundum paniert sind. Auf eine Platte legen und mindestens 20 Minuten im Kühlschrank fest werden lassen.
- Zum Frittieren die Rollen in fünf Zentimeter lange zylindrische Kroketten schneiden; die Teigmenge sollte etwa zwanzig Kroketten ergeben. Eine Bratpfanne etwa 1,5 Zentimeter hoch mit Sonnenblumenöl füllen. Das Öl erhitzen, dann die Kroketten portionsweise etwa drei Minuten darin frittieren, dabei wenden, damit sie gleichmäßig bräunen. Die fertigen Kroketten zum Abtropfen auf Küchenkrepp legen. Heiß servieren.
Was ich dann gestern noch schaffte, war das Formen und Panieren. Ich hatte keine Rollen wie vom Meister empfohlen hergestellt, sondern gleich Kroketten geformt. Aus zwei Dritteln der Rezeptmenge stellte ich exakt 33 Kroketten her. Ottolenghi schafft angeblich mit der kompletten Menge zwanzig Stück. Daraus hätte ich locker fünfzig gerollt. Also Vorsicht bei den Mengenangaben! Ich dachte, mit zwölf Stück würde ich irgendwie schon fertig werden – notfalls als Büroessen. Jetzt werde ich halt morgen noch ein Carepaket ausliefern.
Als ich die Dinger endlich geformt und paniert hatte, langte es mir. An Essen war da sowieso nicht mehr zu denken. Ich verpackte alles und lagerte es im Kühlschrank zwischen.
Heute war dann nach meiner Rückkehr meine erste Amtshandlung, die Biester auszubacken.
So sehen die fertigen Kroketten aus. Und sie sind köstlich. Ottolenghi macht eine Estragon-Aioli dazu. Ich finde, etwas Scharfes zum Dippen würde auch gut passen. Man kann ja auch mal beides testen.
Probieren konnte ich heute am späten Abend. Beginnen wir den Tag aber – um auf das Thema „Überraschung“ zurückzukommen – mal bei Null. Also bei 5 Uhr. Der Wecker klingelte. Ich schleppte mich an die Kaffeemaschine – und trank meinen Kaffee im Schein der Lichterkette am Weihnachtsbaum. Der steht nämlich immer noch.
Eigentlich wird der hier am 06.01. abgeschmückt und auf die Straße gestellt. Da das diesmal aber ein Samstag war, ist die Abholung auf den 13.01. verschoben worden. Ich tue also momentan so, als ob es sich beim Baum um eine echt hübsche Standleuchte handele, und genieße ihn heimlich immer noch. Er nadelt auch bislang absolut nicht. Das nur zu meiner Verteidigung.
Vom Baum ging es ins Büro. New day – same shit. Nur mehr Stress als üblich. Die erste freudige Überraschung tauchte mittags auf. Ich habe gewonnen! Nämlich auf Instagram ein „Mittagspaket“ im „Kraut & Rüben“ am Schillerplatz. Sehr cool. Ich gewinne eigentlich nie was. Gut… Ich nehme eigentlich auch nie an Gewinnspielen teil. Vielleicht liegt es daran. Ich sollte diesbezüglich meine Strategie überdenken. Das morgige Mittagessen ist jedenfalls schon mal gesichert.
Der Nachmittag plätscherte so vor sich hin. Es kam der Feierabend. Kurz vorher meldete sich Max. Wir beschlossen, ein Feierabendbier in der „Bagatelle“ zu trinken. Überraschende Erkenntnis: Es gibt deutlich üblere Bedienungen als die, mit denen ich in meiner Kneipenzeit gearbeitet habe. DAS war echt das Allerletzte. Wir konnten nicht mal zahlen. Nach nerviger Warterei am Tresen legten wir schließlich das Geld einfach auf den Tisch und gingen. Unfassbar. Habe ich so noch nie erlebt. Ein weiterer Einsatz für ein Foto aus der vorletzten Woche:
Als ich schließlich zu Hause eintraf, lag mein neues Kochbuch im Carport. Juhuuu! „Palomar“ war mir vom Gatten ans Herz gelegt worden wegen der Jerusalem-Mischung, die er an einem der vergangenen Abende in Eilat gegessen hatte. Er war begeistert. Ich werde es ausprobieren.
Außer dem Kochbuch fand ich meiner Rückkehr noch eine Büchersendung im Briefkasten. Eine anonyme Büchersendung ohne jeglichen Hinweis auf den Absender. Unfassbar! Aber auch unfassbar genial.
Kurz dachte ich über IS-Sprengsätze, einen NSU-Anschlag und Milzbrandbaketerien (und auch über Karlheinz Böhm…) nach, schob dann allerdings alle kleinlichen Bedenken beiseite und öffnete resolut den Umschlag. Lieber sterbe ich morgen an Milzbrand, als ein an mich adressiertes Päckchen ungeöffnet zu lassen. Klar.
Frage: Wer war das?! Ich bin total begeistert. Und ich weiß schon, was ich am Wochenende tun werde. Dankedankedanke!
Es muss nicht in jeder Überraschung der Milzbrand lauern! Wie schön.
ein großes wort gelassen ausgesprochen 😀