Feliz Natal! – das heißt Fröhliche Weihnachten! auf Portugiesisch. Und Portugiesisch wird auch auf Madeira und Porto Santo gesprochen, die wir in diesem Sommer besucht haben. Und von dort kommt auch mein Rezept für dieses Adventskalendertürchen. Bereits als ich auf der Insel darauf gestoßen bin, klingelte im Hinterkopf leise das kleine Zorra-Adventsglöckchen. Ich hamsterte sicherheitshalber die Zutaten.
Umso schöner, dass ich nun mit diesem Rezept dabei sein darf. Ich freue mich sehr, zum zweiten Mal dabei sein zu dürfen, wenn auch in diesem Jahr wieder Zorras Kulinarischer Adventskalender an den Start geht. Er geht bereits in die 18. Runde. Für mich ist er längst liebgewordene Tradition in der Vorweihnachtszeit. Für viele andere sicher auch.
Ich liebe diese Aktion und verfolge sie seit Jahren. Und das Beste: Es gibt auch stets tolle Preise zu gewinnen, mit denen man sich nach korrekter Beantwortung der Fragen prima selbst noch ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk machen kann. Ein Win-win-Kalender!
Das erste Gewinnspiel findet vom 9. bis 11. Dezember statt, das zweite vom 24. Dezember bis 2. Januar. Es gibt tolle Preise von De’Longhi, Braun, Kenwood, Nutribullet, GRAEF, Circulon, Osborne, Life is full of goodies und Kochtrotz zu gewinnen.
Zurück zum Türchen: Auf dem Foto ganz oben sieht man eine Tür der Bottega Blandy in Funchal. Wir haben sie im Sommer besichtigt und nach einer Verkostung ein bißchen Madeirawein mit nach Hause genommen. Der kommt nun im Rezept auch zum Einsatz.
Türchen Nummer acht hatte ich mir aus einem besonderen Grund gewünscht. Der 8. Dezember ist in diesem Jahr nämlich nicht nur der bundesweite Warntag mit Sirenenbrimborium, sondern im liturgischen Kalender auch Mariä Empfängnis. Der Portugiese nennt das Imaculada Conceição und muss an diesem Tag nicht arbeiten. Dafür backt er. Am 8. Dezember wird nämlich traditionell auf Madeira und Porto Santo der Bolo de Mel (übersetzt: Honigkuchen) gebacken.
Die Herstellung des Bolo de Mel ist eine Sache, die die ganze portugiesische Familie fordert. Da müssen alle zum Küchendienst antreten. Und „alle“ meint „alle“. Der kleine Kuchen hält sich nämlich bis zu einem Jahr und wird daher in größeren, nicht küchenmaschinenkompatiblen Mengen hergestellt.
Und schon sehe ich vor meinem inneren Auge einen kleinen, stinkwütenden CR7 irgendwo in einem Bergdorf auf Madeira vor mir, der heult und schreit und sich vehement weigert, die Küchlein auf Anweisung seiner Mutter ordentlich mit Mandeln und Nüssen zu belegen. Als sie aus dem Ofen gezogen werden, bricht er dann allerdings in frenetischen Jubel aus – „Siuuu!!!“. Bei der Drehung stößt er die Schüssel mit den Mandeln vom Küchentisch und weckt den Opa. Seine Mutter verbannt ihn für nächste Jahr auf die Ersatzbank.
Es gibt Bolo de Mel auf Madeira in verschiedenen Größen, mir gefiel jedoch die handliche, kleine Ein-Mann-Portion am besten. Er wird nicht geschnitten, sondern muss unbedingt gebrochen werden. So will es das Bolo-de-Mel-Gesetz. Dazu gibt es ein Gläschen Madeira. Oder auch einen kleinen, espressoähnlichen Kaffee. „Uma bica, faz favor!“
Honig ist in diesem Honigkuchen witzigerweise überhaupt nicht enthalten. Man süßt ihn mit Zuckerrohrmelasse, die bei der Produktion des Aguadente, den der Madeirenser ja nun tagtäglich für seinen Poncha braucht, entsteht. Zuckerrohr nose to tail praktisch. Man kann hier als Ersatz Black Treacle, Rübensirup oder eben auch Honig nehmen. Alle restlichen Zutaten sollten gut erhältlich sein. Wer kein Orangeat oder Zitronat oder auch keine Rosinen mag, kann eins davon oder gleich alles durch die identische Menge gehackte Datteln ersetzen. Aber das bleibt unter uns!
Wenn man den Bolo de Mel da Madeira traditionell herstellen will, braucht er drei Tage Vorlauf. Am vierten Tag wird dann gebacken. Der Teig fermentiert sehr lange bei Raumtemperatur. Es gibt auch eine schnelle Variante, die ich ebenfalls ausprobiert habe, während mein Teig für den Großeinsatz lustig vor sich hin blubberte. Das wird hier praktisch „buy one, get one free“ – zwei Türchen zum Preis von einem!
Ich starte mal mit dem schnellen Rezept.
Zutaten
- 250 g Weizenmehl
- 10 g Frischhefe
- 1 TL Zimt
- 1 TL Fenchel
- etwas Muskat frisch gerieben
- 45 g Schmalz ersatzweise Butter
- 75 g Butter
- 90 g Zucker
- 200 ml Zuckerrohrmelasse ersatzweise Honig, Black Treacle oder Zuckerrübensirup
- 0,5 Orange davon Schale als Abrieb und Saft
- 50 ml Madeirawein hier: Malmsey
- 0,5 TL Backpulver
- 50 g Orangeat oder Zitronat hier: beides gemischt
- 50 g Walnüsse gehackt
- 50 g blanchiert Mandeln gehackt
- 50 g Rosinen
zum Dekorieren
- Walnüsse eine pro Kuchen
- blanchierte Mandeln drei pro Kuchen
Anleitung
- Die Melasse mit Schmalz und Butter in einen Topf geben und langsam erhitzen. Verrühren und zum Abkühlen beiseite stellen.
- Mehl, Hefe und Zucker in eine Schüssel (oder die Schüssel der Küchenmaschine) geben. Die abgekühlte Melasse zugeben und kräftig kneten (lassen).
- Zimt, Fenchel, Muskat und Backpulver zugeben. Weiter kneten.
- Nüsse, Trockenfrüchte und den Madeira zugeben. Weiter kneten. Zuletzt Schale und Saft einer halben Orange einarbeiten.
- Teig abgedeckt eine Stunde bei Zimmertemperatur gehen lassen.,
- Mit Nüssen und Mandeln dekorieren und bei 160°C Ober-/Unterhitze etwa eine Stunde abbacken.
Joah… Der erste Versuch schmeckte schon mal ganz ordentlich. Wir testeten ihn zur Feier des Tages mit einem Schlückchen Madeira. Ob sich diese vereinfachte Variante ähnlich lange hält wie ihre aufwändigere Schwester, kann ich nicht sagen. Muss sie aber auch nicht wirklich. Dafür schmeckt sie zu gut.
Während wir den ersten Versuch probierten, räkelte sich in der Küche der Vorteig für das Originalrezept bereits wohlig in einer Schüssel, die mit einem feuchten Küchenhandtuch abgedeckt war.
Beim Vorteig handelt es sich um einen Brotteig. In sämtlichen Rezepten, die ich studiert habe, stand als Alternative sowas wie „… oder beim Bäcker besorgen“. Da hier ja nun mittlerweile auch die letzte echte Bäckerei dicht gemacht hat, dürfte das schwierig werden. Ich würde ja gern mal das Gesicht der Verkäuferinnen an den Theken einer der großen Ketten sehen, wenn ich die Frage „Was darf’s denn sein?“ mit „250 g Brotteig, bitte!“ beantworte.
Hilft nix. Selber machen dann halt. Und ist ja jetzt auch kein Hexenwerk, dauert dann halt nur einen Tag länger.
So sah der Teig aus, als ich ihn an Tag 2 zudeckte und zu Bett in den HWR brachte. Als ich ihn an Tag 4 aufweckte, sah er absolut identisch aus. Ein zweites Foto wäre völlig überflüssig gewesen. Verschwendung wertvollen Speicherplatzes.
Ich buk ihn in Förmchen, Vorspeisenringen und als Platte, die ich dann ausstach. Alles praktikabel und alles mit ähnlichem Ergebnis. Hier aber erstmal das traditionelle Rezept:
Zutaten
für den Vorteig
- 200 g Weizenmehl
- 10 g Frischhefe
- 120 ml lauwarmes Wasser
für den Teig
- 500 g Weizenmehl
- 200 g Zucker hier: Demerara
- 150 g Schmalz ersatzweise Butter
- 100 g Butter
- 125 g Walnüsse gehackt
- 65 g Mandeln blanchiert und gehackt
- 20 g kandierte Früchte
- 12 g Zimt gemahlen
- 5 g Nelken gemahlen
- 5 g Fenchelsaat gemörsert
- 1 EL Backpulver
- 250 ml Zuckerrohrmelasse ersatzweise Honig, Black Treacle oder Zuckerrübensirup
- 1 Prise Mixed Spice
- 100 ml Madeira süß
- 100 ml Aguardente erstazweise ein anderer Zuckerrohrschnaps
- 1 Orange davon Zesten und Saft
- 1 Prise Salz
Anleitung
Tag 1
- Aus Mehl, Hefe und lauwarmem Wasser einen Brotteig kneten. Rundherum bemehlen und in ein Tuch wickeln. Über Nacht gehen lassen.
Tag 2
- Kandierte Früchte, Mandeln, Nüsse und Gewürze mischen. Backpulver in den Madeira geben und verrühren. Butter und Schmalz in der Melasse schmelzen. Orange entzesten und auspressen.
- In einer großen Schüssel Mehl und Zucker mischen. Vorteig zugeben und einkneten.
- Nach und nach die Melasse, den Madeira, den Aguardente, den Saft, die Zesten und die Frucht-Mandel-Nuss-Mischung einarbeiten. Kneten, bis der Teig nicht mehr klebrig ist.
- Schüssel mit einem Tuch abdecken und 48 Stunden bei konstanter Raumtemperatur gehen lassen.
Tag 4
- Kuchen oder Küchlein nach Belieben formen, mit Mandeln und Nüssen dekorieren und 40 bis 60 Minuten bei schwacher Hitze – hier: 150°C Ober-/Unterhitze – abbacken.
- Auskühlen lassen, in Pergamentpapier wickeln und in einem verschlossenen Behälter aufbewahren.
Der zweite Versuch schmeckte mir persönlich deutlich besser. Der Gatte bevorzugte die einfachere Variante. Ich schätze, der Geschmack wird sich während der Lagerung noch ändern. Ich bin sehr gespannt.
Jetzt wünsche ich allen noch viel Spaß mit den verbliebenen sechzehn Türchen und widme mich mal wieder dem alljährlichen Plätzchen-Backwahn aka „Urlaubswoche im Dezember“. CR7, du kannst schon mal das Mehl abwiegen…
Sieht der toll aus. Ich habe bei der Vorstellung des kleinen CR7 in mich reingrinsen müssen. Ein tolles Türchen.
Danke! 🙂
Jetzt grinst er nicht mehr, der kleine CR7 😀
Die sehen ja herzallerliebst aus und sind genau nach meinem Geschmack. Zum Glück kriege ich hier Zuckerrohrmelasse problemlos. Dem Nachbacken steht also nichts im Wege! Danke für das schöne Türchen.
Danke dir, dass ich wieder dabei sein durfte! 🙂
Habe gestern die Reste meiner Flasche in Gofio-Plätzchen nach Kanaren-Rezept verklappt. Dachte, das passt irgendwie. Madeira oder La Palma – Hauptsache Spanien
Das ist ja absolut cool, dass du gleich im Urlaub an Zorras Adventskalender denkst!
Übrigens scheint das in vielen Kulturen üblich zu sein, zur Weihnachtszeit die Großfamilie zum Kochen und Backen zu beordern, das ist bei meinem kolumbianischen Mann nicht anders.
Das kann ich mir gut vorstellen. Auch den Geräuschpegel. Herrlich! Ich mag das 🙂
Von den kleinen Küchlein habe ich bisher noch gar nicht gelesen oder probiert. Hört sich aber super interessant an!
Viele Grüße Sylvia