Fuffzisch Jahr‘, graues Haar…

Ich hab’s geschafft. Wider alle Erwartungen bin ich nicht vor 0:00 Uhr irgendwo in der Ecke eingeschlafen. Um genau zu sein, war ich sogar bis kurz vor 3:00 Uhr wach. So wach wie eine Fuffzischjährige eben sein kann. Oder heißt das jetzt „rüstig“?!

Jedenfalls war das gestern wirklich ein toller Abend. Dank der Getränkekühlpalme musste niemand ein lauwarmes Bier trinken. Wir hatten eine zweite Box für die Weinkühlung im Einsatz. Das langte. Guuut… Am Ende wurde es auch eher frisch. Der Gatte verteilte großzügig Jacken unters Volk, aber es ist niemand erfroren, niemand verdurstet und niemand verhungert.

Und das, obwohl dem Abend einige fiese Missgeschicke vorausgingen. Während ich seit etwa sechs Uhr morgens in der Küche stand, organisierte der Gatte die restliche Logistik. Biergarnituren sollten zum Beispiel abgeholt werden. Lief auch super soweit, bis er feststellte, dass der Kram etwa drei Zentimeter zu lang für den Transport in seinem Kombi war. Verdammt!

Sein Notruf erreichte mich exakt beim Pinguine basteln. Bergab ging es noch. Bergauf rutschte der ganze Kram unerbittlich Richtung offene Heckklappe. Er stand im Tal vor dem letzten Anstieg. Ich ließ Pinguine Pinguine sein und machte mich auf den Weg. Wir zurrten mit gemeinsamen Kräften die Spanngurte nochmals fest und dann fuhr ich gaaanz laaangsaaam hinter ihm her nach Hause. Wir kamen an. Die noch fehlenden vier Bänke und der letzte Tisch gingen dann problemlos. Leider waren wir mittlerweile etwas unter Zeitdruck, weil das Grillfleisch und die Würstchen noch beim Aartalhof abgeholt werden mussten.

Das verlief allerdings wie erwartet völlig problemlos und ratzfatz. Umso schlimmer, als ich nach unserer Rückkehr feststellen musste, dass sich die Panna Cotta irgendwie abgesetzt hatte. Verdammt! Das war mir bei den etwa 146.413 Versuchen vorher noch nie passiert! Ich kloppte alles in die Tonne, spülte die 24 Gläschen wieder fein säuberlich aus und setzte eine neue an. Der Gatte hatte zwischenzeitlich Sahne Nachschub beschafft.

Lief dann alles super. Guuut… Der Zeitdruck sorgte dafür, dass der Kühlschrank mit zwei Kartons heißer Panna Cotta an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit getrieben wurde, aber es lief. Schwitz!

Es wanderten weitere Vorspeisen durch die Küche. Der Gatte stellte draußen Tische und Bänke auf. Er holte unser Eis ab, und wir befüllten „die Palme“ und einen großen Kübel. Wir hatten praktisch einen echten Lauf – bis ich in den Kühlschrank schaute, um mich zu vergewissern, dass mein drittes Dessert – die Panna Cotta – auf einem guten Weg war. Aber das war alles andere als ein guter Weg, auf dem der Inhalt der 24 Gläschen da war! Da war schon wieder diese dünne Gummibärchenschicht am Boden. Ich verstand die Welt nicht mehr. Es fehlte nicht viel zu einem hysterischen Tränenausbruch.

Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, wie viele Desserts (außer der „Pannen Cotta“ gab es noch eine Zitronenmousse und eine Peter-Gilmore-Mousse au chocolat) übrig bleiben würden – ich hätte einfach mit den Schultern gezuckt und „So what?!“ gesagt. Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht. Ich grübelte hin und her, erwog des Gatten Argument: „Es ist Neumond. Wenn die Desserts dran sind, ist es stockdunkel. Das merkt kein Mensch.“ Am Ende ließ ich es einfach, machte mich an die Sauerkirschschicht obenauf und ignorierte den Gummibärchensockel. Konsequent.

Und am Ende behielt der Gatte recht. Ein Gespräch mit einem Gast am späteren Abend gestaltete sich etwa so: „Das einzig blöde ist, dass mir die Panna Cotta total misslungen ist. Da hat sich irgendwie die Gelatine unten etwas abgesetzt.“ – „Keine Ahnung. Ich hatte nur fünf von den Sauerkirschdingern. Und die waren super!“ Der Gatte lag vollkommen richtig mit seinem Tipp, dass das im Dunkeln niemand merken würde. Nicht mal Leute, die ich darauf entschuldigend ansprach. Puh!

Aber zurück zu den Vorbereitungen vor dem Eintreffen der Gäste. Ich hatte diese blöden Papiertischdecken in Bahnen besorgt, um das Buffet und die Tische halbwegs seriös wirken zu lassen. Dreckszeug! Bei uns ist immer etwas Wind, weil weiter oben. Und immer, wenn ich eine Bahn mit Reißzwecken befestigt hatte, riss sie aus und flatterte lustig am letzten Zipfel. Danke auch. Zwischendurch flog mir dreimal das Kästchen mit den Reißzwecken runter. Zweimal auf dem Rasen. Endloses Eingesammel jeweils. Und dann noch einmal auf der Terrasse. Ich schätze, nachfolgende Generationen werden sich sehr daran erfreuen, Hunderte von bunten Reißzwecken vorzufinden, wenn sie die Terrasse einmal erneuern möchten.

Irgendwann hielt dann alles, die Gäste kamen – und es wurde ein wunderbarer Abend. Da ich beabsichtige, mir eine Hollywoodschaukel anzuschaffen, gab es hauptsächlich milde Spenden. Ganz toll die Bastelarbeit der Kolleginnen zur Überreichung des Geldgeschenks. Das ist so genial. Fast besser als eine echte Hollywoodschaukel. Dafür verzieh ich ihnen sogar den vorangegangenen Autocorso mit wildem Gehupe, Helene Fischer über die Autoanlage aufgerissen bis zum geht-nicht-mehr und das kollektive Einhorngewinke aus den Autos. Max, der die Tür geöffnet hatte, war wegen Helene Fischer so geschockt, dass er sie fast einfach wieder zugeknallt hätte. Also die Tür. Nicht Helene Fischer.  Allein die aufblasbaren Einhornbadewannengetränkehalter stimmten ihn milde.

Von ihm bekam ich dann zu fortgeschrittener Stunde praktisch das Geschenk meines Lebens. Ein Montblanc-Schreibwerkzeug. Immer schon war ich da irgendwie heiß drauf gewesen, war aber stets vor dem Preis zurückgeschreckt. Er wusste das. Und gestern bekam ich es. Es rührte mich zu Tränen. Das gute Kind! Eigentlich würde ich jetzt auch lieber damit schreiben als die Tastatur zu bearbeiten, aber das bringt uns ja hier nicht weiter.

Es folgte übrigens noch ein weiteres Einhorn in Form einer Spardose. Es steht gerade neben mir und bringt garantiert Glück.

Ansonsten gab es viele gemeine Karten, ein Kochbuch, Stauden für den Garten und das „Kraut der Unsterblichkeit“. Wehe, das funktioniert nicht! Alles Lebendige wurde im Laufe des heutigen Tages bereits eingepflanzt.

Die Party erreichte so etwa um zwei Uhr ihren tosenden Höhepunkt. Um halb drei hingen dann alle schlaff in den Seilen und verabschiedeten sich nach und nach. Dank der letzten Gäste wurden noch die Tische abgeräumt und die Gläser ins Haus geschleppt. Und dann sanken wir alle in tiefe Bewusstlosigkeit. Der Morgen verging mit Aufräum- und Spülarbeiten. Und irgendwann sah alles wieder aus wie vorher.

Und ich saß gegen Mittag auf der Terrasse in der Sonne und prostete mir selbst mit einem Glas Rosé zu, den zu vernichten ich mir zur Aufgabe gemacht hatte. Nur aus Pflichtbewusstsein und Sinn für Nachhaltigkeit habe ich mich selbstlos der Leerung der angebrochenen Weinflaschen angenommen. Ehrlich!

Jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich nicht durch einen unachtsamen Schritt von der Terrasse stürze und mir den Oberschenkelhals breche. In meinem Alter kann so etwas durchaus kritisch werden…

18 Kommentare

  1. Vom Hund natürlich auch die besten Wünsche und ein :keks: zum hund… äh… runden Geburtstag der rund… ach… wunderbaren Mrs Flax! :balloon: Möge sie verschont bleiben von Oberschenkelhals und Herzbeben (:tanz: Aber der Einhorngruß irritiert mich jetzt doch? :think:)

    Und wenn du zu Palmenpool und Hollywoodschaukel noch einen Flamingo brauchst, gib Bescheid, ja? 😉

    1. Es war übrigens „Atemlos“… Das dazu 😀
      Wenn ich mal einen Flamingo brauche, weiß ich genau, wo ich ihn herbekomme. Kann ihn aber leider nur nachts abholen :fg:
      So. Ich hab’s dann hinter mir. Jetzt bist du dran! ^^

      1. Ja, Flax geh voran! https://www.youtube.com/watch?v=3nRL3gi2hXg

        Ansonsten, immer rein in die Wunde! :cuapio: Nachdem Plan A (Flucht in die Mongolei) gescheitert ist, verzweifle ich gerade an einem Notfallplan, zwei Tage keinesfalls erreichbar zu sein. Ich glaube, gute Miene zu diesem Scheißspiel überfordert die Grenzen meiner Verstellungsfähigkeit. 😥

        1. ich stehe ehrlich gesagt unter schock. mir war klar, dass die scorpions absoluter dreck sind, aber das hier… das ist… unfassbar! 😀
          ach was. das war irgendwie voll lustig. und ging heute im büro noch weiter :mecry:
          für die planung von plan b hast du nicht mehr viel zeit, foxi-fox 😀

  2. Dann möchte ich auch noch rasch und ganz atemlos (:fg: ) nachträglich dazu gratulieren, dass du, werte MrsFlax, nun nicht länger als falscher Fuffziger durchgehen musst… :tuet:
    Und bei der Gelegenheit könnte ich ja ganz nebenbei und in einem leichten Anflug von Melancholie erwähnen, dass ihr im Übrigen nicht die einzigen beiden aus dem ehemaligen Team Livewrong seid, die dieses Jahr einen runden Geburtstag zu feiern haben ( bzw. viel mehr hatten)… :seufz:
    P.S.: Ich dachte, ihr beide wärt schon seit Jahren im Besitz von Flamingo-Briefkästen?… :rat: :nixweiss:

    1. Nur weil du zwanzig geworden bist, musst du hier nicht so auftrumpfen, Jungspund!
      Wenn ich weiter so brav bin wie momentan und den Urlaub mit dem Trainer überleben sollte, denke ich vielleicht mal ganz kurz über eine Reanimation meiner WP-Karriere nach.
      Danke und schön von dir zu lesen

        1. [quote][i]Original von Valv (Piti)[/i]
          Den letzten Worten der Mrs schließ‘ ich mich gerne an.[/quote]
          Ooh, danke! =)
          Dann möchte ich gleich mal die Gelegenheit nutzen und rein interessehalber die Frage stellen, woran denn Plan A (s.o.) gescheitert ist?… :tja:

          1. Prioritäten. Schlurfigkeit. Einem Angebot, das ich als langjähriger Fahrerhund nicht ablehnen kann. Darüber wird irgendwann zu lesen sein. :glgnfz:

  3. [quote][i]Original von MrsFlax[/i]
    Nur weil du zwanzig geworden bist, musst du hier nicht so auftrumpfen, Jungspund![/quote]
    Warum nicht?… :engel:
    Wenn ich die vergangenen Jahre Revue passieren lasse, stelle ich dabei fest, dass ich einige Jahre Kapitän des Teams Livewrong sein durfte, ohne überhaupt volljährig zu sein… 😎

      1. Okay, aber zwischen „ins Team lassen“ und „zum Käpt’n machen“ ist es dann eigentlich doch noch ein kleiner, aber feiner Unterschied – oder sehe ich das völlig falsch?… :gruebel:

          1. Ja, das kann man gelten lassen.
            (Wobei: obwohl ich jetzt ja eigentlich alt genug bin, die ‚ganze‘ Wahrheit zu erfahren, ist das natürlich irgendwie schon ein mulmiges Gefühl – analog zum Adoptivkind, das gerade erfahren hat, dass da gar nicht die leiblichen Eltern vor ihm stehen… ;( )

  4. [quote][i]Original von [französischerAkzent]Erdapfel[/französischerAkzent][/i]
    Prioritäten. Schlurfigkeit. Einem Angebot, das ich als langjähriger Fahrerhund nicht ablehnen kann. Darüber wird irgendwann zu lesen sein. :glgnfz:[/quote]
    Eine Rennfahrerhund-Biografie – das wäre in der Tat etwas, das ich mir kaufen würde… :daumen:

  5. oha!
    Sehr verspätete aber umso herzlichere Glückwünsche!
    Jetzt, wo Sie sich an das neue Alter gewöhnt haben – wie isses denn so?
    Eben! In diesem Sinne, auf die nächsten Fünfzig!
    Prost!

    1. Vielen Dank! Bin eigentlich ganz zufrieden mit dem neuen Alter. Läuft bislang richtig gut. Wir sitzen z.B. gerade am Flughafen auf dem Weg nach Norwegen. Liebe Grüße und bis bald

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