Ich versuche dann mal unseren Kochkurs in Amed nachzubasteln. Unseren indischen Kochkurs. Hatte ich ja versprochen. Vor allem mir selbst. Das da oben stand am Ende auf dem Tisch. Laut Karte hatten wir folgendes: Vegetable Curry, Dal, Chapati, Rice, Raita, Spicy Mint Chutney, Barfi. Sehr coole Kombination. Auch perfekt für einen schweißtreibenden deutschen Sommerabend im Jahr 2018.
Wir beginnen mit dem Süßkram. Der Gatte hatte es bereits am Vortag getestet und war total begeistert: Barfi bzw. Burfi bzw. Thenga Burfi – ein nettes, kleines Kokosnusspralinchen, wenn man so will. So lag es damals vor uns. Das Foto half mir sehr bei der Rekonstruktion.
Komang hatte damals angegeben, dass es aus Kokos, Milch und Zucker bestünde. Ich war der Meinung, dass Kokosmilch gemeint sei. Weit gefehlt! Intensive Recherchen der letzten Tage ergaben, dass es sich tatsächlich um Kuhmilch als Zutat handelt. Ich fand unendlich viele Rezepte im Netz. Am meisten geholfen hat mir das hier: kannammacooks.com. Danke!
Was ich absichtlich ignoriert habe, war die dringende Empfehlung, das Braune von der Kokosnuss vor dem Häckseln zu entfernen. Ich befand, dass das Braune in Komangs Barfi auf dem Foto eindeutig noch drin war. Und Komangs Barfi war super. Also so.
Zutaten
- 300 ml frisch gemahlenes Kokosmark
- 400 ml Milch
- 250 ml Zucker
- 1 EL Ghee
Anleitung
- Vorab: Die Milliliter-Angaben sind darauf zurückzuführen, dass ich alles in einem Halbliter-Messbecher abgemessen habe. das Kokosmark habe ich in der Küchenmaschine geraspelt. Das geht auch mit getrockneten Kokosraspeln, aber die sollten dann wohl vorab eingeweicht werden. Ich teste bei Gelegenheit.
- Kokosnuss öffnen (siehe Anleitung), Mark stückchenweise herausnehmen und fein raspeln.
- Kokosmark in einen Wok geben, Milch und Zucker zugeben und kräftig aufkochen. In fast allen Rezepten wird ein Topf oder eine reguläre Pfanne verwendet, aber ich entschied mich für den Wok - geniale Idee. Durch die relativ kleine Fläche, die voll erhitzt wird und die Größe (und Weite!) des Woks konnte ich das Ganze praktisch die meiste Zeit über auf höchster oder zweithöchster Stufe befeuern, ohne dass die Milch übergekocht ist.
- Zuerst ist die Masse sehr flüssig. Hier richtig ordentlich Feuer geben, bis alles stark kocht. Immer dabei stehen bleiben und zwischendurch umrühren. Nach etwa zwanzig Minuten habe ich die Ghee zugegeben. Dann weiter kochen lassen.
- Nach dreißig Minuten wurde die Masse bereits etwas zähflüssig. Nach 45 Minuten war die Flüssigkeit fast komplett verkocht. Irgendwo stand, dass die Masse zu diesem Zeitpunkt die Konsistenz nassen Sandes haben soll. Das trifft es ganz gut.
- Jetzt Auflaufform mit Backpapier auslegen und Kokosmasse hineingeben. Oben glätten. Eine Stunde bei Zimmertemperatur abkühlen lassen.
- Kurz in den Kühlschrank geben und bevor alles komplett durchgekühlt ist, in Stückchen schneiden bzw. mit Förmchen ausstechen - je nach gewünschter Optik.
- Bei uns lag noch eine Mandel drauf. Ich hatte ungeröstete, ungesalzene Cashews im Haus. Passte auch perfekt.
Meine Fotos stammen vom Zeitpunkt nach den Schneiden und vor dem endgültigen Auskühlen. Und vom Zeitpunkt des ersten Tests. Schmeckte super. Konnte so bleiben. Durchgekühlt war es allerdings noch besser.
Kommen wir aber nun zum versprochenen Kokosnuss-Tutorial. Kokosnüsse öffnen ist ja nun nicht etwas, das man in unseren Breiten von Kindesbeinen an tagtäglich erledigt. Ich erinnere mich an die ersten Kokosnüsse meines Lebens, die mein Vater mit brachialer Gewalt auf dem Kopfsteinpflaster unseres Hofs öffnete. Erste Versuche mit der Bohrmaschine. Dann mit dem Hammer. Zuletzt wurden sie dann in wildem Zorn geworfen bzw. zerschmettert. Und ich weiß nicht, wie oft wir das Kokoswasser insgesamt jemals probieren konnten. Meistens versickerte es im Pflaster… Trotzdem war die Anwesenheit einer Kokosnuss in unserem Haushalt in den Siebzigern und frühen Achtzigern ein totales Highlight. Und es kam auch recht selten vor, weshalb ich mich wohl so gut erinnere.
Dabei geht es eigentlich recht einfach. Ich war selbst verblüfft. Zuerst nimmt man einen handelsüblichen Korkenzieher zur Hand und bohrt zwei der von der Natur clevererweise bereits eingerichteten Sollbruchstellen an und dreht den Korkenzieher anschließend wieder heraus. Voilà! Offen! Jetzt kann man das Wasser bequem ablaufen lassen. Am besten in ein Glas o.ä.
Anschließend nimmt man einen Hammer und haut mehrmals beherzt auf die Querseite der Kokosnuss ein. Dabei immer drehen! Es entsteht ein Riss ringsum. Nun kann man die Nuss, die übrigens keine Nuss, sondern eine Frucht ist, einfach auseinanderbrechen. Zuletzt schneidet man mit einem Messer kreuz und quer durch das Mark und entnimmt es stückweise. So einfach ist das!
Kommen wir aber zurück zu unserem indischen Essen! Außer dem Reis (dafür braucht es wohl kaum ein Rezept) gab es noch zwei einfache Beilagen bzw. Dips, die sich auch hervorragend anderweitig verwenden lassen: Raita und Mint Chutney.
Zutaten
- 1 Zitrone
- 1 große Chili
- reichlich Minze
- 1 TL brauner Zucker
- Salz
Anleitung
- Alle Zutaten pürieren. Zuletzt mit Salz abschmecken. Fertig!
Zutaten
- 1 Salatgurke
- 2 Tomaten
- 500 ml Joghurt
- TL zerstoßene Kreuzkümmelsaat
- 1 Prise scharfe Paprika
- 1 Zitrone - davon der Saft
- Salz, Pfeffer
Anleitung
- Gurke und Tomate in feine Stücke oder Streifen schneiden. Mit allen übrigen Zutaten vermischen. Zuletzt mit Salz und Pfeffer abschmecken. Durchziehen lassen.
In das Raita wanderten meine ersten reifen Tomaten. Da kann man schon mal ein wenig stolz sein.
Weiter geht es mit dem Dal. Das war wirklich super.
Zutaten
- 250 ml Wasser
- 1 größere Tomate
- 1 Pellkartoffel, abgezogen (oder auch nicht - je nach Kartoffel)
- 3 EL gelbe Linsen
- 0.5 TL Salz
- 1 TL Kurkuma
- 1 TL brauner Zucker
- 100 ml Kokosmilch
- 1 TL Kreuzkümmelsaat
- 1 Chilischote (oder mehr oder weniger - je nach Schärfegrad)
- 1 Limette (davon der Saft)
- Petersilie, gehackt
Anleitung
- Tomate würfeln und Pellkartoffel in mundgerechte Stücke schneiden. Wasser im Wok erhitzen. Nacheinander Kartoffel-, Tomatenstücke und Linsen zugeben. Kurz köcheln lassen.
- Salz, Kurkuma und Zucker zugeben. Nochmals eine Minute köcheln lassen. Mit der Kokosmilch ablöschen.
- In einer kleinen Pfanne den Kreuzkümmel anrösten und ebenfalls zugeben.
- Zuletzt die feingehackte Chilischote, den Limettensaft und die gehackte Petersilie unterrühren. Warm halten.
Jetzt zum Curry. Das gab es mittlerweile zweimal hier. Und es gibt noch Reste für heute. Yeah! Passt auch irgendwie zu allem.
Zutaten
- 1 TL Koriandersaat
- 1 TL Kreuzkümmelsaat
- 1 Chilischote
- 0.5 Zwiebel (hier: drei Frühlingszwiebeln)
- 2 Knoblauchzehen
- 2 EL neutrales Öl
- 1 Karotte
- 1 Kürbisspalte (ich nahm Süßkartoffel, weil die gerade übrig war)
- 1 lange, dünne Aubergine (hier: zwei fette Scheiben einer mutierten Gartenaubergine)
- 125 g Weißkohl
- 150 g grüne Bohnen
- 1 TL Salz
- 1 TL schwarzer Pfeffer
- 1 TL Kurkuma
- 1 TL brauner Zucker
- 100 ml Kokosmilch
- 1 TL Madrascurry
- 1 Tasse Wasser
Anleitung
- Koriander- und Kreuzkümmelsaat mörsern und in einer kleinen Pfanne ohne Zugabe von Öl kurz anrösten. Chili hacken, Zwiebel würfeln, Knoblauchzehen fein hacken. Karotte, Aubergine und Kürbisspalte in dünne Scheiben schneiden. Bohnen in kurze Abschnitte teilen. Weißkraut in kurze Streifen schneiden.
- Öl erhitzen. Knoblauch, Chili und Zwiebeln kurz anschwitzen, Koriander und Kreuzkümmel zugeben.
- Gemüsestücke ebenfalls zugeben und kurz mit anschwitzen. Mit Kokosmilch ablöschen und Gewürze unterrühren. Mit Wasser aufgießen.
- Aufkochen lassen, dann kurz köcheln lassen. Warm stellen.
Was auch echt genial war, war das Masala. Beim ersten Versuch war es nicht der totale Hammer, aber beim zweiten Versuch gestern war es genial. Selten so köstliche Kartoffeln gegessen.
Zutaten
- 0.5 Zwiebel (ersetzt durch Frühlingszwiebeln)
- 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
- 1 Chili in dünnen Ringen
- 1 TL schwarze Senfsaat
- 2 EL neutrales Öl
- 1 große Pellkartoffel, in Würfeln
- 0.5 Karotte, in dünne Julienne geschnitten
- 1 TL schwarzer Pfeffer
- 1 TL Salz
- 1 TL brauner Zucker
- Saft einer Limette
- 1 Schuss Rotweinessig
- 1 Tomate, gewürfelt
- etwas Petersilie, gehackt
Anleitung
- Zwiebel würfeln, Knoblauch hacken, Chili in feine Streifen schneiden. Pellkartoffel würfeln, Karotte juliennisieren, Tomate würfeln.
- Schwarze Senfkörner ohne Öl in einer Pfanne erhitzen bis sie "ploppen". Öl zugeben. Zwiebel, Knoblauch und Chili zugeben und kurz anschwitzen. Kartoffeln und Karotten zugeben und ebenfalls etwas garen lassen. Mit Mit Pfeffer, Salz und Zucker würzen, mit Limettensaft und Essig ablöschen. Kurz weiter garen.
- Tomate und Petersilie zugeben und Herd abschalten. Warm halten.
Bis auf das Chapati (Fladenbrot) haben wir es dann jetzt. Und das war echt simpel – ich habe es allerdings zu Hause noch nicht ausprobiert. Am Samstag wird der Grill angeworfen. Dann geht es für die Premiere an den Start.
Das Rezept gibt es jetzt schon mal. Dann muss ich es am Samstag nicht suchen.
Das war vielleicht jetzt ein wenig viel, und vielleicht war es auf Anhieb auch etwas undurchschaubar, aber wenn man erstmal mit drei Bestandteilen als Ziel loslegt, kommt flott Routine auf. In die Gesamtkombination hätten wir uns reinlegen können.
Ich sach‘ nur: It’s all about spices!
Mit einem Korkenzieher? Da hätte ich ja auch mal selbst drauf kommen können…ich hab mir bisher immer mit Hammer und Schraubendreher beholfen. Man lernt doch nie aus…
Ja. Ich auch. War total verblüfft, wie einfach das geht. Wahrscheinlich gibt es auch einen genialen Artischockentrick, den ich noch nicht kenne. Und wegen dem ich wahnsinnig werde, wenn ich ihn finde 😀