„It’s going to disappear. One day it’s like a miracle, it will disappear.“ – Donald Trump
Vermutlich hat er damit das Toilettenpapier gemeint. Dreilagig und mit Kamille ist es mittlerweile kurz davor, seinen Durchbruch als weltweites, offizielles Zahlungsmittel zu feiern. Das Virus jedenfalls wird nicht so einfach wieder verschwinden. Da dürfen wir sicher sein.
„From our shores, you know, it could get worse before it gets better. Could maybe go away. We’ll see what happens. Nobody really knows.“ Für den Auswurf solcher Sätze hätte man auch ein Pfundpäckchen Dosenbrot zum Präsidenten wählen können.
Apropos „Brot“: Ich habe keins gehortet. Ich mag das lieber frisch. Und Mehl gibt es hier allzeit in ausreichender Menge für einen Zwei-Personen-Haushalt. Mehl wurde wohl auch gebunkert. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wieviele Menschen hier backen – Brot oder Kuchen oder was auch immer -, aber ich bin sicher, dass von diesen Tonnen von Mehl der Großteil im Hausmüll landen wird. Und das macht mich ausgesprochen wütend.
Was mich dabei wütender als die offensichtliche Dummheit der „Leute“ macht, ist die Rücksichtslosigkeit. Es ist unfassbar. Ich habe übrigens eben ein Brot gebacken. Mit langer Gare seit gestern Morgen und nur einem Hauch Trockenhefe. Und ich frage mich, wieso die Hefe ausverkauft war am Freitag Nachmittag. Frischhefe ist nicht sehr lange haltbar. Und Trockenhefe braucht man wirklich nur in überschaubaren Mengen. Ich hätte gerne eine Statistik, die aussagt, wieviele Brote in den kommenden vier Wochen in Deutschland von Menschen gebacken werden, die sonst zum Bäcker gehen. Und wie viele Hefewürfel letztendlich auf dem Müll landen werden.
Und gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass z.B. in Großbritannien oder auch in den USA das Virus als eine ganz willkommene Gelegenheit angesehen wird, sich unliebsame Bevölkerungsschichten vom Hals zu schaffen. Wer kein oder wenig Geld hat, ist bis zuletzt arbeiten gegangen. Und hat dabei alles angesteckt, dem es ähnlich ging. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist keine Selbstverständlichkeit. Die wurde hart erkämpft. Und für die Krankenversicherung, wie wir sie kennen, gilt das gleiche. Nur mal so als Denkanstoß.
Wichtig ist momentan tatsächlich, die Sozialkontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Nicht aus Angst vor eigener Ansteckung, sondern aus Rücksicht. Und im Sinne des Allgemeinwohls. Und dazu gehört ganz sicher nicht, mit fünf 12er-Packs Klopapier, zehn Tiefkühlpizzen und zwanzig Dosen „Hühnertopf mit Nudeln“ oder „Spaghetti mit Fleischbällchen“ in einem überfüllten Supermarkt an der Kasse zu stehen.
Unser Karwochenurlaub ist einen leisen Tod gestorben. Wir werden damit klar kommen. Obwohl wir uns sehr darauf gefreut hatten. Ist dann jetzt halt so. Ebenso wurde ein Konzert der Schiersteiner Kantorei mit Andreas Scholl abgesagt bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben, für das wir seit geraumer Zeit Karten haben. Blöd, aber nutzt ja nix.
Und währenddessen explodiert draußen völlig unbeeindruckt der Frühling. Vielleicht kommen wir auf diese Weise ja zu der längst überfälligen Gartenarbeit? Meine Tomaten-, Chili-, Paprika- und Auberginenbabies geben alles. Ganz anders als im vergangenen Jahr, als die Anzucht sehr zögerlich und von einer hohen Quote von Totalausfällen gekennzeichnet war. Ich frage mich, ob ich mich beim Ernten der ersten Tomate wieder in der „Normalität“ befinden werde, wie wir sie von vor dem Ausbruch von Covid-19 kannten.
Insgesamt werden wir auf uns selbst zurückgeworfen. Zwangsentschleunigt sozusagen. Ein Effekt, der voraussichtlich leider nicht von langer Dauer sein wird. Vielleicht bleibt aber etwas zurück. Eine Unsicherheit. Das würde schon helfen.
Derweil koche ich mich weiter durch die Vorräte. Kichererbsen, Linsen, Bohnen – alles reichlich vorhanden. Den Lachs habe ich vom Klopapier-Panikkauf mitgebracht. Kleiner Scherz. Frische, schnell verderbliche Sachen gibt es ja reichlich. Und wenn es nicht unbedingt Fleisch oder Fisch sein muss, wird man durchaus auch satt, wenn man experimentierfreudig ist. Und wenn man ausreichend Gewürze in der Schublade hat.
Insgesamt ist die Situation momentan nicht ganz einfach für jemanden, der Corona bislang für ein Bier hielt, dass er nicht mal mag. Auch nicht mit Zitrone im Hals. Aber das wird schon.
Ganz bald gibt es wieder Estragon im Beet (siehe Foto ganz oben). Und ich habe draußen noch drei Kohlrabi, zwei Mangold und eine Staudensellerie, die den milden Winter überlebt haben. Die fünf ausgekeimten Kartoffeln stecke ich gleich dazu. Man weiß ja nie… 😀
Ich wünsche allen eine erträgliche Zeit. Nutzt Ruhe und Ausstieg aus dem Alltag als Chance. Macht Sachen im Haus, die ihr immer schon mal tun wolltet. Und lest! Und bleibt bloß gesund!
Trump würde sagen: „We have done an incredible job. We’re going to continue.“
Ich hoffe ja immer, dass sich „It’s going to disappear“ auf Trump himself bezieht. Ja, ich weiß, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die Mehl- und Hefe-Kauforgien haben mich auch sehr gewundert…ich wußte nicht, dass die Leute so viel backen. Es kommen ganz erstaunliche Dinge zum Vorschein. Ich weiß bis heute noch nicht, was diese eine Frau, die mir am Freitag auffiel mit einem Jahresvorrat an Kaffeeweissern und einer Palette Weizen 405 anstellen wird. Vielleicht sollte ich ein Rezept für sie entwickeln…
Ich wollte Dir wünschen, dass Du die Zeit gut nutzt, aber das tust du bestimmt ohnehin. Bleib gesund!
trump, bolsonaro, boris johnson, höcke, opa gauland – aber davor schreckt offensichtlich sogar das virus zurück. kein gewissen, das ding.
mehl und kaffeeweißer… mmmhhh… klingt nach milchbrötchen 😀
wünsche dir auch alles gute für die nächste zeit. werde morgen nochmal einkaufen gehen. leben am limit! 😀