Ein Elektroauto zu fahren ist an sich eine sehr kommunikative Sache. Hat sich herausgestellt. Selten habe ich mich in den letzten Jahren so häufig mit wildfremden Menschen unterhalten wie an Ladesäulen. Hier besonders an den Ladesäulen von Idsteiner Discountern. Zwei mit kostenloser Auflademöglichkeit für Kunden gibt es. Und in vielen Fällen sind es keine Kunden, die ihre Autos dort aufladen.
Das führt dazu, dass fette Hybridkarossen stundenlang die jeweils beiden Parkplätze davor blockieren. Oder Teslas. Und während man wartet, kreuzen dann Rentner mit Nordic-Walking-Stöckchen auf, die gerade einen ausgedehnten Waldspaziergang unternommen haben. Oder die Fahrer der besonders hochpreisigen Modelle werden von Bekannten auf dem Parkplatz abgesetzt. Mit dem Auto. Der Lidl ist schließlich nicht zum Einkaufen da! So weit reicht der Standesdünkel noch. Allenfalls zum Auto aufladen…
Vielleicht sammele ich mal Gesprächsfetzen aus diesen „Ladesäulen-Dialogen“. Sehr erbaulich, zu spüren, wie aus freundlichen Menschen der Klassenkämpfer herausbricht. „Der mit dem Tesla. Der steht immer hier. Als ob der sich des Tanke net woanners leiste könnt‘!!!“ Richtig! Gestern war’s übrigens ein Jaguar, der den Zorn meines Mitwartenden heraufbeschwor. Und als ich aus dem Laden kam – ich erledige meinen Grundnahrungsmitteleinkauf jetzt grundsätzlich in Läden mit Ladesäule – brach gerade eine Hybrid-BMW-Fahrerin meinen Ladevorgang ab. Ob das Absicht war, oder ob sie es einfach nicht gerafft hat, werde ich nie erfahren. Aber ich musste ja auch quer über den Parkplatz sprinten, weil sich derweil ihr Einkaufswagen auf dem leicht abschüssigen Gelände selbstständig gemacht hatte. Madame war ja zu intensiv damit beschäftigt, die Gratis-Energie-Zufuhr meines unschuldigen, kleinen Fiats zu unterbrechen.
Manchmal unterhält man sich auch einfach nur so – „Unn?! Sinn Se zufriede mit dem Kloane?!“ – aber irgendwann kommt immer unweigerlich „Der schunn widder…!! Kann der de Sprit net bezahle, der Arme?!“ Ich find’s toll. Diese unverhohlene Verachtung. An den Gratisladesäulen herrscht noch der richtige Geist. Da begehrt das Kfz-Proletariat ernsthaft auf, da wehrt es sich verbissen gegen den Kapitalismus. Leider nur weil’s ums eigene Portemonnaie geht. Aber immerhin. Es ist ein Anfang.
An den beiden vergangenen Wochenenden habe ich übrigens meine Gewürze sortiert. Ich glaube, ich bin eine sehr, sehr kranke Frau. Im Netz fand ich die perfekten Gläser dafür: Höhe passte genau in reguläre Schubladen, Glas mit quadratischem Querschnitt (also maximale Ausnutzung des vorhanden Platzes). Ich bestellte 48 Stück. Sechs blieben übrig, als die Schublade voll war. Es gab sie im Zwölferpack. Da auch noch reichlich Gewürze übrig waren, bestellte ich 36 nach. Ergebnis: Zwei optimal ausgenutzte Schubladen gleich neben dem Herd waren voll. Beschriftung auf den Deckeln. Super bedienerfreundlich.
Dafür wanderten die Messer aus der Schublade an die Wand. Das wunderschöne Walnuss-Holzbrettchen dafür hatte der Schreiner in seitenweise BILD eingepackt. Die letzte Lage war so richtig zum konvulsivischen Übergeben geeignet. Danke!
In der tieferen Schublade unter den neuen Gläschen befinden sich die fast täglich genutzten Gewürze in diesen Smoothie-Flaschen. Das Zeugs hat sich mal eine Kollegin phasenweise per Druckbefüllung einverleibt. Und die Flaschen bekam ich. Perfekt. Da ist die Füllmenge etwas größer. Wir reden jetzt übrigens von drei Schubladen voller Gewürze. Das Grüppchen auf dem linken Foto zog übrigens später in die Messerschublade um. Parktischer so.
Trotzdem hasse ich mich. Aber ich liebe die Schubladen. Und: Ja. Da fehlt noch eine Flasche. Falls wer eine übrig hat… Die Kollegin mag das Zeug leider nicht mehr. Ich glaube, zwei würden auch passen. Und man könnte auch die beiden Olivengläschen vorne rechts noch austauschen. Ich sach‘ ja nur…
Auf unseren Tellern liegt gerade ständig Reh. Ja… Immer noch die Festmahleinkäufe für das Weihnachten, an dem niemand zum Essen kam… Man möchte weinen.
Gestern gab es die beiden Filets, die unser Jäger den Rückenstücken jeweils liebevoll beilegt. Wenn sie gut zubereitet sind, hat man das, was meine Schwester „Lutschreh“ nennt. Mega zart und saftig. Ein echter Bambi-Traum.
Sie räkelten sich lasziv in einem Steinpilzrahm. Dazu knusprige Polentaecken. Nur kurz – auch für mich – die Herstellung der Sauce: Zwanzig Gramm getrocknete Steinpilze in 400 Millilitern heißem Wasser einweichen. Etwa eine Stunde durchziehen lassen. Schalotten und eine Knoblauchzehe fein würfeln und glasig anschwitzen. Mit einem kräftigem Schwapp trockenen Weißweins ablöschen, dazu einen Hauch Cognac und einköcheln lassen. Die eingeweichten Pilze mit dem Sud dazugeben. Nochmals bei mittlerer Hitze einkochen lassen. Derweil Steinpilze in Stücken in einer Pfanne ohne Fett anbrutzeln. Wenn Sie rundum angebraten sind, den eingeköchelten Saucenansatz durch ein Sieb dazugeben. Mit Sahne, Salz, schwarzem Pfeffer abschmecken und ggf. nochmals etwas einreduzieren lassen – fertisch!