“On the last day of creation, God desired to crown his work, and thus created the Kornati Islands out of tears, stars and breath.” – George Bernard Shaw
Ja, so ähnlich wird das wohl gewesen sein, wenn es denn schon Shaw sagt. Als der Gatte von zwei Bootstauchgängen inmitten der wunderschönen Inselchen zurückkehrte, sah er das ähnlich.
Und er hatte ein paar Handyfotos vom Boot aus geschickt. Und das Beste: Er hatte für mich einen Bootsplatz für den Samstag gebucht. Zum Fotografieren.
Bevor es aber samstags für mich aufs Boot gehen sollte, machten wir uns am späten Mittwoch Nachmittag auf, um uns die Küste von Murter zwischen Tisno und Jezera anzuschauen. Es gibt einen ganz fabehaften und flachen Fußweg, den sogar ich mit meinen geschundenen Füßen schaffen sollte. So der Plan.
Zuerst schauten wir uns allerdings das Brückenspektakel an. Um 17 Uhr öffnete der mächtigste Mann von Tisno, der Brückenmann, nämlich die Klappbrücke für den Bootsverkehr. Im Wasser sammelten sich die Boote auf beiden Seiten der Brücke. An Land tummelten sich allerlei Schaulustige. Klappe auf, Boote durch, Klappe wieder zu.
Wir schauten uns das von der Murter-Seite aus an und machten uns anschließend auf den Weg nach Jezera. Der Weg war toll. Richtig toll. Im Prinzip eine perfekte flache Laufstrecke am Meer entlang, die ich sicher regelmäßig nutzen würde, wenn ich denn in Tisno wohnen würde. Und man lief die ganze Zeit über im Schatten. Dazu etwas Wind vom Meer. Herrlich.
Der Abend endete vor dem Haus bei Wein, Käse, Oliven und Brot. Die Nacht verlief ruhig und stechmückenfrei. Wir hatten alle Türen und Fenster – bis auf die Tür zwischen Küche und Schlafzimmer – geschlossen und die Klimaanlage in der Küche angeworfen. Die Temperaturen waren in Tisno nochmal deutlich höher als auf Krk. Es ging nicht anders. Wir bereuen nichts!
Der nächste Tag verging für den Gatten unter Wasser und für mich mit dem letzten mitgebrachten Buch vor dem Haus. Abends standen Einkäufe an. Und eine Fahrt ans andere Ende von Murter für ein paar Fotos vom Meer und den Kornaten. Und anschließend ein Essen im „Bona Fide“, einem kleinen und grundsoliden Restaurant, das vom Bruder des Tauchbasisbesitzers geführt wird. In Deutschland hätte man das eine Imbissbude genannt, und es hätte fiese Wurst aus der leidenden Kreatur und schlabberige Pommes gegeben. Hier gab es dagegen ausnehmend gute Meeresgetiergerichte und ebenso gute, einfache Beilagen.
Das auf dem Foto oben links ist übrigens die Oma, nach deren Rezept die köstliche Pašteta od tune (Thunfisch-Paté) hergestellt war. Ich habe natürlich gefragt. Ich bekam das Rezept ebenso natürlich nicht. Was mich wiederum nicht davon abgehalten hat, etwa zweihundert kroatische Thunfischpatérezepte zu lesen und mir entsprechende YouTube-Videos anzuschauen. Ich hatte eine Idee und keine Angst, sie zu benutzen!
Zutaten
- 250 g Thunfisch abgetropft aus der Dose – ersatzweise: geräucherte Forelle oder gegarter weißer Fisch
- 2 Sardellenfilets gesalzen
- 2 Eigelbe hart gekocht
- 1 EL Senf
- 0,5 Zitrone davon der Saft – bei kleineren Zitronen eine ganze
- 1 EL Kapern
- 2 Zehen Knoblauch
- 1 Handvoll Petersilie gehackt
- 2 EL Pinienkerne
- 2 EL Schmand ersatzweise: Crème fraîche
- 2 EL Olivenöl
- schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- Salz falls noch nötig
Anleitung
- Alle Zutaten bis auf das Olivenöl und Salz und Pfeffer aufmixen bis eine glatte Masse entsteht.
- Öl zugeben und ebenfalls kurz untermixen. Pfeffern.
- Der Salzgehalt sollte eigentlich durch die Sardellen ausreichend sein. Eventuell nachsalzen beim Abschmecken.
- Kalt stellen und portionsweise anrichten.
Notizen
Die winzigen Cocktailtomaten habe ich übrigens auch im Bona Fide mitgehen lassen, nachdem wir beide total begeistert davon waren. Das Saatgut ist bereits für die Saison 2022 eingetütet.
Es gab auf der Karte auch noch eine Pašteta od kozica (Garnelen-Paté) nach Großmutters Rezept. Die gab es aber gerade nicht, sodass wir sie nicht probieren konnten. Macht aber nichts. Auch dazu gibt es unzählige Rezepte im Netz. Auch die wird demnächst getestet.
Am nächsten Tag lagen 214 Treppenstufen vor mir. Erst rauf, dann runter. Also praktisch insgesamt 418. Ich rechnete bereits fest damit, dass der Gatte mich mit einem beherzten mosteresken „Hol‘ die Kameltreiber!“ (YouTube-Link: Zum Aktivieren der Videos musst du den „Play“-Button klicken. Ich weise dich hiermit darauf hin, dass nach der Aktivierung Daten an den jeweiligen Anbieter übermittelt werden.) anfeuern würde, aber das scheiterte einerseits daran, dass außer uns niemand auf dem Weg war, und dass ich andererseits ganz ordentlich und ohne Jammern aufstieg. So musste nicht zum Äußersten gegriffen werden.
Zum Ziel des Anstiegs: Auf der Inselseite von Tisno kann man die Wallfahrtskirche Gospe od Karavaja besichtigen. Hineinschauen konnten wir leider nicht. Es war geschlossen – und beim nächsten Gottesdienst wären wir bereits wieder auf der Heimreise.
Als Belohnung für den Anstieg gab es aber dann noch einen schönen Blick auf die Meerenge zwischen Murter und dem Festland. Und ich nahm mir einen kleinen Ableger der die komplette Treppe säumenden Iris mit. Vermutlich total verboten. Wieso schreibe ich das hier eigentlich hin?!
Abends dann schaffte ich es endlich, den riesigen TISNO-Schriftzug direkt vor unserer Tür zu fotografieren. Ab dem Zeitpunkt am Abend, an dem die Illumination startet, ist an das Ding praktisch kein Heranakommen mehr möglich. Ständig lehnt wer am T, kriecht unter dem N durch oder räkelt sich im O. Drumherum Scharen von Familienvätern, -müttern und jungen, hippen Instagrammern, die ihre Brut, den Mann / die Frau ihrer Träume oder sich selbst davor unbedingt sofort aufnehmen müssen.
Wir wechselten erstmal auf die Inselseite und ich kam zu einem ersten Foto:
Zurück an „unserem“ Haus (übrigens das direkt hinter dem Schriftzug) schaffte ich es dann tatsächlich kurz, alle Schattierungen des Lichtwechsels ohne herumirrende Personen einzufangen. Anschließend gab’s zur Belohnung Terrassenwein.
Am nächsten Morgen ging’s dann aufs Meer hinaus. Der Gatte hatte mir ja bereits am ersten Tag einen Bootsplatz besorgt. Es ging zwischen zahllosen Kornaten hin und her. Zum Thema „Kornaten“: Laut Wikipedia gibt es 125 davon. Oder 152. Je nachdem wer zählt. Es sind jedenfalls ganz schön viele. Und sie sind ganz schön schön.
Im Prinzip sind sie alle ähnlich. Bewachsen – teils mehr, teils weniger, am Rand karg, felsig, meistens eher klein und rund. Es gibt auch größere. Manche sind sogar bewohnt. Sie fallen flach ins Wasser ab, was dafür sorgt, dass sie von oben – wie damals, als ich sie aus dem Flugzeug gesehen habe – fast tropisch wirken. Um die Inseln herum ist das Wasser oft absolut türkis. Vom Boot aus war das noch schöner als aus dem Flieger.
Und obwohl der Gatte derjenige von uns war, der zwei Tauchgänge absolvierte, während ich nur herumfotografierte und in der Sonne saß, war ich abends doch ziemlich platt. Da wir aber in Jezera in der Konoba Berekin ja bereits Tage vorher für diesen Abend einen Tisch ergattert hatten, war nix mit erschöpft rumliegen. Wir nahmen den hübschen Fußweg (s.o.) an der Küste entlang. Zumindest bei mir war zu diesem Zeitpunkt des Tages mit Bewegung ja noch nicht viel passiert.
Der Gatte hatte den Pulpo-Salat auf geräuchertem Schwertfisch (Salata od hobotnice s dimljenom sabljarkom), ich die Fischerplatte mit Sardellen, Wolfsbarsch und Garnelen (Ribarski pijat – Fileti slanih i mariniranih inćuna, dimljeni lubin, dimljene jadranske kozice) als Vorspeisen. Es folgten Ravioli mit Trüffelfüllung und Garnelensauce (Ravioli punjeni tartufima u umaku od jadranskih kozica) und Meeresfrüchte Buzara mit Scampi, Miesmuscheln, Venusmuscheln und Garnelen, dazu angebratene Polenta (Buzara od mora – mezo škampa, dagnji, vongola i kozica sa zapečenom palentom) als Hauptgang.
Anschließend standen zwei Dinge fest: Der Gatte würde noch ein Dessert schaffen, und wir würden für den letzten Abend versuchen, noch einen Tisch in der Konoba Kandela zu erwischen. Eins vorweg: Dieses Essen war köstlich. Der Kellner war der perfekteste des gesamten Urlaubs. Es war alles wirklich ein Traum – sogar der Schnaps am Ende war der beste des Urlaubs. Aaaber: Mein persönliches Highlight auf Murter war dann doch der Teller mit den Škampi na Mornarski in der Hausmannskost-Konoba gewesen. Unübertrefflich. Und wir erwischten dort auch noch einen Tisch für den letzten Abend.