Am kommenden Morgen wachten wir bei strahlend blauem Himmel auf. Da es sich um einen Sonntag handelte – noch dazu um den 06. Januar, an dem die spanischen Kinder endlich ihre Weihnachtsgeschenke bekommen! – hatte die Tauchbasis geschlossen. Des Gatten Tauchgang fiel also aus. Ebenso mein gemütlich zu vertrödelnder Morgen unter dem Kaktus. Eine nicht ganz einfache Situation.
Der Gatte hatte sich angesichts des hervorragenden Wetters für die Mandelblütenrundwanderung mit Start und Ziel in Puntagorda entschieden. Eine Pause war in Las Tricias geplant. Klang verlockend. Sogar für mich. Zumindest die Worte „Mandelblüten“ und „Pause“. Okeeehhh…
Auf dem Hinweg hielten wir kurz am „Mirador El Time“ und staunten aufs Meer hinunter. Alles so schön blau und hell! Und das im Januar! Eine ausgezeichnete Idee, um diese Zeit in die Sonne zu fahren.
Wir stellten schließlich das Auto in Puntagorda an einer Bushaltestelle mit danebengelegenen Parkplätzen ab. Wichtig in diesem Zusammenhang: Autos dürfen niemals so am Straßenrand abgestellt werden, dass sie nicht komplett jenseits der durchgezogenen Linie stehen. Unser Makler hatte uns eindringlich gewarnt. Und etwas von EUR 200,00 oder EUR 250,00 Strafe gemurmelt.
Der Weg führte an einer Schlucht, dem Barranco Izcagua, entlang. Erst immer bergab, dann schließlich bis nach Las Tricias beständig bergauf. Immerhin hatte ich die versprochene Pause vor Augen. Auf dem Platz vor dem „Kiosco el Rincón“ fiel ich erstmal auf eine Bank, die direkt neben einem besonders hübschen Baum stand. Ich verfluche mich noch jetzt, dass ich ihn nicht fotografiert habe. Es handelte sich um einen Schinus, einen Pfefferbaum, der über und über mit roten Pfefferbeeren vollhing, die ja eigentlich gar kein Pfeffer sind, wie mittlerweile auch der / die letzte weiß.
Im Kiosco bekam ich dann reichlich kaltes Wasser und ein kanarisches Kaffeestückchen, das göttlich schmeckte. Und das mir die verbrauchte Energie zurückgab, die ich anschließend für den wirklich extrem steilen Anstieg hinter Las Tricias brauchen würde. Aber das wusste ich ja in diesem Moment noch nicht.
Kurz danach wusste ich es und gegen Ende des Anstiegs starrte ich den Gatten nur wortlos an, der mich mit einem euphorischen „Guck mal, die Mandelbäume!!!“ von meinen Todesqualen ablenken wollte. Drecksmandelbäume! Ich fand sie erst wieder schön, als der Weg flacher wurde.
Da hatte ich dann auch wieder einen Blick für die restliche, wirklich beeindruckende Botanik übrig. La Palma ist wirklich derartig abwechslungsreich! Hier blühte alles rundum. Im weiteren Verlauf des Urlaubs durchwanderten wir dann noch karge Mondlandschaften und fast heimisch wirkende Maronenwälder. Und die Pinos kamen auch nochmals zu Zug.
Ich beklage mich ja hier immer darüber, unschuldig zum Wandern gezwungen zu werden, aber ich muss sagen, dass ich natürlich all diese unglaubliche Schönheit vom Auto aus nie gesehen hätte. Deshalb an dieser Stelle einmal kurz ein Dank an den Gatten, der mich immer wieder unbarmherzig durch die Natur treibt.
Zuletzt ging es dann noch einmal steil hinunter an der Schlucht entlang zum Auto zurück.
Auf der Rückfahrt hielten wir kurz an einem der größten Weihnachtssterne, die ich je gesehen hatte. Und das Unglaublichste: Es ist nach Weihnachten und er lebt noch! Kennt man ja hier so gar nicht von Weihnachtssternen. Wenn man um diese Zeit des Jahres einen kauft, wird er mehrfach in Papier eingeschlagen, damit er wenigstens den Weg zum Auto überlebt. DAS nenne ich mal einen Weihnachtsstern – okeeehhh… zwei Weihnachtssterne:
Zum Abendessen hatten wir uns aus Fischgründen für das „Restaurante Playa Mont“ in Puerto de Tazacorte entschieden. Wir saßen praktisch direkt am Meer und beschlossen, auf alle Fälle einen zweiten Abend hier anzuhängen.
Wir hatten Pulpo, Queso a la plancha, Papas arrugadas, Lenguado (Seezunge) und Mejillones (Muscheln). Und als Dessert gleich noch zwei Flan mit Feiertagsdekoration hinterher. Das perfekte Inselessen. Leider nicht die perfekten Fotos davon, da die Kamera meines Handies mittlerweile nur noch sporadisch fokussierte…
Am nächsten Morgen brach der Gatte zu einem weiteren Tauchgang auf, während ich den Tag in der Sonne gemächlich angehen ließ. Mittags stand der „Volcán de San Antonio“ auf dem Plan. Nach den Anstrengungen des Vortags hatte der weise Gatte etwas weniger Forderndes geplant.
Wir schauten uns das Besucherzentrum an und marschierten anschließend am Kraterrand entlang. Völliges Kontrastprogramm zum Blütenmeer des Vortags.
Vom San Antonio ging es nach Fuencaliente zu den Salzpfannen. Die palmerische Salzgewinnung wirkt insgesamt doch etwas professioneller als die gozitanische. Im angeschlossenen Laden wurde natürlich Salz geshoppt. An der Kasse stieß ich dann auf Tomatensamen!
Außer einigen interessanten Sorten, die man aber auch hier bekommt, gab es zwei palmerische: „Tanazu“ und „Barranco“. Natürlich wurden sie jeweils doppelt erworben. Das perfekte Urlaubsmitbringsel für die Schwester!
Auf dem Rückweg zwang ich dann den Gatten noch zu einer jähen Bremsung, als ich am Straßenrand dieses Schild entdeckte:
Es handelte sich um die Anbieterin des Saatguts im Salzladen. Blöderweise reagierte niemand auf unser Klingeln, sodass wir unverrichteter Dinge wieder abzogen. Zu gerne hätte ich gewusst, ob sie die in meinem neuerworbenen Kochbüchern vielgespriesene Cocktailtomate von El Hierro namens „Tomate cagón“ in ihrem Sortiment hat. Es handelt sich im übrigen, wie ich später recherchierte, um eine ausgewanderte Deutsche. Ich werde es mal per Mail versuchen.
Einen Tisch fürs Abendessen zu finden, erwies sich anschließend als etwas schwierig, da alle im Vorfeld ins Auge gefassten Restaurants montags und dienstags geschlossen hatten. Wir entschieden uns schließlich für das „La Perla Negra“ in El Paso, das ebenfalls von einem ausgewanderten Deutschen betrieben wurde. An diesem Abend aßen wir nicht wirklich authentisch kanarisch, dafür aber trotzdem ausgezeichnet.
Das Gelbe auf dem palmerischen Ziegenkäse ist „dulce de boniato“, ein Süßkartoffelgelée, das ich bei Gelegenheit einmal nachbasteln werde. Dazu gab es ein „echtes Brot“ und einen Feldsalat. Der Gatte hatte mit Frischkäse und Nüssen gefüllte und in Speck gewickelte Datteln in Portweinsauce. Es folgten für mich Gambas von der Tageskarte in einer vorzüglichen Paprikasauce und für den Gatten ein Kabeljau auf Spinat und mit Pommery-Senf-Sauce. Von dieser Kombination schwärmte der Herr noch eine Weile. Ich werde sie ebenfalls demnächst nachkochen.
Und wir schafften am Ende auch noch jeweils einen Flan de caramelo. Fazit: ausgesprochen empfehlenswertes Restaurant mit hervorragendem Service!
Am nächsten Morgen hatte ich mich gerade – nach einer kleinen Hibiskusfotorunde durch den Garten – mit meinem Kaffee unter „meinem“ Kaktus niedergelassen, als das Handy die baldige Rückkehr des Gatten vermeldete. In der Nacht war es zu stürmisch gewesen. Die Sicht war nicht nur schlecht, sondern praktisch nicht vorhanden. Die Tauchbasis hatte alle Tauchgänge abgesagt.
So änderten sich unsere Pläne für diesen Tag kurzfristig. Wir waren nämlich verabredet mit einem ehemaligen Kollegen des Gatten und dessen Frau, die mittlerweile zu den Residentes von La Palma gehören. Wir konnten also unseren Besuch mit einer Wanderung durch den „Camino de las Fuentes“ verbinden (Juhuuuu!!!) statt einfach nur mit dem Auto vorzufahren.
Das Auto wurde an geeigneter Stelle mit reichlich Abstand zur Straße abgestellt und wir durchwanderten sagenhafte Maronenwälder. Das Ganze wirkte fast wie im Herbst in der Nähe von Königstein im Taunus. Seltsamerweise hatten die Maronen übrigens alle gemeinsam beschlossen, dass im Januar Herbst sei und folglich ihr Laub erst verfärbt und dann abgeworfen.
Woher genau die Pflanzen auf La Palma wissen, wann sie was zu tun haben, hat sich mir nicht entschlossen. Sie scheinen aber funktionierende Absprachen zu haben. Immerhin hatten die Maronen sich für Herbst entschieden, während alle Mandelbäume gleichzeitig im Frühlingsmodus waren.
Laubwaldsuchbild: Finde den / die Fehler! Warum kann das nicht der Hochtaunus im Oktober sein?
Die ungeplante Wanderung war schön – und auch nicht sooo anstrengend, dass ich jetzt stundenlang jammern müsste. Irgendwann um die verabredete Zeit trafen wir bei K. und B. ein. Wir besichtigten die Hühner und den Garten. Und wir bekamen Essen. Köstliches Essen! Und wir saßen – im Januar! – draußen und froren kein bißchen.
Sehr schön war’s. Wir wurden mit exotischen Früchten und Gemüsen eingedeckt. Ich lernte die Chayote kennen – eine Art Zucchini oder Kürbis. Von den beiden, die ich anschließend im Gepäck hatte, landete eine gleich abends in einem Omelette, das sogar dem eierhassenden Gatten ausgesprochen gut mundete.
Das zweite Exemplar wurde im Koffer nach Hause gebracht, da man kein Saatgut entnehmen kann, sondern die komplette Frucht als Samen fungiert. Blöderweise treibt meine nach ein paar Tagen bereits aus. Keine Ahnung, wie ich die durchbringen soll, bis ich sie ins Beet pflanzen kann. Aber das wird schon irgendwie.
Die – auf dem dritten Foto aufgeschnittene – Kiwano wurde teils sofort verspeist und teils zur Saatgutgewinnung genutzt. Die bekommt auch eine Chance in der Gartenplanung 2019.
Die Tamarillos und die Maracuja landeten heute in einem Sorbet. Ich musste gleich an Katharina und ihren Zwischengang in der Villa Merton bei André Großfeld denken. Da war klar, was daraus werden würde.
Im Eierkarton schaffte ich sie nach Hause. Auf dem freien Platz landete eine Maracuja. Und die durfte am Ende auch mit ins Sorbet. Statt der in diversen Rezepten im Netz präferierten Zitrone / Limone / Limette.
Zutaten
- 5 Tamarillos (hier: 250 g)
- 150 g Wasser
- 150 g Zucker
- 0.5 Maracuja
- 1 kleiner Schuss Wodka
Anleitung
- Zucker und Wasser kurz aufkochen bis der Zucker komplett aufgelöst ist. Abkühlen lassen.
- Tamarillos kurz in kochendes Wasser geben. Haut abziehen. Stielansatz entfernen. Halbieren oder vierteln.
- Alle Zutaten in einen hohen Pürierbecher geben und mit dem Pürierstab bearbeiten. Durch ein Sieb lassen.
- Aufgefangenen Saft in einer Eismaschine frieren. Ohne Eismaschine einfrieren und alle 30 Minuten mit einer Gabel oder einem kleinen Schneebesen durchrühren.
Wir gingen an diesem Tag abends nicht essen, da wir ja das Chayote-Omelette hatten. Und reichlich Brot, Käse und Reste des Thunfischzeugs. Wir waren zufrieden.
Ich hoffe, das werden wir auch heute sein, wenn wir die Rinderrouladen plus heimische Beilagen verspeist haben werden.
Falls wer eine Bezugsquelle für Tamarillos hat, wäre ich übrigens begeistert.
Hab ich’s nur überlesen, oder soll euer Standort geheim bleiben?
Unser Haus war damals oberhalb von Puerto Naos. Völlig einsam und mit grandioser Aussicht, aber da wir nur die Hälfte der Zeit ein Auto hatten hiess das: Entweder die Einkäufe 1,5km einen steilen Ziegenpfad bergauf schleppen. Oder uns selbst nach Restaurant-Besuch und diversen Degistifs im Dunkeln bergan schleppen, was die öftere, aber deutlich schwierigere Variante war. 😀
Wir wohnten etwas unterhalb von El Paso. Mit Leihwagen 😀
Es ist halt schon eine etwas steile Insel 🙂