Am nächsten Morgen brach der Gatte zu seinem ersten Tauchgang auf. Ich entspannte auf dem Balkon. Herrlich! Als er mittags zurückkehrte, machten wir uns – einer von uns in Wanderschuhen, einer in Chucks – zur nächsten Wanderung auf. Es ging zum Castell de Santa Águeda, einer Burganlage, die gleichzeitig einen Blick in die frühe Geschichte der Insel bietet. Bereits aus der Talaiotzeit gibt es hier Mauerreste. Zudem wurden Keramikscherben und Münzen gefunden, die den Römern zugeordnet werden konnten. Und schließlich wurde das Castell von den Mauren errichtet und zu einer der wichtigsten muslimischen Festungen Menorcas.
Es liegt an der zweithöchsten Stelle der Insel und bietet einen fantastischen Rundumblick, für den sich der Aufstieg über den Camí de Santa Águeda allemal lohnt. Selbst der Weg ist ein Traum.
Und man wird auch ein klein wenig ehrfürchtig ob der Geschichte des Ortes. Wieviele Füße haben diese Pflastersteine wohl in all den Jahren so glatt geschliffen? In wessen Fußstapfen tritt man wohl Schritt für Schritt?
Den Abend verbrachten wir im Restaurant nebenan. Und was gab es?! Boquerones fritos bzw. Seitons fregits, eine menorquinische Käseplatte mit Kuh-, Schaf- und Ziegenkäse (und Melone), Gambas und Navalles a la planxa (Schwertmuscheln vom Grill). Das waren übrigens meine ersten Schwertmuscheln. Die wollte ich schon ewig mal probieren. Sie schmeckten ausgezeichnet.
Am nächsten Tag stand eine Küstenwanderung an. Vorher tauchte der Gatte aber noch einmal ab. Das sollte dann auch tatsächlich der zweite und letzte Tauchgang des Urlaubs gewesen sein. Die entspannten Vormittage waren damit für mich erledigt. Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ab da wurde es nämlich zu windig für die Taucherei. So ein Mist!
Nachmittags ging es dann von Cala Galdana zur Cala Macarella und Cala Macarelleta – zum ersten Mal auf einem Abschnitt des Camí de Cavalls. Der „Pferdeweg“ führt in zwanzig Abschnitten einmal komplett rund um die Insel und hat eine Länge von insgesamt 185 Kilometern.
Wie man auf den Fotos sieht, war der Himmel nicht mehr ganz so durchgängig strahlend blau an diesem Tag. Zum Wandern allerdings perfekt. Diesmal war es kein Rundwanderweg, sodass wir an der Cala Macarella nach einer Pause umdrehten und zurück gingen.
Es gab eine Strandbar – die Café Bar „Susy“. Diese erwies sich als erfreulich angenehm. Wir saßen eine ganze Weile dort, da wir jeweils eine riesige Portion Pommes auf den Tisch gestellt bekamen, die wir eigentlich nicht bestellt hatten. Wir beschwerten uns nicht, sondern beschlossen, das Abendessen ausfallen zu lassen. Der eigentliche Plan waren lediglich ein paar Oliven und vier Sardellen-Spießchen zum Wein bzw. Bier gewesen. Die gab es dann auch noch. Wir waren sehr stark gesättigt. Und die Pommes waren übrigens auch gar nicht mal schlecht.
Am nächsten Tag ging es dann gleich morgens los. Mit Tauchen war ja nix… Der Tag wurde allerdings nicht für eine exzessive Nah-Todes-Wanderung genutzt, sondern zum Abklappern einiger Punkte, die wir uns anschauen wollten. Und für Schuhkäufe. Wenn man schon mal auf Menorca ist, muss natürlich auch ein Paar Avarcas / Abarcas de Menorca beim Rückflug im Koffer sein. Gut… In meinem Fall waren es am Ende drei Paar, aber wer wird denn so kleinlich sein und gleich nachzählen wollen…
Anschließend erstanden wir noch drei Tüten Carquinyols, ein ausgesprochen köstliches Gebäck, für das ich mir auch schon ein Rezept rausgesucht habe. Sobald die gekauften Tüten leer sind, werde ich mich selbst daran versuchen.
Wir schauten uns Es Mercadal an. Wir schauten uns Ciutadella an. Vor allem die Markthalle in Cuitadella hat es mir angetan. Und erst diese lebendigen Plätze! Alles voller Menschen an Tischen, die sich unterhalten, lachen, in der Sonne sitzen. Wie ein tiefes Durchatmen nach all den einsamen Homeoffice-Monaten.
Vom Straßencafé in Ciutadella ging es dann nochmal für ein winziges Stück auf den Camí de Cavalls. Ein Window wartete auf mich. Ein ausgesprochen hübsches Window namens Pont de Gil.
Der Himmel sah gerade wieder etwas bescheiden aus, aber während wir hinliefen und dann eine Weile in der kleinen Bucht saßen, wurde es deutlich besser. Ein paar Fotos waren dann immerhin noch drin für meine Windowsammlung.
Den letzten Punkt des Tages, den wir noch auf dem Plan hatten, war der Besuch der Naveta de Tudons, einer Grabstätte aus der Zeit um ca. 1400 v.Chr., die uns sehr stark an das etwa 2000 Jahre später erbaute Gallarus Observatory erinnerte. Bereits am Eingang erwartete mich die erste Überraschung. Während der Gatte den Eintrittspreis entrichtete, erspähte ich ein menorquinisches Kochbuch im Regal des Kassenhäuschens. Das musste mit!
Die nette Dame fand sogar noch eine deutsche Ausgabe des Büchleins für mich. Der menorquinische Fremdenverkehrsverband hat jeweils die alten, traditionellen Rezepte darin aufgelistet und zu jedem einen der Köche der Insel eine moderne Variante basteln lassen. Hübsche Idee. Es steht auch online bereit. Wer Interesse hat: Hier ist es.
Nachdem wir eine britische Familie bei der Grabschändung beobachten durften – alle steckten nacheinander mit dem Oberkörper in der Öffnung und fotografierten dabei abwechselnd ihre Hinterteile… – erwischte ich einen kurzen Augenblick, in dem es mir gelang, dieses beeindruckende Zeugnis der Talaiot-Kultur menschenfrei fotografieren zu können.
Fürs Abendessen hatten wir uns das Lieblingslokal vom inzwischen in Ungnade im Exil lebenden Juan Carlos in Fornells ausgesucht. Er pflegte dort immer eine Caldereta de Langosta zu sich zu nehmen, nachdem er im Hafen angelegt hatte. Ich vermute, er lehnte seinen Elefanten dort an eine Palme. Nie werde ich dieses Bild von meiner Netzhaut kriegen.
Das Essen war wunderbar. Juan Carlos weiß halt, wie man genießt. Vorneweg gab’s Krabbencracker als Gruß aus der Küche. Der Gatte hatte einen marinierten Pulpo, ich Endivien mit Roquefort-Mayonnaise im winzigen Mortero. Und dann kam unsere Langusten-Paella. Die Languste, die darin landete, wurde uns vorab noch am Tisch vorbei gebracht. Und zwar von einem Kellner, der meinem Vorstandsvorsitzenden zum Verwechseln ähnlich sah. Das verwirrte mich den ganzen Abend über ein wenig. Aber wirklich nur ein wenig. Ich kicherte auch nur etwa zehn Mal albern, nachdem er Wein nachgeschenkt oder Paella nachgelegt hatte.
Und wo wir gerade beim Essen sind: Ich habe mittlerweile auch zwei Sorten Croquetas nachgekocht und hätte die Rezepte zu bieten. Bitte sehr!
Zutaten
- 100 g Schweineschmalz
- 1 Zwiebel
- 120 g Sobrasada
- 90 g Mehl
- 375 ml Milch
- Salz, Pfeffer, Muskat
- Blattpetersilie
- Mehl für die Panierstraße
- 2 Eier für die Panierstraße
- Semmelbrösel für die Panierstraße
- neutrales Pflanzenöl zum Ausbacken
Anleitung
- Milch erwärmen.
- Schmalz auslassen. Zwiebel in sehr feine Würfel schneiden und darin anschwitzen. Sobrasada zugeben und ebenfalls mit anschwitzen. Dabei die Wurst mit einer Gabel zerdrücken.
- Mehl zugeben und kurz untermischen. Milch ebenfalls zugeben und unter beständigem Rühren einarbeiten.
- Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen und die kleingehackte Petersilie untermischen. Bei mittlerer Hitze blubbern lassen. Dabei immer wieder umrühren.
- Masse auf einen Teller geben und gründlich auskühlen lassen. Perfekt ist eine Nacht im Kühlschrank.
- Panierstraße aufbauen. Von der Sobrasadamasse mit einem Esslöffel Nocken abnehmen und zu Kroketten rollen. Erst durch Mehl, dann durch die aufgeschlagenen Eier und schließlich durch das Paniermehl wälzen.
- Wenn alle geformt und paniert sind, portionsweise im heißen Öl ausbacken. Sofort servieren.
Zutaten
- 70 g Mehl
- 70 g Butter
- 0,5 l Milch
- 100 g Käse gerieben
- 100 g roher Schinken gewürfelt
- Salz, Pfeffer, Muskat
- Mehl für die Panierstraße
- 2 Eier für die Panierstraße
- Semmelbrösel für die Panierstraße
- neutrales Pflanzenöl zum Ausbacken
Anleitung
- Butter auslassen. Mehl zugeben und kurz mit anschwitzen. Milch angießen und alles bei mittlerer Hitze unter Rühren aufkochen und dann etwas einköcheln lassen.
- Käse und Schinkelwürfel zugeben. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
- Wenn die Masse richtig dick ist, auf einen Teller zum Auskühlen streichen. Auch hier: Eine Nacht im Kühlschrank ist perfekt.
- Panierstraße aufbauen. Von der Masse mit einem Esslöffel Nocken abstechen und zu Kroketten formen. Erst durch Mehl, dann durch Ei und schließlich durch Paniermehl wälzen.
- In heißem Öl ausbacken und sofort servieren.
Dazu gab es hier – mein Lieblingsspargelstand ist wieder da! – Spargel und eine Senfsauce. Das passte ausgezeichnet, auch wenn es sich dann natürlich nicht mehr um Tapas, sondern um eine Hauptmahlzeit handelt. Bon profit!