„Mein Brot, das hat drei Ecken…

… drei Ecken hat mein Brot. Und hätt‘ es nicht drei Ecken, dann wär‘ es nicht mein Brot.“

Am Ende hatte es dann keine drei Ecken. Also drei schon, aber keine richtigen Ecken. Trotzdem war es mein Brot. Pah! Mir doch egal.

Irgendwie neigte ich schon während des gesamten Synchronbackens zu einer recht unschönen Patzigkeit. Der Gatte stammt aus Lippstadt. Dort heißt das Adjektiv, das meinen Zustand am treffendsten beschrieben hätte, „wehrig“. Ich war irgendwie nicht in der Stimmung, mich ans Rezept zu halten. Obwohl es mich eigentlich echt angesprochen hatte.

Das hier ist das Rezept auf Chili & Ciabatta: Nachgebacken: Leinsaat-Ecken

Und das hier ist das Ursprungsrezept auf Hefe & mehr: Leinsaat-Ecke

Beide sehen toll aus. Ich war erstmal begeistert. Dann stellte ich fest, dass ich eigentlich nochmal los müsste, weil keine Leinsamen in Haus waren. Und da war ich gerade vom Einkaufen gekommen. Ich suchte nach Alternativen. Chia sind mir bis heute nicht ins Haus gekommen. Flohsamen! Check! Aber dann würde das Brot auch nicht aussehen wie im Original. Die sind hell.

Am Ende hatte ich die Faxen dick und entschied mich für mein Lieblings-Brühstück aus Tapiokastärke. Was bei Pão de Queijo und meinen geliebten Zupfbrötchen funktioniert, sollte wohl auch bei einem Brot gehen. Eben.

Brot Samstag Abend angesetzt. Check. Dann immer noch in etwas widerständiger Stimmung aufs Sofa gelegt. Und damit meine ich widerständig. Nicht sowas wie diese Hobby-Revoluzzerin aus Knoxville, TN. „They pushed me…“ Die Revolutionäre sind auch nicht mehr, was sie mal waren.

Morgens war ich dann ein wenig von mir selbst genervt. Warum hatte ich nicht früher angefangen am Samstag und dann gleich den fertigen Teig im Kühlschrank geparkt? Dann wäre es schneller gegangen. Zu spät. Stupid me.

Der Teig durfte sich ausruhen. Er sah absolut traumhaft aus. Das hob meine Stimmung etwas. Wir ruhten uns beide aus. War eine nervige Woche. Vor allem für mich.

Nach der Gare sah der Teig deutlich erholter aus als ich. Pfff…

Er war nochmal schön aufgegangen und fast so formbar und flexibel wie Ted Cruz. Die Stimmung stieg um einige völlig legale Electoral Votes an.

Er wurde beflügelt, gefaltet, nochmals beflügelt und nochmals gefaltet, bemehlt und aufs Blech expediert. Jaaa… Er wirkte schon irgendwie dreieckig, aber halt auch irgendwie nicht so richtig. Er würde es durch einen würdigen Ofentrieb ausgleichen und wunderbar aufplatzen. Soweit der Plan.

Ich sag’s gleich: Der Plan ging nicht auf! Irgendein Drecksack hat mir den Ofentrieb gestohlen. „Stop the Steal!“

Aus dem Ofen kam zwar ein – najaaaaa… mit viel gutem Willen… – dreieckiges Brot, aber es wirkte deutlich weniger wild als erwartet. Mehr Mike Pence als Kimberly Guilfoyle…

Wir beschlossen, dass ich dringend einmal ausgelüftet werden müsste, und marschierten in den Wald. Mike Pence durfte erstmal abkühlen.

Als wir zurück kamen, schnitt ich das Brot an. Und es war innen wirklich ausgezeichnet. Und total saftig. Hatte ich so nicht erwartet, war aber begeistert.

Und nach drei Tagen kann ich sagen: Es blieb auch saftig. Einzig das Format war etwas ärgerlich, weil für die Brotschneidemaschine etwas unvorteilhaft. Zwei Scheiben von jeder Ecke gingen – dann wurde es zu breit. Ich werde es definitiv nochmals backen. Dann aber in einem anderen Format. Mit zwei Flügeln. Oder vier.

Und ich glaube, ich hätte es auch noch länger im Ofen lassen können, war aber zu feige. Vielleicht teste ich es mal im Topf. Und Leinsamen habe ich gestern auch beim türkischen Supermarkt besorgt.

Roggenmischecke

Course: Brotkörbchen
Keyword: brot, synchronbacken
Servings: 1 Brot
Calories:

Zutaten

für das Brühstück:

  • 30 g Tapiokastärke
  • 150 g Wasser
  • 12 g Salz

für das Poolish:

  • 100 g Weizenmehl Type 550
  • 100 g Wasser
  • 1 TL Trockenhefe

für den Teig:

  • Brühstück
  • Poolish
  • 175 g Champagnerroggenmehl
  • 225 g Weizenmehl Type 550
  • 225 g Wasser
  • 1 TL Trockenhefe

Anleitung

  • Am Vorabend Brühstück herstellen: Alle Zutaten in einen Topf geben, kurz unter Rühren aufkochen lassen. Wenn sich ein tapetenkleisterähnlicher Klumpen gebildet hat, diesen in ein Schüsselchen geben und mit Folien abdecken. Bei Zimmertemperatur bis morgens stehen lassen.
  • De Poolishzutaten in einer Schüssel verrühren und ebenfalls bei Zimmertemperatur über Nacht gehen lassen.
  • Alle Teigzutaten plus Brühstück und Poolish in die Rührschüssel der Küchenmaschine geben und – jetzt zitiere ich mal ungehemmt: "Zuerst fünf Minuten auf Stufe 1 kneten lassen, dann weitere acht Minuten auf Stufe 2 kneten, zum Schluss eine Minute auf Stufe 3 stellen. Der Teig löst sich von den Seiten, aber nicht komplett vom Boden der Schüssel."
  • Teig in eine Teigwanne geben und abgedeckt etwa eine Stunde gehen lassen.
  • Teig auf die bemehlte Arbeitsfläche kippen und zu einer Kugel formen. Abgedeckt nochmals etwa eine Viertelstunde ruhen lassen. Nun den Teig an drei Seiten mit einem Nudelholz flach drücken und die nun entstandenen dreieckigen Flügel leicht nach außen rollen. Die Flügel der Reihe nach nach oben auf den Teig klappen. Die entstehenden Ecken ordentlich eckig ausformen. Es sollte ein dreieckiges Brot entstehen. Sollte…. Die Summe der Winkel beträgt an dieser Stelle möglichereise bereits mehr als 180 Grad. Möglicherweise…
  • Brot mit den eingeschlagenen Seiten nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen, mit Mehl bestäuben und nochmals abgedeckt eine Stunde gehen lassen.
  • Backofen auf 250°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Entweder Dampffunktion nutzen oder eine Schüssel mit Wasser unten in den Ofen stellen.
  • Das Brot dreimal parallel zu den Seiten einschneiden und mit Dampf in den Backofen einschießen. Zehn Minuten backen. Temperatur auf 220°C reduzieren. Dampf ablassen und weitere 30-35 Minuten backen.
  • Brot auf einem Kuchenrost auskühlen lassen.

Am Ende war das Brot super, ich wieder etwas besser gelaunt, und die eskalierte Winkelsumme tat auch weniger weh. Ein gutes Brot, das ich definitiv auch noch mit Leinsamen testen werde. Jetzt. Nachdem die „Wehrigkeit“ etwas nachgelassen hat.

Vielen Dank wie immer an Zorra und Sandra fürs Organisieren. War mir wie immer eine reine Freude. Das Synchronbacken ist jeden Monat wieder ein fester Termin. Außer ein anderer fester Termin funkt dazwischen 😀

Wer noch alles mitgebacken hat? Bitte sehr – eine Runde durch die teilnehmenden Blogs lohnt sich immer. Und dann weiß man auch, wie es eigentlich hätte aussehen sollen.

zorra von 1x umrühren bitte aka kochtopf Sandra von From-Snuggs-Kitchen Birgit M. von Backen mit Leidenschaft Britta von Backmaedchen 1967 Désirée von Momentgenuss Tina von Küchenmomente Friederike von Fliederbaum Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum Tanja von Tanja’s „Süß & Herzhaft“ Ingrid von auchwas Petra von genusswerke Simone von zimtkringel Dagmar von Dagmar brotecke Tamara von Cakes, Cookies and more Ilka von Was machst du eigentlich so?! Volker von Volkermampft Nora von Haferflocke – Der Blog Wilma von Pane-Bistecca Bettina von homemade & baked Johanna von Dinkelliebe | Backblog Foodblog Genussblog Anna von Frau M aus M Geri von Lecker mit Geri

30 Kommentare

  1. Das stimmt, die Form ist zum Schneiden doof. Was die Ecken betrifft, so wirklich scharfe hat niemand hinbekommen. Ist ja auch ein Brot und kein Geodreieck! Danke für den Tipp mit der Tapiokastärke. Da habe ich nämlich auch welche gekauft, wusste aber bis jetzt nicht wofür. Und wehrig ist heisst bei uns übrigens hässig. Das darf man auch mal sein.

    1. Mit der Taiokastärke solltest du dich unbedingt zuerst an Pão de queijo machen. Das ist echt super =)
      „Hässig“ gefällt mir auch außerordentlich gut, klingt aber irgendwie so nach „hessisch“ 😀

  2. Mein Brot hat auch drei Ecken, aber sieht anders aus. Ist toll, wie viele Variationen wir erhalten haben! Einfach toll!

    LG Wilma

  3. Den Ausdruck „wehrig“ kennt man hier auch und auch ich befinde mich häufiger als mir lieb ist, in dieser Stimmung. Auch wenn mich das Backen entspannt, fange ich damit meist erst gar nicht an, wenn ich so gebürstet bin. Besser für alle Beteiligten…Umso schöner, dass es bei dir doch so super geklappt hat! Und das hat es ja eindeutig, sieht man ja am Brot 🙂 !
    Liebe Grüße
    Tina

    1. Wenn ich so richtig auf Krawall gebürstet bin, hilft Pasta immer. Also herstellen, nicht essen, Obwooohl… Das auch 😀
      Je fisseliger die Form, desto größer die anschließende Entspannung 😀

  4. Sieht super lecker aus dein Brot…hat doch 3 Ecken…eben runde Ecken. Solange es schmeckt ist es auch egal wie es aussieht…ich finde sehr schön.

    Lieben Gruß
    Dagmar

    1. So richtig grölen geht bei mir nur im Auto ohne Beifahrer und wenn der Gatte in seinem Büro die Kopfhörer auf hat. Ich singe so außerordentlich schlecht, dass es mir manchmal selbst weh tut 😀

    1. Das Handtuch kommt ja im Zweierpack. Und beide sind total schön. Zwei hübsche Küchenhandtücher sind schließlich immer besser als ein hübsches Küchenhandtuch D Ich hab‘ sie im Sale erwischt.

    1. Liebe Johanna! Liebe Manuela!
      Ich bin auf dieser Seite gelandet, weil ich eine Idee gesucht habe, wie man ein dreieckiges Brot (Kann man in Salzburg als wirklich gutes Bio Roggenvollkornbrot kaufen) am besten schneidet.
      Dieses Rätsel hat sich bisher ja noch nicht gelöst, aber allein dafür, die Wörter „wehrig“ und „hässig“ kennengelernt zu haben, freue ich mich auf eurer Seite gelandet zu sein. Den Zustand kenne auch ich sehr gut (leider), aber in unserer Sprache hier in Österreich ist mir dafür noch nie ein Ausdruck untergekommen!!! Jetzt weiß ich, dass es auch andere gibt, die sich manchmal so fühlen, habe kein schlechtes Gewissen mehr und noch dazu dafür gleich zwei mögliche Namen! Man lernt ja wirklich nie aus!
      Herzliche Grüße aus Salzburg
      Elke

      1. Das mit dem Falten war dann relativ einfach: Brot an drei Seiten mit dem Nudelholz platt walzen und Ecken einklappen. Die Ecken werden zwar nicht wirklich spitz, aber das Brot ist am Ende schon irgendwie dreieckig 😀
        Danke für deinen Besuch =)

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