Nachdem ich auf Nachfragen, wohin es denn in meiner Januar-Urlaubswoche ginge, stets wahrheitsgemäß mit „Nach La Palma“ geantwortet hatte, erhielt ich in etwa 90% der Fälle etwas wie „Ach… Malle… Schön!“ als Antwort. Deshalb hier noch einmal in aller Deutlichkeit: Wir waren auf La Palma. La Palma, der Kanareninsel. Kanaren! Nicht Balearen!
Das liegt da so in der Nähe von Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura herum. Und auch bei La Gomera und El Hierro. Das wären dann auch gleich alle sechs Kanareninseln. Madeira ist auch nicht weit. Mallorca schon. Bildungsauftrag abgehakt.
Im Gegensatz zu Mallorca wird auf La Palma nicht bei Schaumparties aus dem Sangria-Eimer getrunken. Es handelt sich eher um ein Paradies für Ökos. Für Ökos, die in die Jahre gekommen sind und nun wandern statt demonstrieren. Und es ist eine herrliche Insel! Nicht umsonst wird es „La Isla Bonita“ genannt. Das sorgte auch dafür, dass ich den kompletten Urlaub über einen Madonna-Ohrwurm hatte. Danke!
Beginnen wir aber mal mit dem Flug. Etwas Ordnung muss schließlich sein.
Mein erster Urlaubstag war der erste Freitag des Jahres. Ich kam donnerstags fix und fertig vom überlangen Bürotag nach Hause und packte Koffer. Anschließend wuselte ich noch eine Weile durchs Haus und beseitigte Reste der Weihnachts- und Silvesterfeierlichkeiten. Ich spülte, weil die neue Spülmaschine ja immer noch nicht da ist. Am Ende hatte ich etwa eine Stunde geschlafen, als wir um etwa zwei Uhr in der Nacht zum Düsseldorfer Flughafen aufbrachen.
Wir waren pünktlich, alles lief glatt. Um exakt 05:01 Uhr (Rekonstruktion anhand des Kassenbons) holte ich uns zwei Kaffee während des Wartens aufs Boarding. Sensationelle Idee. Etwa um 05:10 Uhr war meine Jeans – meine einzige wärmere Hose, die ich dabei hatte und die auch für den Rückflug eingeplant war – nach einem Kaffeeeunfall komplett feucht und fleckig. Verdammt!
Wir bestiegen den Flieger, suchten unsere Plätze und ließen uns nieder. Das Ding war nur etwa zu zwei Dritteln ausgebucht. Perfekt. Der Platz neben uns war frei, meine Hose inzwischen wieder halbwegs trocken.
Das Ding startete, ich schwitzte, ich beruhigte mich wieder. Alles wie immer. Die „bezaubernde Crew“ drehte ihre erste Runde. Kaffee!!! Ausgezeichnet!!! Ich nahm freudig einen Becher entgegen. Allerdings nur, um seinen Inhalt etwa fünf Minuten später fast komplett auf meinem rechten Oberschenkel zu verteilen. Dammit!!! Die Hose war jetzt definitiv für den Rest des Urlaubs erledigt – und ich bis kurz vor der Landung erst feucht-warm, dann feucht-kalt.
Es folgte das „Essen“. Man sieht es auf dem Foto oben. Nur für alle, die sich nicht ganz sicher sind: Omelette, Rösti, Brokkoli, zwei Cocktailtomaten. Rösti! Das ist das links, das wie gebratener Reis aussieht und keinerlei Bindung hat. Aber egal. Ich hatte schon Übleres in Flugzeugen. Der Gatte beschränkte sich auf die Brötchen, ich nahm die Schüsselchen und ignorierte das Pseudo-Rösti. Seine Panik vor Ei in Flugzeugen sitzt tief. Danke, Singapore Airlines!
Am Ende passierte das Unglaubliche, bisher nie Geschehene: Ich schlief ein! In einem Verkehrsmittel, dessen Steuerung ich nicht selbst beeinflussen konnte! Es muss an einer Kombination aus Schlafdefizit, Kaffeeentgleisungsaufregung und Tetrapack-Ei-Pampe im Magen gelegen haben. Diese drei haben meinen Kontrollwahn gemeinsam komplett außer Betrieb gesetzt. Unfassbar!
Am Ende des Flugs sah ich La Palma durch die Wolken. Und war einigermaßen erholt.
Wir landeten eine halbe Stunde früher als geplant, die Übernahme des Leihwagens verlief vollkommen problemlos und bereits gegen Mittag war klar: Es würde diesmal nicht zu hochkomplizierten Konstruktionen kommen, um morgens einen Kaffee zu haben. Im Haus, das ziemlich zentral in der Nähe von El Paso lag, befand sich eine Kaffeemaschine.
Wir besorgten schnell noch Filtertüten, Kaffee und einige lebensnotwendige Kleinigkeiten wie Käse, Brot, Eier, Wein, Bier und Mojama de Atún, und bezogen unsere Unterkunft für die nächsten sieben Tage.
Bereits beim ersten Einkauf schleppte ich eine Tomate zwecks Saatgutgewinnung ins Haus: RAF Mar Azul – um genau zu sein. Eine „blaue Tomate“. Die musste mit. Besonders hübsch, wie ich finde.
Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf den Weg. Der Gatte hatte uns einen Parkplatz im Naturschutzgebiet der „La Cumbrecita“ reserviert. Als wir eintrafen, war es unglaublich neblig. Enttäuschung machte sich breit. Man sah praktisch nichts außer Bäumen – und auch nur den nicht weiter als zehn Meter entfernten. Wir liefen auf dem geplanten Wanderweg los. Und – Überraschung: Es war herrlich! Gerade der Nebel sorgte dafür, dass der Wald, der nahezu ausschließlich aus „Pinos“ bestand, fast unwirklich schön war.
Die komplette Wanderung war ein watteweicher Traum. Hier ein paar Fotos:
Exakt in dem Augenblick, als wir zum Auto zurückkehrten und abfahren wollten, kam die Sonne heraus und der Nebel lichtete sich. Völlig unerwartet. Aber umso schöner.
Wir waren begeistert. Ich turnte mit der Kamera wie ein Berserker die Straße hinauf und herunter und schoss ein Foto nach dem anderen. So etwas Schönes! Unglaublich!
Anschließend fuhren wir zu unserem bereits von Deutschland aus durch den Gatten reservierten Tisch im „Tasca Catalina“. Es gab Tapas in allen Variationen. Wir entschieden uns schließlich für Entrada (gemischte Tapas), Queso frito (Manchego), Pan, Conejo en lavanda (Kaninchen in Lavendelsauce) und Mejillones al curry (Grünschalenmuscheln in Currysauce). Anschließend ging sogar noch jeweils eine Tarta bonet, ein Stück Schokoladenkuchen mit Beeren.
Der erste Tag war zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten verlaufen. Die nötige Bettschwere war hart erfressen.
Am nächsten Morgen brach der Gatte zu seinem ersten Tauchgang auf, während ich gemütlich bei Kaffee und Spiegelei auf der Terrasse unter dem Monsterkaktus saß. Er wurde schließlich mein bester Freund. Wir hatten wirklich eine gute Zeit, wie wir da so allmorgendlich in der Sonne herumlungerten.
Da das Wetter an diesem Tag nicht gerade sensationell – warm, aber bewölkt – war, entschieden wir uns mittags für einen Besuch von Santa Cruz de La Palma, der Inselhauptstadt.
Die Anfahrt erfolgte über eine der zahllosen „Kotz-dich-frei!“-Serpentinenstraßen der Insel. Ich litt, erholte mich aber anschließend recht flott. Santa Cruz ist toll! Sehr bunt, und es erinnert an meine Lieblingsstadt Angra do Heroismo auf den Azoren.
Ich bekam ein tolles Lava-Armband-Geschenk, wir liefen durch die kopfsteingepflasterten Sträßchen, ich erwarb drei kanarische Kochbücher und wir bestaunten Fassaden, die Kirche und die Balkone am Meer. Und den Stadtstrand.
Achtung! Fotoschwemme!!!
Und schließlich fuhren wir noch nach Cancajos, liefen an der Küste entlang und stellten fest, dass des Gatten geliebtes Papas-Arrugadas-Restaurant, das er bei seinem letzten Aufenthalt vor drei Jahren entdeckt hatte, durch einen Pizza-Italiener für die Touristen ersetzt worden war.
Was wir noch fanden, war ein wnziges „Window“. Immerhin!
Wir fuhren zurück zum Haus, stellten das Auto ab und beschlossen, zu Fuß auf Essenssuche zu gehen. Bei völliger Dunkelheit auf unserem winzigen, von Lavamauern eingefassten Parkplatz ein- und auszuparken schien keine gute Idee. Dazu muss erwähnt werden, dass um 22 Uhr Ortszeit sämtliche Straßenbeleuchtungen und auch privaten Lichtquellen (z.B. unsere Gartenbeleuchtung) abgeschaltet werden. Es gibt gar ein Gesetz gegen Lichtverschmutzung. Hintergrund zu diesem Exkurs: ein „Stern“-Artikel von 2009 über das damals brandneue „Grantecan“-Teleskop. Zum Roque de los Muchachos kommen wir aber später noch.
Von den Sternen jetzt erstmal zurück zum Essen: Ein gutes Stück von unserem haus aus weiter oben an der Straße gab es ein Restaurant namens „El Sombrero“, dessen Bewertungen sich gar nicht mal so schlecht lasen. Wir marschierten los, fanden das Restaurant und ergatterten tatsächlich noch einen Tisch.
Es gab Ziegencamembert aus dem Ofen in Kräutern, eine Bouillabaise, eine provençalische Hähnchenbrust und für mich Kaninchen Nummer zwei in Senfsauce.
Das Essen war wirklich gut, der Heimweg anschließend abenteuerlich: Wir liefen bei völliger Dunkelheit an der tagsüber frisch geteerten Landstraße entlang. Handytaschenlampenschwingend, hystrische Hunde tapfer ignorierend und mit Saatgut sämtlicher im Umkreis von zehn Kilometern auffindbarer Botanik an den Hosenbeinen trafen wir am Ende tatsächlich unverletzt „zu Hause“ ein.
Immerhin ging es auf dem Rückweg bergab! Wenigstens das!
Eigentlich wollte ich noch einen Tag mehr an dieses Blogpost anhängen, aber nachdem ich heute schon stundenlang Fotos bearbeitet habe, wird es langsam Zeit fürs Abendessen. Für ein heimisches Abendessen: Würstchen, Kartoffeln, Spitzkohl. Kontrastprogramm!
Sehr schön – La Palma steht ziemlich weit oben auf unserer Liste, nachdem meine Eltern bestimmt schon zehn mal da waren und vorschwärmten … PS Ich hoffe,doch, du schläfst nie in einem Verkehrsmittel, dessen Steuerung du gerade selbst beeinflusst 😉
La Palma ist toll. Echt. Immer noch moderat touristifiziert. Und die Touristen sind erträglich. Dazu die Vielfalt der Flora. Und mittlerweile auch eine recht gute Erreichbarkeit. Macht das! Manchmal ist auch was gut, das die Eltern auch gut finden 😀
Ich verlinke am Ende nochmal alle empfehlenswerten Dinge. Und unsere Unterkunft gehörte definitiv dazu.
Uuund: Nein! Im Auto bleibe ich wach 😀