Man weiß gar nicht so recht, wo man anfangen soll, wenn es um eine maltesische „Fenkata“ geht. Die Zubereitung von – und vor allem die Jagd auf – Kaninchen hat eine lange Geschichte auf den maltesischen Inseln. Nicht umsonst widmet Matty Cremona in „The Way We Ate“ (hier nochmals eine unbedingte Kaufempfehlung für Malta-Interessierte!) der Kaninchensache ein eigenes Kapitel namens „The Rabbit Habit“. Ich fange aber trotzdem einfach mal an.
Bei meinem ersten Besuch auf Gozo im Jahr 2015 stieß ich am ersten Abend im – inzwischen leider nicht mehr existenten – „Menqua l’Antika“ in der Marsalforn Bay auf mein erstes Kaninchen. Beziehungsweise auf Teile davon. Der erste gozitanische Hauptgang meines Lebens waren Rabbit Livers. Köstlich! Gruß an Chef Gordon!
Meine Hemmschwelle, wenn es um das Verspeisen kleiner, kuscheliger, goldiger Kaninchen geht, ist allerdings auch recht niedrig. Als Kind hatte ich selbst welche. Und sie wurden alle gegessen. Vorher spielten wir mit ihnen. Da war ich noch nie zimperlich. Eifel halt.
Und auf dem Teller mochte ich Kaninchen immer. Ach wenn sie Namen hatten. Das Hintere mit den gelben Gummistiefeln bin übrigens ich. Wie das schwarze Kaninchen hieß, weiß ich nicht mehr. Das weiße war Peter, der Chef der Truppe meiner Freundin.
Aus der Eifel jetzt aber zurück ins Mittelmeer! Gegen die Geschichte der Kaninchen auf Malta und Gozo war das bei uns tatsächlich ein Kinderspiel.
Seit dem späten Mittelalter feiert man das Fest von Peter und Paul – im Maltesischen L-Imnarja – am 29. Juli in Buskett und Mdina. An diesem Tag durfte jeder Bewohner der maltesischen Inseln nach Herzenslust Kaninchen jagen. Für den Rest des Jahres war das dem Klerus und den Grand Masters vorbehalten. Und während diese das ganze Jahr über einen Kaninchenknochen nach dem anderen abnagten, ernährte sich die Landbevölkerung fast ausschließlich von Fisch und Gemüse und Brot.
Kaninchen zu essen bedeutet deshalb für den Malteser auch heute noch nicht nur einfach ein Kaninchen zu essen. Es war und ist ein Fest. Lachen, tanzen, feiern – alles in einer mit Tausenden von Kerzen beleuchteten Stadt.
Und dazu kommt der revolutionäre Aspekt, der hier recht gut erklärt wird. Malteser und Jagd – ein Thema für sich. Unerwähnt soll auch der Kelb tal-Fenek nicht bleiben, der klassische maltesische Kaninchen-Jagdhund.
Und eigentlich ist es auch bis heute so geblieben – auch wenn jeder nun jeden Tag Kaninchen essen kann.
Der Begriff „Fenkata“ ist also keineswegs der Name eines Gerichts, sondern bedeutet gleichzeitig Geselligkeit, Lebensfreude, Willkommensritual, Zusammenhalt, Fest und Genuss. Eine Fenkata ist ein Ereignis. Kein bloßes Essen.
Meist gibt es dabei vor dem eigentlichen Kaninchenfleisch eine Pasta mit Kaninchensauce – überwiegend mit Spaghetti. Spaghetti tal-Fenek findet sich auf fast allen Speisekarten. Ich habe aus den Bauchlappen meines Kaninchens die Sauce gezogen. Mit Zwiebeln, Knoblauch, Rotwein, Kräutern, Tomaten und – in Ermangelung eines Kaninchenfonds aus weiteren Resten – etwas Geflügelfond. Die Spaghetti habe ich der größeren Saugfähigkeit halber durch Eliche Rigate ersetzt. Nein. Nicht selbstgemacht. Trotzdem köstlich.
Es folgte der Star des Abends: Applaus für das Kaninchen! Mein „Rezept“ waren einige wenige Hinweise auf einer Packung „Herbs for Gozo Style Rabbit and Game“ aus der Bottega del Sole e della Luna am St. George’s Square in Rabat.
Das – und ein wenig Kaninchenerfahrung – genügte. Hier mein Rezept für ein wirkliches Festessen:
Zutaten
- 1 Kaninchenrücken
- Olivenöl
- reichlich Kräuter hier: Majoran, Thymian, Rosmarin, Salbei, Wacholder, Wildfenchel
- trockener Weißwein genug, um das Fleisch zu marinieren
- 2 Zwiebeln
- 3 Zehen Knoblauch
- 3 Karotten
- 1/8 Knolle Sellerie
- 1 Petersilienwurzel
- 3 TL Kunserva ersatzweise etwas weniger Tomatenmark
- evtl. mehr trockener Weißwein
- Wasser
- 1 Handvoll Erbsen hier: TK-Erbsen
- Salz, Pfeffer
Anleitung
- Am Vortag das Kaninchen mit Olivenöl einreiben und mit den Kräutern bestreuen. In eine passende Schüssel legen und mit Weißwein begießen, bis es bedeckt ist. Über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.
- Zwiebeln und Knoblauch hacken. Wurzelgemüse in feine Würfel schneiden.
- Olivenöl in einem Schmortopf erhitzen, Zwiebelwürfel und Knoblauch anschwitzen - nicht bräunen! - und wieder herausnehmen. Kaninchen aus der Marinade nehmen und von allen Seiten scharf anbraten.
- Kaninchen aus dem Topf nehmen, Wurzelgemüse hineingeben und ebenfalls kurz scharf anbraten. Kunserva zugeben und verrühren. Mit der Marinade ablöschen.
- Kaninchen, Knoblauch und Zwiebeln wieder zugeben und ggf. mit etwas Wasser auffüllen. Deckel drauf und schmoren. Nach etwa zwei Stunden sollte das Kaninchen so weich sein, dass es vom Knochen fällt.
- Kaninchen heraus nehmen und warm halten. Bratensud durch ein Sieb geben und gut ausdrücken. Zurück in den Schmortopf geben. Sauce einkochen bis zur gewünschten Konsistenz.
- Kurz vor dem Servieren Erbsen und Kaninchenteile zugeben.
Dazu die Bamberger Hörnchen aus der Kleinmarkthalle. Viel besser geht’s nicht. Und das Beste: Der Gatte fand es gut. Also sehr gut. Prinzipiell einer Wiederholung würdig.
Vielleicht werden sie doch noch Freunde, der Gatte und die Kaninchen.
In diesem Sinne: L-ikla t-tajba!
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