Logbuch der Horrorprise. Sternzeit Samstag Mittag. Arbeitstechnisch liegen jetzt die schlimmsten beiden Wochen meines jungen (harhar!) Lebens hinter mir. Und ich habe sie überstanden. Immerhin. An mein Büroablagekörbchen von Montag morgen darf ich jetzt nicht mal denken. Jetzt gilt nur Sonne, Freizeit, Yeah!
Als ich gestern „den Abgang“ gemacht habe, habe ich alles in das Körbchen geworfen, das nicht sofort-lebensnotwendig-unmittelbar-ad-hoc erledigt werden musste. Bei der Einschätzung der Dringlichkeit war ich recht großzügig. Ich wollte ja raus.
Nachdem ich jetzt zwei hübsche Gartenfotos reingehängt habe, gelingt es mir vielleicht auch, die Woche im Kurzrückblick zu ertragen. Ich versuche es mal. Aber ich sag’s gleich: Ich stand extrem unter Zeitdruck.
Mittwoch ging es los. Montag und Dienstag waren Kinderkram. Nicht erwähnenswert praktisch. Für Mittwoch stand um 9:00 Uhr eine Schulung auf dem Programm. Leider nicht an meiner Arbeitsstätte, sondern in einem anderen Stadtteil. Ich beschloss, trotzdem vorher noch kurz im Büro vorbeizuschauen. Zu diesem Zeitpunkt stapelte sich auch bereits die Arbeit. Bis ich mich auf den Weg zur Schulung machte, fand ich auch, dass das eine echt gute Idee gewesen war.
Ich war recht knapp dran, flitzte zum Parkhaus und wollte am Automaten meine Parkgebühr entrichten. „Parkschein nicht lesbar“ – na toll! Ein weiterer Kunde stand neben mir und hatte das gleiche Problem. Wir also erstmal zu den Autos und im 2. UG an einen anderen Automaten. Ergebnis: keine Veränderung. Shitshitshit. Ich setzte mich ins Auto, fuhr vor zur Schranke und drückte den Kundendienstknopf.
Nach längerem Klingeln hatte ich eine extrem unfreundliche Mitarbeiterin an der Gegensprechanlage, die sich weigerte, die verdammte Schranke hochzufahren. Ich müsse zurück zum Automaten und von da aus den Kundendienst nochmals kontaktieren. Spitze! Hinter mir standen mittlerweile mehrere Autos. Nach etlichem Rangieren und Schwitzen stand ich am Automaten. Mit dem zweiten Kunden zusammen übrigens. Erstmal wurden wir zurechtgewiesen („Einer nach dem anderen!!!“ in bestem Vogonenton), irgendwann erhielten wir dann gegen Bezahlung Ersatztickets für die Ausfahrt. Mit quietschenden Reifen startete ich durch. Zu diesem Zeitpunkt war mit meinem pünktlichen Eintreffen am Schulungsort schon nicht mehr zu rechnen. So ein Dreck.
Ich traf dann doch pünktlich ein – zumindest vor dem Gebäude. Einen Parkplatz zu finden, auf dessen Benutzung nicht die Todesstrafe stand, war allerdings unmöglich. Nach gefühlten 758 Runden „um den Block“ parkte ich illegal und hetzte in die Schulung. Zehn Minuten zu spät. Alle hatten gewartet, der Chef hatte bei den Kolleginnen nachgefragt, wo ich sei – und dann hatte man ohne mich begonnen. Ich ließ mich unter Entschuldigungen japsend in meinen Stuhl fallen. Der Vormittag war praktisch gelaufen.
Das Mittagsessen (Kantinenhackbraten, Kantinenbratkartoffeln und zum Dessert Obstsalat aus der Dose) verbesserte mein Befinden auch nicht gerade explosionsartig. Glücklicherweise ging der Nachmittagsteil recht flott vonstatten, sodass wir etwa eine halbe Stunden früher als geplant mit dem Stoff durch waren. Perfekt! Schließlich musste ich möglichst flott zur Autowerkstatt, da das Puntili eine neue TÜV-Plakette benötigte.
Auf dem Foto klebt sie bereits. Bis dahin war es aber ein langer und beschwerlicher (und teurer) Weg. Ich fuhr also hocherfreut ob des vorzeitigen Endes der Schulung gutgelaunt auf den Mainzer Ring auf. Stau! Ein Unfall! Ich brauchte über eine Stunde bis zur Schiersteiner Brücke. Die Nerven lagen blank. Und das in brütender Hitze im Auto.
Und ich muss auch mal eins anmerken: Diese Handies sind echt Werkzeuge des Satans. Auf der Höhe von Finthen war ich kurz davor, das Ding in hohem Bogen in den Gegenverkehr zu schleudern, weil ich fast wahnsinnig wurde. Ich hasse WhatsApp. Ganz besonders WhatsApp. Früher – also damals als ich jung war und als es noch Dinosaurier gab – war man im Auto schlichtweg nicht erreichbar. Ging auch.
Am Ende schafften wir es schließlich, die Kiste abzugeben. Ein autoloser Tag stand bevor. Zu essen gab es nix. Es war zu spät. Der Gatte belegte sich Brötchen.
Die Planung für Donnerstag war noch waghalsiger. Arbeiten, etwas früher gehen, die Linie 6 zum Nordfriedhof besteigen, dort vom Gatten eingesammelt werden, das Puntili abholen und zurück nach Mainz steuern, da ich abends mit einer Kollegin zum Kochkurs bei „für Freunde“ angemeldet war. Bis zum Nordfriedhof lief alles perfekt. Der Gatte stand bereit. Kein Stau auf dem Weg zur Werkstatt. Dann blankes Entsetzen: Das Auto hatte noch keinen TÜV. Und es war nicht fahrbereit. Eine Feder war gebrochen. Bremsbeläge waren abgefahren. Nach längerem Hin und Her hatte ich den Schlüssel für einen Leihwagen in der Hand. Ich sach‘ nur „Platz da mit dei’m Mazda!“
Es handelte sich um einen alten 323 in silber – das einzige Ersatzfahrzeug mit Schaltgetriebe, das zur Verfügung stand. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte ich es, Mainz zu erreichen und mit der Kollegin pünktlich in der Wallaustraße einzutreffen. Schon wieder in Schweiß gebadet. Der Mazda roch übrigens im Innenraum nach Vanilleduftbaum. Mein absoluter Lieblingsgeruch. Achtung! Ironie!
Der Abend bei „für Freunde“ mit Sebastian Zemann war dann eine wahre Erholung. Die Kollegin hatte nach einer Begleitung für einen Kochkurs gesucht. Wir hatten gebucht. Einen Pasta-Kurs. Blöd nur: Wir waren nicht für den Teig eingeteilt – in meinem Fall zu verschmerzen, habe ich doch reichlich Übung. Die Kollegin allerdings hätte genau das ganz gerne mal gemacht. Stattdessen waren wir für die Oliven-Tapenade und die Tomatensoße zuständig. Und später noch fürs Anbraten von Buchenpilzen.
Zur „Location“ (ich darf das Wort benutzen, weil ich einen Tag vorher ständig Worte wie „Meta-Plan-Wand“ oder „Hand-Out“ oder „Cut-Over-Time“ ertragen musste!) gibt es echt nur Positives zu sagen. Zum Koch auch. Die offenen Ravioli waren genial. Die gibt es bald mal etwas abgewandelt. Der Grauburgunder schmeckte übrigens auch hervorragend.
Davon gab es aber nur ein Schlückchen. Ich musste schließlich der Heimreise mit dem Mazda gewachsen sein. Und irgendwie lief das dann schon deutlich besser als am Nachmittag. Und am nächsten Morgen noch besser. Klammern wir die abscheulichen Freitags-Arbeitsstunden einmal kurz aus. Der Heimweg – etwas verzögert durch erneute Tiefgaragenprobleme, aber wen kratzt das schon freitags?! – war dann bereits genial. Ich überholte ein anderes Auto an der Platte. Ich! Das kenne ich so gar nicht.
Als ich dann auch noch am Lieblingsspargelstand an der B417 zwei (!) Kilo Spargel erbeutete und eine Herzkartoffel zwischen den vorab geschnappten La Ratte entdeckte, war der Tag kaum noch zu überbieten. Unmittelbar nach meiner Rückkehr begab ich mich in die Küche. Als gerade die Soße so langsam vor sich hin köchelte, klingelte des Gatten Handy. Die Werkstatt. Das Puntili war abholbereit. Unfassbar! Gestern war hinsichtlich des TÜV-Termins noch so brutal verbal rumgeeiert worden, dass ich mit frühestens Donnerstag in drei Wochen gerechnet hätte. Auf dem Weg kam Wehmut auf. Der Mazda und ich – irgendwas lief da zwischen uns.
Am Ende stand wieder das Puntili mit frischer Plakette vor der Tür, ich war um knapp 1.000,- EUR ärmer (Kotz!!!) und es gab den ersten Spargel der Saison. Sch*** auf’s Geld! Das Wochenende hat gerade erst begonnen. Yeah!