Ottolenghi & Bragg

Hässliches, aber köstliches Essen und ein Warnstreik. Man könnte auch sagen: eine gelungene Woche. Dienstag streikten wir. In schicken, neongelben Warnwesten. Irgendwann nachmittags war ich wieder zu Hause und bestreikte anschließend gleich noch die Küche, da ich gerade so gut in Schwung war. Die Gewerkschaft hatte „Which side are you on“ aus den Lautsprechern spendiert. Auf der Fahrt nach Hause hatte ich gleich die komplette „Back to Basics“ nachgelegt. Ich war also insgesamt gesehen in absolut tadelloser Revoluzzer-Stimmung.

Ich sag’s gleich: Die übermütige Stimmung hielt nicht lange an, musste ich doch an den letzten drei Tagen der Arbeitswoche die Arbeiten des bestreikten Tags zusätzlich erledigen. Am Tag nach dem Streik öffnete dann auch die Küche wieder. „Die rote Köchin“ – übrigens ein Geburtstagsgeschenk von Achim – bereitete ein ziemlich hässliches, aber überaus köstliches Essen. Die beim Arbeitskampf verbrauchten Kohlenhydratspeicher wollten schließlich wieder aufgefüllt werden.

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Und damit ich die verschmierten Ausdrucke dann jetzt auch wegwerfen kann, hier das Rezept für die in Hühnerbrühe gegarten persischen Fleischbällchen:

Tarragon Gondi

Gericht: Fleischteller
Portionen: 3 Portionen
Kalorien:

Zutaten

  • 50 g Basmati Reis
  • 250 g Rinderhack
  • 1 Zwiebel gewürfelt
  • 15 g frischer Estragon Blättchen abgezupft und grob gehackt
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 TL Pulver aus schwarzen, getrockneten Limetten ich habe ganze Exemplare besorgt und etwa die Hälfte geschreddert
  • 4 Datteln gehackt
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1 l Hühnerbrühe
  • 1 ganze schwarze Limette mit einem Messer an einigen Stellen eingestochen
  • 2 Möhren in feine Streifchen geschnitten
  • 200 g Kichererbsen aus der Dose – abgetropft
  • 0,5 TL Kurkuma
  • 5 Kardamomkapseln leicht angestoßen
  • frischer Basilikum gehackt
  • frische Minze gehackt

Anleitung

  • Reis für vier Minuten kochen, abspülen, wässern und abtropfen lassen. In eine mittlere Schüssel geben.
  • Hackfleisch, Zwiebelwürfel, Estragon, Kreuzkümmel, Limettenpulver, Datteln, Salz und Pfeffer zugeben und verkneten.
  • Aus der Masse kleine Bällchen formen und für etwa eine Stunde in den Kühlschrank geben.
  • In einem ausreichend großen Topf (hier: Wok) Hühnerbrühe mit der Limette, den Möhrenstreifen, den Kichererbsen, Kurkuma, Kardamom und etwas Salz aufkochen. Hitze reduzieren.
  • Fleischbällchen vorsichtig in die heiße Brühe geben und für eine halbe Stunde schwach köcheln lassen, bis sie gar sind. Herausnehmen und die Brühe auf etwa die Hälfte einköcheln lassen.
  • Zuletzt Limette ausdrücken und herausnehmen. Die Kardamomkapseln ebenfalls.
  • Vor dem Servieren Fleischbällchen wieder in die Brühe geben. Mit den Kräutern bestreuen.
  • Ich hatte am ersten Tag noch etwas Reis dazu gekocht, um die Menge etwas zu strecken. Das verschaffte uns am Folgetag ein zweites Mal den Genuss dieses wirklich köstlichen Essens – auch wenn uns die Brühe etwas ausgegangen war.

Um die schwarzen Zitronen war ich gedanklich bereits eine Weile herumgeschlichen, weil sie mir ab und zu in einem Rezept begegnet waren. Und die „Anschaffung“ hat sich dann auch absolut gelohnt. Was für ein wunderbar runder Geschmack! Eine tolle Neuentdeckung.

Auch neu: gutes Wetter! Obwohl es bereits ein wenig herbstelt, war es doch vergangene Woche sehr schön draußen. Die Tomaten fanden das auch. Die Zucchini schwächeln optisch mehltaubedingt ein wenig, produzieren aber trotzdem lustig weiter. Und endlichendlichendlich sind nun auch die ersten Auberginen reif. Dazu dann morgen mehr.

Aus den Resten des Rinderhacks wünschte sich der Gatte mal endlich wieder die zypriotischen Fleischbällchen nach Franz-Keller-Rezept. Er bekam sie gestern. Auf einem scharfen Kichererbsen-Curry. Es mussten Reste weg. Deshalb die seltsame Kombination.

Heute wird dann in schönster Wochenendruhe ein weiteres Ottolenghi-Rezept ran dürfen. Ich kann auch nichts dafür, dass nach und nach im Garten alle Zutaten reifen, die zufälligerweise genau zu Gerichten von ihm passen, die ich immer schon mal ausprobieren wollte. Gibt Schlimmeres.

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