Der Fahrer, der uns vom Fast Boat nach Tulamben bringen sollte, war ein – wie nicht anders zu erwarten – außerordentlich freundlicher Mensch. Allerdings war er etwas ängstlicher als seine Landsleute, die uns bisher begegnet waren. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass er frisch verheiratet und Vater eines gerade vier Monate alten Sohns war. Er hatte am Gunung Agung gewohnt und berichtete, dass er nach der großen Eruption vor ein paar Tagen mit seiner Familie nach Amed, einem Dorf etwas weiter südöstlich an der Küste gelegen, gegangen war. Das beruhigte mich nicht wirklich.
Er brachte uns in unsere Unterkunft – „Ocean Villa & Homestay“ – und verabschiedete sich. Wir sahen ihn nicht wieder. In der Unterkunft richteten wir uns erstmal ein und waren recht begeistert. Tolles Zimmer, tolle Terrasse, toller Garten. Nur direkt hinter dem Haus stand halt dieser Vulkan…
Zudem nervte mein Handy seit der Ankuft. Es ließ sich nur noch unter erschwerten Bedingungen aufladen. Erst musste man endlos am Kabel herumruckeln, irgendwann ging dann das Ladelämpchen an – und dann durfte man es nur noch extrem vorsichtig ablegen und musste hoffen, dass es weiter laden würde. Und das, obwohl (oder gerade weil?!) ich vor dem Urlaub noch hatte den Akku tauschen lassen.
Wir beschlossen, in Ruhe auszupacken und anschließend im Restaurant der Unterkunft zu Abend zu essen. Ich sag’s gleich: Das war nicht unsere beste Idee. Das „Ocean Villa“ ist als Unterkunft wirklich super – aaaber… die Küche kann leider wenig. Wir würden trotzdem wieder dort absteigen. Tulamben bietet schließlich reichlich Ausweichküchen in Laufentfernung. Das Essen (Fried Chicken with Rice and Sambal bzw. Prawns with Vegetables and Rice) war jetzt nicht wirklich schlecht, aber halt irgendwie langweilig im Vergleich zu allem, das wir vorher probiert hatten.
Das Frühstück hingegen war o.k. Frisches Obst, ich ein Omelette, der Gatte Pancakes, dazu Kaffee. Hier war nur der Kaffee das Problem. Hätte man eine Zeitung gehabt, man hätte sie locker-flockig hindurch lesen können. Da wünschte man sich fast, ein Glas löslichen Kaffees zum Auffüllen zur Hand zu gehabt haben.
Nach dem Essen wurde das Handy wieder mühsam zum Aufladen platziert. Es nervte…
Den ersten Tag in Tulamben verbrachte der Gatte dann ausschließlich aushäusig. Er hatte beschlossen, die Gelegenheit für einen weiteren Tauchkurs („Stress and Rescue“) zu nutzen und verließ mich frühzeitig. Während ich noch eine Weile lesend auf der Terrasse saß, besuchten mich zwei der Mädels vom Homestay, um mich über die Evakuierungspläne aufzuklären, falls der Vulkan doch noch ernsthaft loslegen würde.
Das beruhigte mich nicht wirklich. Man sagte mir, wir sollten im Fall der Fälle sofort in unser Zimmer gehen, es stünden dann bereits Autos bereit, die uns aus dem Ort brächten. Ich hätte das ja gern dem Gatten mitgeteilt, aber der war ja unter Wasser. Zudem machte mich mein nur phasenweise funktionierendes Handy etwas nervös. Was, wenn wir getrennt evakuiert würden?! Würden wir uns jemals wiederfinden?!
Ich schaffte es, das Handy nochmals voll aufzuladen, hängte mir die Kamera um und machte mich auf zu einer Orientierungsrunde durch Tulamben. Die Runde startete mit einem kritischen Blick auf den Agung. Alles ruhig. Zumindest soweit ich als Nicht-Vulkanologin das beurteilen konnte.
Anschließend lief ich Tulamben einmal ab – bis zum Tempel am entgegengesetzten Ortsende. Und dann nochmal runter zum Strand. Und zuletzt folgte wieder ein kritischer Blick auf den Agung.
Nach meiner Rückkehr unterhielt ich mich eine Weile mit den sehr netten deutschen Nachbarn, die bereits vor zwei Jahren auf dem Vulkan gewesen waren. Zum Sonnenaufgang. Sie schwärmten vom Ausblick. An derartige Experimente war natürlich zu diesem Zeitpunkt absolut nicht zu denken. Wir lasen später, dass zwei mutmaßlich deutsche Hiker (wahrscheinlich Instagramer…?) den Versuch unternommen hatten, trotz Sperrgebiets hinaufzugehen. Sie wurden dann von der Polizei wieder heruntergezerrt.
Irgendwann kam dann der Gatte zurück und wir entschieden uns für ein Abendessen im „Segara Tegeh“, das kurz hinter dem Tempel am anderen Ortsende liegt. Wir marschierten los und waren uns nicht ganz sicher, wie wir im Dunkeln den Rückweg über die völlig zerstörten Bürgersteige auf beiden Seiten der Straße schaffen würden, aber wir hatten ja für alle Fälle noch die Taschenlampenfunktion der Handies. Und die Vorstellung auf einer Terrasse mit direktem Sonnenuntergangsblick auf den Agung zu essen, war zu verlockend.
Und es lohnte sich. Das Essen war himmlisch! Für den Gatten wurde ein Mahi-Mahi gegrillt, ich entschied mich für eine Platte mit mehreren Fischvariationen inklusive einer sehr köstlichen Suppe mit noch köstlicheren Fischbällchen drin. Und: Auf der Karte standen endlich einmal die Dadar Gulung (Pandanpfannkuchenröllchen mit Kokosfüllung), die wir bereits seit längerem ins Auge gefasst hatten, die allerdings leider gerade nicht zu haben waren. Mist! Wir schwenkten auf Obstsalat und Eiscappucchino um. Auch gut.
Als es schließlich ans Bezahlen ging, fragte man uns, wo wir denn wohnten, und bot spontan an, uns nach Hause zu bringen. Und falls wir nochmals kommen wollten, sollten wir anrufen, man würde uns dann abholen und nach dem Essen zurück bringen. Ausgezeichnet. Da sagten wir nicht nein – und bestellten gleich einen Tisch und eine Abholung für den Folgeabend. Das lief ja perfekt für uns.
Nachdem der Gatte am folgenden Vormittag seine Prüfung in Theorie und Praxis abgelegt – und mit 100% bestanden – hatte, organisierte er sich zur Belohnung einen Scooter und beförderte uns nach Amed. Dort suchten wir ein kleines Restaurant, das laut Trip Advisor Kochkurse anbot. Es hatte sich auf indische Küche spezialisiert und wurde hoch gelobt. Nach längerer Suche fanden wir dann in einer kleinen Gasse zwischen der Hauptstraße und dem Meer das „Nad Brahma“.
Es hatte eine herrliche Terrasse mit Vulkanblick. Wir setzten uns hin und beschlossen, uns außer der dringend notwendigen Flüssigkeitsaufnahme auch noch etwas aus der Rubrik „Starters“ zu gönnen. Und etwas Süßes. Wir aßen Samosa mit einer köstlich-scharfen Paste aus Minze und Chili, Barfi (kleine Kokos“pralinen“) und schließlich noch je ein Stück Kuchen (geeiste Pitahaja- bzw. Schoko-Bananen-Torte).
Das war alles in allem ein Gedicht. Wir buchten für den nächsten Tag den Kochkurs, in dem das Special Thali zubereitet werden sollte. Dazu später mehr.
Erst ging es nochmal kurz durch Amed und dann zurück nach Tulamben. Schließlich stand ja bereits das nächste Essen an. Was für ein Stress! Höhö…
„Unser“ Fahrer holte uns pünktlich ab und brachte uns zum „Segara Tegeh“. Unterwegs einigten wir uns auf einen Preis für unseren Weitertransport nach Pemuteran. Der Fahrer machte uns sozusagen ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten.
Wir speisten erneut ausgezeichnet während hinter dem Agung die Sonne unterging. Die kunstvoll geschnitzten Tomaten auf unseren Tellern wanderten zwecks Saatgutsicherung in meinen Rucksack. Und diesmal gab es sogar Dadar Gulung für uns!
Auf dem eher suboptimalen Foto bei funzeliger Beleuchtung stimmen weder Focus noch Farben so ganz. Die Dadar Gulung sollten deutlich grüner sein. Aber das ist ja kein Problem. Ich habe zwischenzeitlich ein Rezept und die passenden Zutaten im Mainzer Asiamarkt „YuanFa“ gefunden. Und so habe ich sie einfach mal nachgebastelt.
Zutaten
für den Pandansaft
- 8 frische Pandanblätter
- 150 ml Wasser (eventuell etwas mehr)
für die Pfannkuchen
- 150 g Mehl
- 1 Prise Salz
- 1 Ei
- 150 ml Pandansaft
- 150 ml Kokosmilch
- etwas neutrales Öl zum Auspinseln der Pfanne
für die Füllung
- 100 ml Wasser
- 2 Pandanblätter
- 200 g Kokosflocken
- 100 g Kokosblütenzucker (ersatzweise Muscovado oder einen anderen karamellig schmeckenden braunen Zucker)
Wer mag...
- ... kann noch etwas Schokosauce darübergeben
Anleitung
- Zuerst den Pandansaft herstellen. Wer es sich leichter machen will: Meines Wissens gibt es den auch in Dosen. Hatte ich mal für irgendein andere asiatisches Gericht. Diesmal war ich so glücklich, dass ich endlich irgendwo frische Pandanblätter auftreiben konnte, dass ich ihn selbst gemacht habe. Blätter waschen und grob hacken, mit dem Wasser in einen Prozessor geben und alles ordentlich zerkleinern. Masse durch ein Tuch passieren, Saft auffangen. Bei mir wurden es auch nach energischem Ausdrücken der Blattreste nicht ganz 150 Milliliter. Ich fügte noch etwas Wasser hinzu, damit die Konsistenz des Teigs am Ende funktioniert.
- Mehl und Salz mischen. Eine Kuhle formen, das Ei hineingeben und von innen her das Mehl einarbeiten. Nach und nach Pandansaft und Kokosmilch zugeben. Zuletzt mit einem Schneebesen klümpchenfrei aufschlagen. Eine Stunde stehen lassen.
- Die Pandanblätter verknoten und mit allen übrigen Zutaten für die Füllung in eine größere Pfanne geben, verrühren und bei schwacher Hitze anrösten lassen, bis das Wasser verkocht ist. Ich habe Kokosflocken aus der Tüte genommen. Mit frischer Kokosnuss dauert das Einköcheln sicher etwas länger. Bei mir war Masse sehr flott krümelig. Zuletzt Pandanblätter herausnehmen und Masse ankühlen lassen.
- Für die Pfannkuchen Pfanne erhitzen und mit neutralem Öl auspinseln. Dann möglichst dünne Crèpes ausbacken. Je dünner desto besser. Meine waren anfangs zu dick und wurden dann von Versuch zu Versuch dünner. Perfekt dünn waren sie immer noch nicht. Reine Übungssache - ich arbeite daran.
- Zuletzt einen Esslöffel der Füllung auf das untere Drittel eine Pfannkuchens geben, von unten nach oben ein Stück einschlagen. Dann von den Seiten in die Mitte. Schließlich aufrollen.
- Nett dazu wie im Segara Tegeh: etwas Schokoladensauce.
So gab es dann heute Kokospfannkuchen zum Frühstück. Kann man auch mal machen…
Den Teig wie auch die Füllung kann man übrigens auch vorbereiten. Der Teig hält sich im Kühlschrank zwei Tage, die Füllung sicher länger.
Zurück nach Tulamben: Wir wurden nach dem Essen wieder vor der Tür unserer Unterkunft abgesetzt. Dort stand übrigens allabendlich ein Balinese mit Funkgerät, der offensichtlich die Aufgabe hatte, bei einem nächtlichen Vulkanausbruch Alarm zu schlagen. Das ließ mich etwas ruhiger schlafen.
Dafür ließ sich mein Handy nach dem Essen nun gar nicht mehr laden. Ich zappelte stundenlang damit herum, bis ich bei 32% Akkuladung endgültig die Segel strich und die halbe Nacht damit verbrachte, alle wichtigen Dinge, die darauf abgespeichert waren, zu analogisieren. Am Ende waren etliche Seiten meines Urlaubsnotizbuchs mit Handyinhalten gefüllt und der Akku glitt sanft ins Koma. Toll… Black Magic schätzungsweise! Irgendwer musste mein Handy verflucht haben!!!
Was wir gegen meine bevorstehende digitale Nichtexistenz tun würden, und was es am nächsten Tag beim Kochkurs gab? Ich schreibe gleich mal weiter. Diesmal dauert es gefühlt sehr lange, den Urlaub aufzubereiten… Grrr…