Zu sagen, ich könne seit diesem Wochenende die Qualen des Zauberlehrlings nachvollziehen, wäre wahrhaftig nicht übertrieben. Zwischendurch verwünschte ich den Augenblick, in dem ich die „Geister, die ich rief“ gerufen hatte. Wie fing das nochmal genau an?! Ach ja… Der Gatte hatte den Sperrmüll bestellt.
An sich ja nicht verwerflich. Zur Unterbringung seiner Tauchsachen und unserer Koffer hatten wir geplant, in der Ankleide quer eine Stange einzuziehen. Dafür mussten aber erst eine Kommode und ein eintüriger Kleiderschrank weichen. Bis dahin war noch alles im Rahmen. Ankleide ausgeräumt, Schrank abgeschlagen und was zum Bleiben vorgesehen war, wieder eingeräumt. Zack! Fertig! Denkt man da so. Weit gefehlt!
Bei der Gelegenheit fiel uns ein, dass sich noch zwei Teile dieses Kleiderschrank in meinem Zimmer befanden. Um genau zu sein, handelt es sich ja um Max‘ Ex-Zimmer. Und im Schrank waren nach wie vor die Sachen, die er beim Auszug zurückgelassen hatte. Ich sag’s gleich: Keine gute Idee, die Büchse der Pandora den Schrank zu öffnen…
Seit Freitag schicke ich permanent Fotos von irgendwelchen Sachen nach Mainz. Meistens steht „Brauchst du das noch?“ dabei. Ich packe alles in Taschen. Und dann in Kisten. Und eigentlich sollte der Schrank ja weg. Aber leer war er eigentlich perfekt. Wenn ich denn mein komplettes Zimmer ausmisten und sortieren und in den Schrank räumen würde. Verdammt!
Irgendwann beschloss ich, dass Beschallung mit den CDs meines Lebens mir helfen könne. Als ich von Keane über John Cale bei Bad Religion angelangt war, befand sich das Zimmer immer noch nicht in einem „Schau mal, was ich aus dem Zimmer gemacht habe!“-, aber immerhin in einem „Jaaaa… Ich sollte mal wieder aufräumen…“-Zustand. Bei solchen Aktionen ist ja immer der „Oh! Mein!! Gott!!! Mach‘ bloß das Licht aus!!!“-Zustand etwa in der Mitte der Arbeiten der Moment, in dem man aus dem Fenster springen würde, wenn man bis zum Fenster durch käme.
Am Ende landete ich – wie immer in den letzten Jahrzehnten – bei Billy Bragg. Und bei meinem alten Reisepass, den ich ewig gesucht hatte. Dem Reisepass mit den DDR-Stempeln. Und falls jemand einen Bildschirmschoner vom Team Telekom aus dem Jahr 2000 braucht: Ich bin die perfekte Ansprechpartnerin!
Mittlerweile bin ich überzegt: Den Rest schaffe ich auch noch. Uuund. Es war insgesamt doch eine gute Idee!
Unbedingt erwähnt werden muss noch, dass ich am Wochenende die perfekten Kartoffelplätzchen hergestellt habe. Etwas dicker ausstechen als vernünftig erscheint. Dann passt das:
Zutaten
- 800 g Kartoffeln mehlig kochend
- 1 Frühlingszwiebel groß - oder halt zwei kleine oder drei sehr kleine
- 6 Blätter Bärlauch
- 100 g geräucherter Schinken hier: Wildschweinschinken
- 1 Stich Butter
- 100 g Ricotta
- 100 g Paniermehl
- 2 Eier
- Salz, Pfeffer, Muskat
- Öl und Butter zum Ausbacken
Anleitung
- Kartoffeln mit Schale in Saltwasser kochen, ausdampfen lassen, schälen und durch die Presse drücken.
- Frühlingszwiebel und Schinken sehr, sehr fein hacken. Bärlauch erst in Streifen, dann nochmals quer schneiden.
- Butter auslassen. Frühlingszwiebel und Schinken anschwitzen. Alles zusammen auf die Kartffelmasse geben. Bärlauch, Ricotta, Paniermehl und Eier zugeben. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Alles gründlich durchkneten.
- Teig portionsweise auf die Arbeitsplatte geben, platt drücken und mit einem kleinen Vorspeisenring (oder ähnlichem) ausstechen. Plätzchen formen. Ohne Ausstechen geht auch: Dann Teig zu einer Rolle formen und Scheiben abschneiden. Ebenfalls schön glatt formen.
- Etwas Öl und etwas Butter in einer Pfanne erhitzen. Plätzchen nacheinander ausbacken und auf Küchenkrepp abtropfen lassen.
Es gab sie übrigens zu – Überraschung! – Spargel.