Vom Rädern, von Sekt und von Kündigungen

Es verschlug mich vergangene Woche an den Rhein. Und an die Mosel. Gleichzeitig. Das geht nur an einer Stelle: Koblenz. Als echtes Kowelenzer Schängelche – ich bin in Moselweiß geboren – war das ein bisschen wie eine Reise in die Vergangenheit. Und es gab viel Neues zu entdecken. Und viel Altes wiederzuentdecken. Ich schätze, ich bin etwa 1990 zum letzten Mal durch meine Geburtsstadt gelaufen. Also zumindest vor der letzten Woche.

Ein Arbeitsrechtsseminar verschlug mich in die „alte Heimat“. Den Ort hatte ich selbst ausgesucht. Das erwies sich als außerordentlich gute Entscheidung. Abgesehen von viertägigen Erleuchtungen zum Seminarthema inklusive einem Besuch am Arbeitsgericht Koblenz gab es im Abendprogramm eine Stadtführung, einen Besuch des Kellermuseums im Deinhard-Stammhaus, ein gemeinsames Abendessen und die Begegnung mit unglaublich netten Menschen. Bereits am ersten Tag war klar, dass das einfach passte.

Die Stadtführung war verregnet, aber spannend. Wobei eine Stunde unter der Blutbuche am Florinsmarkt dann auch genug war. Die Löhrstraße hat sich kaum verändert. Wolsdorf gibt’s nach 116 Jahren immer noch. Den QR-Code der sicher total spannenden Bundeswehrserie Save habe ich – bisher! – leider nicht zu scannen gewagt.

Wir waren am Münzplatz, der sich in den letzten dreißig Jahren nicht wirklich verändert hat. Selbst das Gebäude, in dem mein Vater sein gesamtes Arbeitsleben verbracht hat, sieht irgendwie noch aus wie früher. Wir waren auf dem Plan. Und auf dem Jesuiten- und dem Görresplatz. Insgesamt war ich eher erstaunt, wie wenig in den Jahren passiert ist, seitdem ich zum letzten Mal beim Kieferorthopäden in der Rizzastraße war, bei dem immer die Asterix-Hefte im Wartezimmer lagen.

Die Führung unter dem Arbeitstitel „Diebe, Gauner & Halunken“ entpuppte sich als äußerst blutig. Die Running Gags der folgenden Tage bestanden aus Aufs-Rad-flechten, Blut-von-Enthaupteten-trinken und „dann auch“. Das dazu…

Der folgende Abend verschlug uns ins Kellermuseum im Deinhard-Stammhaus. Ich sag’s gleich: An mir hat es nicht gelegen, dass es Deinhard zwischendurch nicht so gut ging. Bei unseren Rommée-Abenden in den 90ern lief eine veritable Menge der Produktion durch unsere durstigen Mainzer Kehlen. Und ich weiß auch nicht, wie oft ich mir als Platzanweiserin in Mainzer Kinos in den späten 80ern den „Wo ist der Deinhard?!“-Spot angeschaut habe.

Am Ende der Führung probierten wir die aktuellen Produkte. Und ich war echt begeistert. Die neuen Deinhards – Sekt wie Wein – werden hier bestimmt bei verschiedenen Gelegenheiten auf dem Tisch landen! Wirklich gelungen und kein Vergleich zur Alltags-Rommée-Plörre von früher. Und das ist ausdrücklich keine Werbung, sondern meine total subjektive Einschätzung nach dem Probieren.

Am letzten Abend gingen wir essen. Beim Kroaten. Ich habe weder dieses Essen noch das Hotelessen fotografiert. Ich lasse das mal so stehen.

Gut waren die Hotelgutscheine für den Verzicht auf die Zimmerreinigung. Da war der gemeinsame Absacker an der Hotelbar bis zum letzten Tag gesichert. Schön war’s!

Den Rückweg schaffte ich ganz knapp auf den letzten Ladeprozenten des Cinquecento. Er blinkte schon etwa zehn Kilometer vor dem Carport total aufgeregt, obwohl er nur noch im sogenannten Sherpa-Mode unterwegs war. Geschafft! Und dann nix wie Stecker rein.

Für den Gatten, der erst recht spät heimkehrte, gab es dann leider nicht das geplante, liebevoll zubereitete Wiedersehens-Abendessen. Ich war immer noch satt von den vergangenen fünf Tagen. Mehr als Reste aufwärmen war nicht drin. Sorry.

Einen samstäglichen Friseurbesuch mit anschließendem Einkauf später sah das dann schon wieder anders aus. Obwohl ich immer noch etwas enttäuscht bin, dass es bei EDEKA keinen Deinhard gab. Aber immerhin eine ausgezeichnete Fischtheke. Und von der wurde auch fette Beute nach Hause geschleppt. Und da die kluge Hausfrau immer auch an den nächsten Tag denkt, gab es ein Risotto, aus dem am Folgetag – also heute! – dann Arancini gebastelt werden können.

Fenchelrisotto mit Jakobsmuscheln & Garnelen

Gericht: Fischteller, Vorspeisenteller
Küche: Italienisch
Keyword: fenchel, garnelen, jakobsmuscheln, risotto
Portionen: 2 Portionen
Kalorien:
Autor: MrsFlax

Zutaten

für das Risotto:

  • 150 g Risottoreis
  • 0,5 Knolle Fenchel
  • 1 Schalotte
  • 100 ml trockener Weißwein
  • 500 ml Geflügelbrühe
  • 2 EL Butter
  • 2 EL geriebener Parmesan
  • 0,5 Zitrone davon der Saft und die Schale in Zesten
  • 1 TL Wildfenchelsaat gemörsert
  • Olivenöl
  • Salz, Pfeffer
  • etwas flüssiger Estragon optional – dazu später

für die Garnelen und die Jakobsmuscheln:

  • 6 Jakobsmuscheln
  • 6 Garnelen
  • Olivenöl
  • Butter
  • Salz, Pfeffer
  • Fenchelgrün gehackt
  • 1 Spritzer Zitronensaft

Anleitung

  • Die Fenchelknolle waschen, vom Grün trennen, halbieren und in feine Würfel schneiden. Die Schalotten ebenfalls fein würfeln. Beides in einem Topf mit einem guten Schuss Olivenöl bei mittlerer Temperatur glasig anschwitzen. Die Fenchelsaat mörsern. Zusammen mit dem Risottoreis hinzugeben und ebenfalls anschwitzen. Alles mit Weißwein ablöschen und etwas einreduzieren lassen.
  • Brühe derweil in einem separaten Topf erhitzen und portionsweise zugeben, sodass der Reis immer knapp bedeckt ist. Das Risotto bei geringer bis mittlerer Hitze garen lassen. Immer wieder Brühe nachgießen und kurz durchrühren, damit der Reis bedeckt ist und nicht ansetzt.
  • Pfanne erhitzen. Garnelen und Muscheln in Olivenöl anbraten. Einen Stich Butter in die Pfanne geben. Von beiden Seiten nacheinander kurz garen. Salzen, pfeffern und gehacktes Fenchelgrün und etwas Zitronensaft zugeben und alles kurz glasieren.
  • Herdplatte unter dem Risotto ausschalten. Kalte Butter in Flöckchen und zuletzt den geriebenen Parmesan unterrühren. Mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und -zesten und ggf. dem flüssigen Estragon abschmecken. Mit den Muscheln und Garnelen, etwas Fenchelgrün und Parmesan bestreut servieren.

Das kam ausgezeichnet an. Die Aussicht auf Arancini trug ebenfalls dazu bei. Jetzt aber noch ein Wort zum im Rezept erwähnten flüssigen Estragon. Vor meiner Abfahrt nach Koblenz stellte ich fest, dass die Kräuter, die noch in den Beeten standen, dringend verarbeitet werden mussten. Nach einer ausgedehnten Google-Suche stieß ich auf das hier: „Flüssiger Basilikum. Zum Würzen“.

Das sollte doch wohl auch mit Estragon, Liebstöckel und den wirklich eskalierten Massen an vietnamesischem Koriander gehen, die alles andere im Beet durch Überwuchern gnadenlos überwachsen und / oder getötet hatten. Es käme auf einen Versuch an. Und der Versuch glückte.

Allerdings bin ich noch nicht so recht zufrieden mit der Konsistenz. Ich hätte es vielleicht sogar gern eine Spur weniger flüssig und dafür als eine Art Paste in Gläschen statt in Flaschen. Aber es ist eine ausgezeichnete Experimentiergrundlage. Und es hat mit allen drei Kräutern funktioniert. Der Geschmack ist immer noch sehr kräftig und vollkommen ausreichend, um damit über den Winter zu kommen. Es werden deshalb noch Konservierungstests folgen. Ich bin ein wenig angefixt. Und noch etwas gerädert von der Woche im Hotel.

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