Die Abfahrt in unsere kurze Weihnachtsauszeit gestaltete sich etwas schwierig, da ich am Vortag vergessen hatte, unsere vorbestellte Ente und die zwei Suppenhühner abzuholen. Das musste dann am Samstag Morgen noch schnell erledigt werden. Und Rosenkohl und Kartoffeln kamen auch gleich mit. Schließlich sollte es ja wieder unser „traditionelles“ Heiligabendessen geben. So will es das gute Weihnachtsgesetz.
Zu dieser althergebrachten Tradition kommen wir aber wenig später noch. Erst reisten wir an – etwas verzögert durch allenthalben zähfließenden Verkehr.
Ankunft und Forellenstüble
Nachdem wir uns mit „dem Kind“ für den kommenden Tag verabredet, unsere Habseligkeiten in der Ferienwohnung verstaut und noch ein paar Lebensmittel besorgt hatten, machte der Gatte sich auf die Suche nach einem Tisch fürs Abendessen.
Und er wurde fündig: das Forellenstüble in Freiamt war bereit, uns so kurzfristig noch zu verköstigen. Und das war echt ein Volltreffer! Kleine Karte, dafür großer Geschmack und perfekter Service. So muss es sein.
Vorab hatten wir die Flädlesuppe und die Rieslingssuppe. Dann geräucherte Forelle und Forelle Müllerin Art mit Bratkartoffeln. Und anschließend teilten wir uns noch das Zimtparfait mit warmen Plaumen. Das war schon mal ein perfekter Start in unsere kurze Weihnachtsauszeit. Empfehlung! Schnörkellos und angenehm.
Heiligabend: Freiburg & Traditionsessen
Am nächsten Tag brachen wir nach Freiburg auf, trafen uns mit Max und tauschten Geschenke und andere wichtige Dinge aus. Anschließend schauten wir uns die Stadt an, die ich erst einmal vor etwa vierzig Jahren anlässlich einer Klassenfahrt besucht hatte. Zehnte Klasse. Ich wurde auf der Klassenfahrt sechzehn. Meine Erinnerungen beschränken sich auf wenig in der Stadt und viel rund um den Grillplatz und die Jugendherberge. Kennt jeder. Oder?
Nachmittags kehrten wir noch kurz – es begann etwas zu nieseln – in der Hausbrauerei Feierling ein. Je eine Halbe und einen Satz Bratwurst mit Brot später fühlten wir uns in der Lage, den Rückweg zum Auto anzutreten, das wir recht weit außerhalb abgestellt hatten.
Tradition. Auch nur ein Wort.
Gefühlt reicht die Tradition unseres Heiligabendessens bereits Jahrzehnte – ja, fast Jahrhunderte! – zurück. In der Realität hatten wir im vergangenen Jahr zum erstenmal ein „anderes Weihnachten“ getestet: An Weihnachten geschlossen.
Nachdem wir ansonsten ja seit Jahren zu Weihnachten ein großes Gelage für die ganze Familie ausgerichtet hatten, wurde das alles in 2020 und 2021 durch Corona zerstört. Daraufhin entschieden wir 2022, dass wir einfach mal etwas anderes ausprobieren könnten. Am 23.12. waren wir in die Rhön gereist. Und da das wahnsinnig spontan war, aßen wir an Heiligabend einfach das, was wir auf die Schnelle nach unserer Ankunft auftreiben konnten: Wiener, Rosenkohl, Kartoffeln. Dazu bastelte ich eine Senfsauce.
Links der Teller aus dem letzten Jahr. Rechts unsere Einkäufe aus diesem Jahr. Dazu jeweils eine Flasche Champagner, die wir in beiden Fällen geschenkt bekommen, für exakt diesen Anlass aufgehoben und mitgebracht hatten. Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr!
Und so gab es dieses „Traditions-Essen“ auch diesmal. Die Zubereitung war mit nur zwei Herdplatten eine kleine Herausforderung. Ich meisterte sie durch geschicktes Kochtopf-Tetris unter Miteinbeziehung des niedlichen Backofens. Passte! Ein hervorragender und sehr entspannter Heiligabend.
Und: Nach zweimal kann man ja prinzipiell schon von Tradition sprechen. Das lege ich jetzt mal so fest.
Und sonst so: Bewegung im Freien
Ich sag’s gleich: Die geplante Wanderung musste etwas verkürzt werden. Ich war schuld. Noch geschafft vom Vortag und allgemein etwas angeschlagen brachte ich den Gatten dazu, irgendwann umzudrehen. Es ging einfach nicht.
Aber hübsch war’s im Schwarzwald. Auch wenn das Wetter nicht perfekt war, hatten wir Glück. Angesagt war wesentlich Schlimmeres.
Wenn das Bier nicht gewesen wäre…
Am Abend ging es ins Schwarzwaldhotel Stollen. Wir hatten bereits bei der Reservierung zweimal das Fisch-Menü bestellt. Da wussten wir ja noch nicht, dass wir tags zuvor im Forellenstüble einkehren würden. Machte aber nix. Fisch geht schließlich immer.
Zum Essen: Alles selbstgemacht, nix convenienced. Jeder Gang hatte ein Highlight. Das Räucherforellen-Rilette war super. Der Reibekuchen hätte etwas mehr Farbe vertragen können. Der Lauch am Zander schmeckte absolut „ehrlich“ und die hausgemachte Pasta war ebenfalls sehr gut. Der Fisch war vollkommen in Ordnung. Die Crème brûlée mit Tonka war ausgezeichnet. Der Service in Trachten und mit Hirschgeweih war ein Traum. Ich hoffe, die Verkleidung war freiwillig gewählt.
Zum Trinken: Mein regionaler Grauburgunder schmeckte. Der Gatte bezeichnete das alkoholfreie Bier als „schlimm“. Ich mochte das Glas und das Etikett. Aber das änderte leider nichts am Geschmack.
Danke, Schwarzwald. War schön bei dir!
Ordentlich durchgelüftet geht es jetzt in den Jahresendspurt.