Das auf dem Foto ist „unsere Straße“ in Marsalforn. Zumindest für dieses Mal. Und beim ersten Mal auch. Zwischendurch hatten wir ja die Wohnung mit dem total verwirrenden Treppenhaus / Schließmechanismus / Drecksaus- und eingang.
Was ich vergessen hatte zu erwähnen: Sonntags hatten wir bereits auf dem Weg von Mgarr nach Marsalforn einen kurzen Zwischenstopp bei „Ta‘ Mena“ eingelegt, das überraschenderweise geöffnet hatte. Ich erbeutete Eier. Sehr kleine Eier, die als „specialty of Gozo – small but concentrated“ beschrieben wurden. Ich schlug zu. Die Größe der Eier bewegte sich etwa in der Mitte zwischen Wachtelei und Hühnerei. Ich war sehr gespannt auf den kommenden Morgen.
Wo wir auch angehalten hatten, war beim einzigen Lidl auf Gozo, der gleichzeitig immer der einzige Laden mit Sonntagsöffnung war. Wir beschafften die grundsätzlichen Dinge: Brot, Käse, Schinken (für die Eier), Küchenkrepp, Orangensaft, Wein, Dosencisk, Wasser.
Zumindest das Frühstück schien gesichert. Das war allerdings unsere Ansicht, bevor sich das größte und mittlerweile allurlaublich traditionelle Problem der Kaffeebereitung auftat. Verdammt! Keine Kaffeemaschine in der Wohnung. Kein Filter, keine Espressomaschine, nix.
Da der Gatte bereits montags in aller Frühe seinen ersten Tauchgang hatte, war Erfindungsreichtum gefragt. Einen Kaffee brauchte er zwingend vorab.
Am Ende erbrachte eine Kombination aus Topf, Nudelsieb, Küchenkrepp und Kaffee das gewünschte Ergebnis. Auf meiner To-do-Liste stand für diesen Tag die Beschaffung von Dingen, die das gleiche Ergebnis in unkomplizierterer Weise erbringen würden.
Nachdem der Gatte kaffeegesättigt Richtung Tauchbasis aufgebrochen war, begab ich mich in den ortsansässigen „Vista Point“. Auf meiner Liste standen ein Kaffeefilter, Filtertüten und ein Klebestift. Zurück kam ich mit einem feinmaschigeren Sieb, Kaffeefiltern und einer Rolle Klebeband. Knapp daneben ist auch vorbei.
Immerhin war der Geschmack der anschließend zubereiteten Frühstückseier absolut wundervoll. Small but concentrated. Exakt! Normalerweise nehme ich zwei Eier. Hier durften vier ran.
Nach der Rückkehr des Gatten gegen Mittag stand ein erster Test meiner neuen Kaffeeherstellungsapparatur an. Ergebnis: Läuft!
Das wirkte schon deutlich professioneller als am Morgen. Und so fühlte ich mich auch. Vor allem, nachdem ich beim Filtertütenkauf nebenbei sizilianische Cocktailtomaten erbeutet hatte, deren Kerne bereits zwecks Nachzucht gesichert worden waren. Tomatensamen? Check!
Für den Nachmittag stand eine Küstenwanderung an. Der aufmerksame Leser (Gibt es den?!) weiß, was das bedeutet. Aber diesmal lief die Sache vollkommen anders. Dank meines mühsam errungenen Gewichtsverlusts von inzwischen 20 Kilo werde ich jetzt nicht jammern. Wir fuhren nach Nadur, von wo aus wir an der Küste entlang Richtung Mgarr wandern würden.
Praktisch den Ostzipfel von Gozo entlang. Dort waren wir bislang nicht gewesen. Und es stellte sich heraus, dass das eine der schönsten Ecken Gozos ist.
Man hat praktisch die ganze Zeit einen herrlichen Blick auf Comino – und im Hintergrund Malta. Und der Weg ist – bis auf die seltsame Markierung – auch ganz wunderbar.
Guuut… Es gibt eine „Leiter“, allerlei Felsgekraxel und schließlich einen extrem steilen Abstieg ans Meer, aber das ist es definitiv wert.
In Daħlet Qorrot – einer wahrhaft entzückenden Bucht – saßen wir dann eine Weile, tranken einen Wein bzw. ein Cisk und starrten aufs Meer. Herrlich.
Direkt zwischen uns und dem Meer saß ein Paar, das sich offensichtlich extra für meine Fotos in passende Farben gewandet hatte. Ich knipste ziemlich exzessiv rum. Das Motiv war zu verlockend.
Am Abend schlichen wir wieder durch die Marsalforn Bay auf der Suche nach Essen. Und landeten im „Pulena“. Wir schafften je zwei Gänge und wanderten dann platt ins Bett.
Das Highlight des Essens war mein Hauptgang: die Stuffed Quail mit Feigen- und Pistazienfüllung. Echt köstlich.
Sieht auf dem Foto deutlich dunkler aus als sie war. Würde ich heute glatt wieder essen, wenn sie nicht zu weit weg wäre.
Auch zu weit weg: wie Autos am Straßenrand geparkte Luzzus.
Der zweite Tag begann wie der erste: Gatte abgetaucht, ich lese und esse Frühstückseier. In meinem genialen Innenhof. Ich gebe es zu. Dieser Innenhof toppte locker jeden Balkon. Schattig bis auf eine kurze Phase mittags. Aber da waren wir ja ohnehin unterwegs.
Nach der Rückkehr des Chefs starteten wir zu einer Mission. Ich hatte seit dem letzten Gozo-Urlaub ein Foto der Ramla Bay von Mixta Cave aus auf der Liste. Aber vorher stand noch etwas anderes auf dem Programm: ein Besuch im „Botanical Garden“ von Nadur.
Wir fuhren hin, wir stiegen aus. Ich stellte fest, dass ich die Kamera vergessen hatte. Es gab einen kurzen Wortwechsel. Wir fuhren zurück. Wir trafen mit Kamera wieder ein.
Wir liefen durch den Botanischen Garten. Ich sammelte – wahrscheinlich widerrechtlich – einiges an Saatgut ein. Bis der Gatte ein „Komm her! Schnell! Mit Tele!!!“ ausstieß. Ich eilte. Und da saß ein Chamäleon im Strauch. Ein echtes Chamäleon! Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie eines außerhalb von Zoos gesehen.
Und es war völlig unbeeindruckt. Es hing da rum, total schlapp – und wollte offensichtlich nichts als seine Ruhe haben. Die gönnten wir ihm dann auch nach eine kurzen Fotoaktion.
Zurück zu meiner „Ramla Bay von Mixta Cave aus“-Mission. Wir fuhren hin. Wir parkten weiter weg, marschierten zum Cave – und waren genervt. Die Höhle saß voller Mittzwanziger mit Vorräten. Und sie hatten gerade Freundschaft mit englischen Mittfünfzigern geschlossen. Keine Chance auf ein ungestörtes Foto.
Vom nahegelegen Bauernhof aus kläfften uns ununterbrochen Hunde an. Wir beschlossen, uns erstmal die Küste anzuschauen. Dort fanden wir einen angefressenen toten Hund vor. „Was riecht denn hier so seltsam? Waaaahhhh… Weg hier!“
Bei unserer Rückkehr zur Höhle verabschiedeten sich gerade die Engländer. Ich knipste ein wenig rum. Das Licht änderte sich. Ich knipste ein wenig mehr.
Am Ende ist mein Lieblingsfoto das, auf dem die Mittzwanziger drauf sind. Wenn bloß in diesem Augenblick die Sonne auf der Ramla Bay gestanden hätte…
Egal. Als zweites Ziel für diesen Tag stand die San Blas Bay auf dem Programm. Schrecken der vorherigen Besuche! Diesmal versuchte ich mich zu entspannen. Und den Weg von der Bay aufwärts als Test zu sehen. Wieviel bringen zwanzig Kilo weniger bergauf, wenn man trotzdem einen vollen Fotorucksack am Mann hat?
Ich sage es gleich: Sie bringen wahnsinnig viel. Ich spielte nicht mal mit dem Gedanken, etwas in den Jeep-Service zu investieren.
Wir kamen unten an. Wir setzten uns an einen Tisch mit Blick aufs Meer. Wir tranken Wein und Cisk. Wir waren begeistert. Und sagenhaft glücklich.
Ich muss ehrlich sagen: Selten habe ich einen entspannteren Platz gefunden als diesen Tisch an diesem Tag in dieser San Blas Bay.
Selbst der Anstieg fiel mir anschließend leicht. Was will man mehr?!
Als grandiosen Abschluss des Tages hatten wir uns vorgenommen, uns das noch intakte Window am Wied il-Mielah anzuschauen. Ich sage es mal vorsichtig: Der Plan, das als Ersatz fürs Azure Window einzusetzen, wird nicht funktionieren. Sorry, Gozitaner.
Der Weg dorthin ist eine Gerade-mal-so-Single-Track-Road. Man kann das Window nur unter erschwerten Bedingungen anschauen (der Abstieg über das Tor war vermutlich illegal…) und es fehlt leider das Monumentale und Beeindruckende des Azure Windows.
Immerhin hatten wir es von Angesicht zu Angesicht gesehen. Zeit zum Essen! Wir entschieden uns für einen Besuch im „Il-Kartell“ – und wurden nicht enttäuscht. Hier war entschieden meine Portion Linguini al Kartell das Highlight. Da waren am Ende mehr Muscheln, Garnelen und Fisch als Nudeln auf dem Teller.
Ich stand kurz davor, die „Weiße Flagge“ zu schwenken, aber ich schaffte es. Und ich sage es an dieser Stelle ausdrücklich: When in Marsalforn, visit ‚Il-Kartell'“!
Morgen gibt es ein weiteres Rezept, auf das mich Gozo bzw. das neuerworbene Kochbuch brachte. Und das Marmeladenrezept von gestern wurde gerade nach dem zweiten Test modifiziert. Jetzt passt das wie verrückt. Vor allem mit dem morgigen Rezept und etwas Käse.
Es ist wahr. das Ersatz-Window ist einen tick zu funktional – neue Sachlichkeit oder so. Ansonsten – wunderbare Fotos. Das Glück ist nachvollziehbar.
es ist einfach nicht massentauglich. man kann es nicht von weiter weg anschauen. und man kann praktisch mit dem auto drauf fahren, weil da direkt ein parkplatz ist. blöd 😀
20 Kilo! Einem aufmerksamen Leser fällt gerade der (ungefilterte) Kaffee aus der Hand. 😀
naja… es wurde aber auch echt zeit 😀