Seit über einer Woche nicht gebloggt. Skandalös! Mein notorisch-katholisches „schlechtes Gewissen“ drückt schon arg, aber Freizeit ist gerade eher Mangelware. Da gilt es jetzt einiges nachzuholen. Fangen wir mal in völlig willkürlicher Reihenfolge mit den Zucchini an.
Sie „liefern“ – neoliberal formuliert – in diesem Jahr deutlich unter den Anforderungen. Was sie liefern, sind männliche Blüten. Ansonsten fällt die gefürchtete Zucchinischwemme diesmal wohl komplett aus. Die Aussaat erledige ich üblicherweise alljährlich mit einer Mischung aus „Yeah! Grow, Zucchino, grow!!!“ und leicht schwitzigen Händen angesichts der bislang unumstößlichen Tatsache, dass ich etwa zwei Monate später fast wahnsinnig werde, weil ich mich vor Zucchini nicht mehr retten kann. Richtig! „Bislang“. Nicht so diesmal. Vier Zucchini – in Worten: vier!!! – habe ich bislang geerntet. Selbst dem Gatten ist das schon aufgefallen.
Ich tue derweil so, als ob mir das egal sei, und verschiebe innerlich die Zucchinischwemmenplanung – was habe ich nicht alles an Rezeptideen gesammelt seit der letzten Ernte! – auf 2021. Bis dahin lehne mich entspannt zurück. Hach!
Die Kürbisse – ich hatte zwei Pflanzen von einer Kollegin im Austausch gegen irgendwas, das mir gerade nicht mehr einfallen will, bekommen – halten sich vornehm zurück. Ob wenigstens das wohl noch was wird?!
Derweil sind die Tomaten recht fleißig. Und die waren ja diesmal eigentlich meine Sorgenkinder. Vor allem die Cocktailtomaten hängen voll wie nie zuvor. Und davon gibt es diesmal überdurchschnittlich viele. Da hat sich der Anbau allerdings echt gelohnt. Tolle Sorten sind dabei! Unser bisheriges Highlight war definitiv die kleine, grüne Samocvet Izumrodny. Muss man nicht aussprechen können, um sie toll zu finden. Ehrlich!
Ich denke, auch die schwerste Tomate der Saison habe ich bereits geerntet. Wobei da ja noch Luft nach oben für die Konkurrenz wäre. Mit 737 Gramm liegt bislang die Crnkovi Yugoslavian vorne.
Das mal so als Gartenzwischenstand.
Gekocht wurde auch einiges aus der bisherigen Ernte. Kaum ein Teller verlässt zur Zeit die Küche ohne ein paar angeschwitzte oder ofengeschmorte Tomaten. Und auch sonst schwelgen wir momentan trotz akutem Zeitmangel abends desöfteren im siebten (Futter-)Himmel. Zu tolle Sachen finde ich ständig.
Zusätzlich erforderte der Besuch von Max und Rebekka am vorvergangenen Wochenende die Zubereitung einer Reihe von vegetarischen – nennen wir es der Einfachheit halber „Meze“. Das oben sind Aloo Paratha – ein Pfannenbrot mit einer Füllung aus Kartoffeln, Kräutern und Gewürzen. Ich habe keine Ahnung, ob ich das noch mal rekonstuiert bekomme, aber ich werde es ein zweites Mal zubereiten und mitschreiben. Das hat sich gelohnt.
Die Linsenbällchen unten rechts gab es in einer scharfen Paprikasauce – wie hier. Oben ein Rote-Bete-Dip und Hummus. und unten noch Halloumi in Kataifiteig. Und mittlerweile sind die beiden – also Max und Rebekka, nicht Halloumi und Hummus – auch umgezogen. Nein. Nicht zu uns. Sondern von Mainz nach Wiesbaden. Wundert mich, dass das so problemlos ohne Visum ging. Max, der ja ein echter Meenzer Bub ist, hat es offensichtlich auch locker weggesteckt. Wir werden sehen, wie die Integration so läuft. Ist ja nicht ganz einfach, so ein Kulturwechsel. Wobei der Umzug von der Mainzer Neustadt ins Wiesbadener Westend ja nicht so brutal ist.
Der Besuch brachte mir einen Blumenstrauß, an dem ich mich immer noch erfreue, und diese Karte ein. Da lohnt es sich doch, ein bißchen Essen herzustellen!
Im Anschluss kam dann die Woche mit den „acht (oder so…) Kötzlichkeiten“ – unterbrochen von ein paar Abendbrot-Tagen, weil wirklich gar keine Zeit für mehr war.
Auf die ersten Muscheln der Saison – die Gier verhinderte ein Foto! – folgte tags drauf ein herrlicher Teller aus schwarzer Pasta mit den aufbereiteten Resten des Muschelsuds. Dazu Garnelen und Ofentomaten.
Dann – es gab Pastareste! – entstand ein japanisch angehauchter Teller. Ich wollte nur mal einen Blick in die Fischtheke meines Vertrauens werfen. Ehrlich. Aber da war dieser Thunfisch. Und herrliche Saiblingsfilets. Und wer bin ich schon, dass ich da stundenlang erbitterten Widerstand geleistet hätte?!
Eben. „Widerstand zwecklos!!!“ plärrte kurzerhand der Vogone in mir. Also landete der Thunfisch in Sojasauce (und die Saiblinge portioniert in der Gefrierung). Und nach einer Weile wälzte er sich in Sesam. Der schwarze Pastateig wurde zu Teigtaschen mit Wurzelgemüsefüllung mit Ingwer und Knoblauch verarbeitet. Dazu gab es – Überraschung! – geschmorte Tomaten. Ein Traum von einem Abendessen!
Und dann folgte gestern das Highlight:
Also eigentlich gestern und vorgestern. Vorgestern mit den Pastaresten und Tomatensauce – auch hier: kein Foto aus purer Gier. Gestern dann mit Basilikumgnocchi aus dem im Garten an allen nur denkbaren Stellen regelrecht explodierenden Basilikums. Und mit dem Star des Tellers: einem Steak vom Piemonteser Rind. Ich bin verliebt!
Der Waldhof in Niederseelbach – das ist jetzt definitiv keine Werbung, weil selbst bezahlt, selbst eingekauft und null bestochen – hat diese Rinder neuerdings im Angebot. Und sie sind wirklich traumhaft. Zart, saftig, aromatisch. Verdammt! Ich kriege Hunger… Der Waldhof hat sich in den letzten Wochen definitiv zu meinem persönlichen Fleischparadies ausgewachsen. Besser geht’s nicht!
Was ebenfalls in den Einkaufskorb wanderte, waren zwei Ochsenschwänze. Wenn die da so provozierend rumliegen! Was kann ich denn dafür?! Ich habe sie dann am Sonntag stundenlang geschmort und zerfleddert aka das Ochsenschwanz-Duftbäumchen in der Küche aufgehängt. Sie warten derzeit auf ihren Einsatz morgen auf Pasta.
Ansonsten – also abgesehen vom Kochen und Essen – war die Zeit seit meinem letzten Blogpost eher doof. David Graeber, der Mann mit meinem Mädchennamen und der Beweis dafür, dass dieser Name vielleicht doch so schlecht nicht ist, ist tot. Wieder ein Fall für die Kategorie „Immer die Falschen!!!“. Verdammt!
Weiterhin habe ich beschlossen, ab sofort härter durchzugreifen, wenn sich mal wieder irgendwer unter Nutzung des Corona-Abstands dreist in der Supermarktkassenschlange vor mich drängelt. Das ist wie auf der Autobahn, wenn man versucht, sich an die Abstandsregel zu halten, und dann ständig jemand diese durch waghalsige Spurwechsel zunichte macht. Wie genau ich mich „wehren“ werde, weiß ich noch nicht, aber ich hab’s mir mal locker vorgenommen. Am Ende werde ich vielleicht einfach mal den Mund aufmachen?! Mal schauen…
Cliffhanger: Der Weinbergpfirsichbaum… Damit kann ich gerade gar nicht umgehen… Ich verschiebe es aufs nächste Blogpost.