Wenn Fehler funktionieren…

Bei den „Langschläfern“ als Ergebnis des wochenendlichen Synchronbackens war für mich noch deutlich Luft nach oben. Mein Fehler. Ich erkläre ihn gleich. Kruste oben perfekt – aber am Rand und unten deutlich zu unknackig. Die Krume hätte grobporiger sein können / sollen / müssen. In den Teig allerdings war ich von Anfang an verliebt. Der war, wie ein Teig sein muss. Das November-Synchronbacken ist bei mir aber ohnehin von Anfang an nicht ganz rund gelaufen.

Fast wäre es gleich zu Beginn komplett in die Hose gegangen, aber Birgit hat mich abends noch rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass der Vorteig nicht in den Kühlschrank, sondern auf die Arbeitsplatte gehört. Danke. Stupid me! Aber so ist das halt, wenn man tausend verschiedene Sachen im Kopf hat – und das Rezept dann nur grob überfliegt. Ich befreite den Vorteig nach etwa einer halben Stunde aus dem silbernen Freund und ließ ihn über Nacht in der Küche gehen.

Das hielt mich allerdings nicht davon ab, am nächsten Tag gleich den zweiten – und diesmal wirklich gravierenden – Fehler zu machen: Ich überging die Kühlschrankgare des fertigen Teigs. Seufz…

Morgens machte der Vorteig einen wirklich motivierten Eindruck. Und nachdem er mit den restlichen Zutaten ein paar Runden durch die Küchenmaschine gedreht hatte, wirkte er noch glücklicher. Anmerkung an dieser Stelle: Die im Rezept angegebene Teigmenge war etwas zuviel für meine kleine KitchenAid Classic. Der Teig wanderte am Rührhaken hoch und wäre sicher ungehemmt bis mindestens in den Motorblock vorgedrungen, wenn ich das nicht  rechtzeitig und rigoros unterbunden hätte. Böser Teig! Aus!!!

Ich hielt mich – bis auf die Mehlsorte – exakt an die Zutaten des Originalrezepts. Experimentieren kann man ja schlielich später noch. Zumindest wenn der erste Versuch erfolgreich gewesen sein sollte. Im „Langschläfer“-Rezept von Dietmar Kappl wurden diese netten Spanförmchen benutzt. Mir fiel ein, dass ich in meinem Nachhaltigkeitswahn (klingt besser als „Das-kann-man-doch-noch-brauchen!“–Messytum) irgendwo im Kellerersatzraum irgendwann zwei davon gebunkert hatte, in denen ich mal irgendwann irgendwas gekauft hatte. Ich fand sie! Perfekt!

Zu ihnen gesellten sich zwei kleine Auflaufförmchen vom betriebsratsfeindlichen blau-gelben Möbelhaus – mit Backpapier ausgelegt. Fertig. Und optimal vorbereitet!

Nach dem Kneten ging es ans Falten. Mit Falten kenne ich mich aus. Ja. Schlechter Witz. Ich weiß… Ich brachte meine Käseabtropfwanne zum Einsatz. Sorgfältig geölt war sie perfekt für die Bearbeitung des Teigs.

Zweimal falten, Wartezeiten dazwischen – und dann ab in die Formen.  Und dann eigentlich erstmal ab in die Kühlung – aber das ist von mir ja wie gesagt geflissentlich ignoriert worden.

Mein zweiter Versuch fand dann am Montag und Dienstag statt, ließ sich allerdings nur so einrichten, dass aus den acht bis sechzehn Stunden Kühlzeit etwa zwanzig wurden. Diese Ganztagsarbeitsplätze zertören einem echt die ganze Planung! Ich fand die Verlängerung der Kühlschrankgare allerdings noch halbwegs vertretbar. Die Teigmenge wurde auf etwa zwei Drittel reduziert, was dafür sorgte, dass die Küchenmaschine nicht wieder qualvoll stöhnen musste. Der Teig wirkte ähnlich erfreulich wie beim ersten Versuch. Die Mehlsorte war wegen der besseren Vergleichbarkeit die gleiche.

Hier das etwas abgewandelte Originalrezept:

Langschläfer

Gericht: Brotkörbchen
Portionen: 4 kleine Brote
Kalorien:
Autor: MrsFlax

Zutaten

Vorteig

  • 150 g Wasser 4°C
  • 150 g Weizenmehl T80
  • 0,2 g Frischhefe

Hauptteig

  • Vorteig
  • 850 g Weizenmehl T80
  • 550 g Wasser 10°C
  • 20 g Gozo-Salz
  • 4 g Frischhefe

Anleitung

  • Am Vorabend Zutaten für den Vorteig grob vermischen und bei Zimmertemperatur über Nacht abgedeckt gehen lassen.
  • Morgens Vorteig mit Hauptteig-Mehl und -Wasser in die Schüssel der Küchenmaschine geben, kurz durchkneten und zugedeckt eine halbe Stunde gehen lassen.
  • Salz und Hefe zugeben und im langsamsten Ganz verkneten lassen, bis sich der Teig nach etwa zehn Minuten sauber von der Schüssel löst. Nochmals drei Minuten etwas schneller verkneten lassen.
  • Teig in eine geölte Wanne geben und etwa 30 Minuten ruhen lassen.
  • Von allen Seiten zur Mitte hinfaten und nochmals etwa 30 Minuten gehen lassen. Das Falten wiederholen und nochmals 30 Minuten gehen lassen.
  • Teig mit einer Teigkarte teilen und Teigstücke mit geölten Fingern in sich drehen und in die Formen geben. Formen für mindestens acht Stunden in den Kühlschrank geben.
  • Anschließend bei 250°C mit einer mit Wasser gefüllten Fettpfanne unten im Ofen abbacken. Temperatur nach ein paar Minuten auf 210°C senken. Backzeit bei mir etwa eine halbe Stunde.

Trotz meines kapitalen Fehlers am Synchronback-Wochenende war das Ergebnis des ersten Versuchs zwar zufriedenstellend und äußerst wohlschmeckend, aber doch auch etwas kompakter als erwartet. Wie fluffig wäre das wohl gewesen, wenn ich alles richtig gemacht hätte?! Nicht auszudenken!

Ein zweiter Versuch mit Fehlerkorrektur musste her. Der wirkte dann gestern Abend, als ich den Teig in den Förmchen aus dem Kühlschrank nahm, deutlich blubberiger und aufgeregter. Und das blieb auch während des Backens so. Wegen der geringeren Teigmenge kamen am Ende eher zwei Brötchen und zwei sehr kleine Brote heraus, aber das passte auch.

Ich werde die Langschläfer vielleicht doch nochmal mit einer anderen Mehlsorte und einer Kühlschrankgare, die zeitlich zwischen den beiden Versuchen liegt, testen. Irgendwie bin ich noch nicht ganz zufrieden. Die Knusprigkeit der Kruste und die fluffige Krume gefallen mir allerdings wirklich gut. Ich denke, die „Langschläfer“ haben eine dritte Chance verdient.

Mit dabei im November:

zorra von 1x umrühren bitte aka kochtopf
Birgit von Birgit D – Kreativität in Küche, Haus & Garten
Silvia von Kulturgut
Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum
Caroline von Linal’s Backhimmel
Britta von Backmaedchen 1967
Carla von Herbs & Chocolate
Johanna von Dinkelliebe
Simone von zimtkringel
Conny von Mein wunderbares Chaos
Britta von Brittas Kochbuch
Sandra von From-Snuggs-Kitchen
Dagmar von Dagmars Brotecke
Volker von volkermampft

Und zum Mitnehmen:

24 Kommentare

      1. Ich habe es tatsächlich auch ein 2. Mal gewagt und bin mit meiner Abwandlung viel zufriedener. Zeit gespart habe ich auch noch . Bin auf dein 2. Experiment gespannt.

    1. ich bin auch der meinung, dass ich in der woche plätzchenurlaub, die ich normalerweise alljährlich im dezember nehme, egentlich vom arbeitgeber freizustellen wäre. ja. ist total klar! =)

  1. Deine Langschläfer sehen gut aus…den Fehler bemerkt man doch gar nicht. Denke auch, wir haben unser bestes getan, der Fehler liegt nicht bei uns…hat bestimmt was mit dem Ofen zu tun…

    LG
    Dagmar

  2. Na da warst du doch in guter Gesellschaft mit allen, einschließlich mir, die Probleme mit dem Rezept hatten. 🙂 Also es lag definitiv nicht an uns sondern am Rezept. Bei mir hat es dann auch erst beim zweiten Anlauf funktioniert, nachdem ich Nachbesserungen am Rezept vorgenommen habe.
    Liebe Grüße
    Johanna

    1. immerhin hat uns das brot heute morgen vor dem verhungern gerettet. da ich ja zwei versuche gestartet hatte, konnte ich heute morgen ein paar scheiben auftauen. geht doch 😀

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